Mülheim. Die Millionen-Investition der WDL am Flughafen Essen-Mülheim wird von CDU und Grünen kritisch beäugt. Sie fragen: Ließ sich die Stadt blenden?

Das sich im Stadtrat anbahnende Bündnis aus CDU und Grüne äußert große Bedenken hinsichtlich des Bauvorhabens, mit dem die Westdeutsche Luftschiff-Gesellschaft (WDL) nach eigenen Angaben zehn bis zwölf Millionen Euro in eine Luftschiff-Eventhalle, zwei neue Flugzeug-Hangars und Bürobauten am Flughafen investieren will. Investor, Flughafen-Firmen und der städtische Beteiligungsmanager kontern.

CDU und Grüne beziehen sich in ihrer gemeinsamen Presseerklärung auf einen Bericht dieser Redaktion aus dieser Woche, wonach die WDL ihre Neubaupläne überarbeitet hat, um alsbald bei der Stadt eine Bauvoranfrage zu stellen. Dabei hatte WDL-Geschäftsführer Frank Peylo nicht nur angekündigt, dass aus Statik-Gründen ein kompletter Neubau der Luftschiffhalle (dann als Eventhalle mit transparentem Dach) nötig sei.

Luftschiff-Eventhalle soll nur einen verhältnismäßig kleinen Anbau bekommen

Er hatte auch gesagt, dass die WDL nicht mehr mit der Eventhalle und einem einzigen, direkt verbundenen Multifunktionsbau plane, sondern kleinteiliger bauen wolle. Konkret plant die WDL nur einen mit rund 2500 Quadratmeter Nutzfläche verhältnismäßig kleinen Anbau an den Luftschiff-Hangar. Hier sollen WDL-Verwaltung, Theodor-Wüllenkemper-Stiftung und eine Gastronomie Platz finden.

Schon heute verfügt die WDL nach eigenen Angaben über die Möglichkeit, 60 bis 65 Flugzeuge bei sich unterzustellen. Daran solle sich in Zukunft nichts ändern, so Geschäftsführer Frank Peylo.
Schon heute verfügt die WDL nach eigenen Angaben über die Möglichkeit, 60 bis 65 Flugzeuge bei sich unterzustellen. Daran solle sich in Zukunft nichts ändern, so Geschäftsführer Frank Peylo. © FUNKE Foto Services | Martin Möller


Anstelle des heutigen, baufälligen Multifunktionsgebäudes sollen zwei neue Flugzeug-Hangars gebaut werden mit einer Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern, jeweils mit angeschlossenen Bauten à 1500 bis 2000 Quadratmetern für Büros und Gewerbe.

CDU und Grüne befürchten noch mehr Fluglärm und Einnahmeausfälle für die FEM

An den mutmaßlich „massiven Änderungen der Neubaupläne für eine Luftschiffhalle und -Hangar sowie zusätzlich für zwei neue Flugzeug-Hangars“ stoßen sich nun CDU und Grüne in Person ihrer Fraktionsspitzen Christina Küsters und Tim Giesbert. Die Änderungen hätten nur wenig mit dem Anfang des Jahres von der WDL präsentierten Nutzungskonzept zu tun, das etwa auch eine Kita in Aussicht gestellt habe. Stattdessen sei zu befürchten, dass der benachbarten Flughafengesellschaft FEM mit den geänderten Plänen zusätzlich zu ihrem Defizit Mieteinnahmen verloren gingen und mehr Fluglärm drohe.

Es seien viele Fragen zu klären, so CDU und Grüne, die auch in Zweifel ziehen, ob der gegen ihre Parteien „durchgepeitschte“ Ratsbeschluss zur Flugbetriebsgarantie bis 2034 und zur langfristigen Verlängerung des WDL-Pachtvertrages diese Planänderungen decke. Es stelle sich „nicht zuletzt die brisante Frage, ob sich die Ratsmehrheit im Februar bei der Entscheidung über die WDL-Pachtvertragsverlängerung mit einer jetzt nicht mehr aktuellen und stark abgeänderten Neubauplanung überrumpeln und blenden ließ“.

WDL-Geschäftsführer Peylo: An der Nutzfläche ändert sich nichts

Während Küsters und Giesbert unmittelbar nach Eingang entsprechender Bauanträge eine umfassende Information seitens der Verwaltung für den Stadtrat einfordern, schüttelt WDL-Geschäftsführer Peylo nur mit dem Kopf. Die WDL wolle mit dem Neubau der zwei Hangars lediglich die Unterstellmöglichkeiten ersetzen, die im abrissreifen WDL-Bau ohnehin vorhanden seien. Das sind 5000 Quadratmeter, am Ende werde man bei plus oder minus zehn Prozent landen. Jene Flugzeug-Stellflächen waren auch Bestandteil der Neubaupläne aus Februar dieses Jahres.

Peylo kann nicht verstehen, warum CDU und Grüne, „ohne mal bei uns nachzufragen“, von einer „stark veränderten Neubauplanung“ sprechen, und hofft, „dass sich der neue OB nicht in diesen Sumpf ziehen lässt“. An der Nutzfläche ändere sich fast nichts. Der einzige Unterschied sei, dass man kleinteiliger bauen wolle – aus dem simplen Grund, dass man zurzeit davon ausgehen müsse, dass der Flughafenbetrieb 2034 ende. Integriere man Hangars nicht in Multifunktionsgebäude, sei es im Fall der Fälle möglich, sie abzureißen.

Bis auf 1500 Quadratmeter Bürofläche soll alles bereits vermietet sein

Diese Animation der künftigen Luftschiff-Eventhalle mit angeschlossenem Multifunktionsbau (samt Flugzeug-Unterstellplätzen) hatte die WDL Anfang des Jahres präsentiert. Jetzt plant sie ihr Bauvorhaben kleinteiliger.
Diese Animation der künftigen Luftschiff-Eventhalle mit angeschlossenem Multifunktionsbau (samt Flugzeug-Unterstellplätzen) hatte die WDL Anfang des Jahres präsentiert. Jetzt plant sie ihr Bauvorhaben kleinteiliger. © Unbekannt | WDL


Die pauschalen Unterstellungen von Schwarz-Grün, die Grünen-Fraktionssprecher Tim Giesbert auf Nachfrage dieser Redaktion nicht mit Fakten unterfüttern konnte, wies Peylo entschieden von sich. Ein Kita-Standort komme nach Rücksprache mit dem Jugendamt nicht infrage. Dafür, dass die einst in Rede stehende Marketingagentur nicht Mieter werde, gebe es eine große Zahl alternativer Mietinteressenten.

Als Mieter stünden bereits die jetzigen Mieter, die Musikschule und die Flugschule TFC Käufer sowie ein Filmunternehmen und eine Firma fest, die Beratungsleistungen für den Luftverkehr erbringe. Alle künftigen Mieter seien noch nicht zu verkünden. Bis auf 1500 Quadratmeter sei aber alles vermarktet.

Beteiligungs-Chef: Der Flughafen hat alles voll vermietet

Dem Vorwurf, die WDL-Investition werde die Einnahmesituation der defizitären Flughafengesellschaft weiter verschlechtern, widerspricht nicht nur Peylo. Die Flugschule TFC Käufer hat Stellplätze ohnehin nur bei der WDL angemietet. Für die Flugschule FFL sagte deren Geschäftsführer Ulrich Langenecker, dass er auch fast alle seiner Flugzeuge auch heute schon bei der WDL unterstellt. Die Flughafengesellschaft könne die Nachfrage mit ihren zwei Hallen gar nicht befriedigen, so dass viele Flugzeug-Inhaber schon nach Dinslaken ausgewichen seien.

Der städtische Beteiligungschef Hendrik Dönnebrink bestätigt das auf Anfrage: Es bestehe ein Kapazitätsproblem. „Der Flughafen hat alles voll vermietet. Das kann man einfach schon daran sehen, dass viele Flugzeuge draußen stehen müssen.“ Mit einem Hallenneubau hätte auch die Flughafengesellschaft Einnahmen generieren können. Doch sie scheut das Investitionsrisiko. Weil sie keine Planungssicherheit hat.