Mülheim. CDU-Kandidat Marc Buchholz hat die OB-Stichwahl in Mülheim deutlich gewonnen. SPD-Chef Bakum spricht von einer „schmerzhaften Niederlage“.
Schon nach den ersten drei von 148 ausgezählten Stimmbezirken lag Marc Buchholz vor Monika Griefahn und der CDU-Kandidat fragte: „Können wir das einfrieren?“ Am Ende war es ein deutlicher Sieg für den Mann, der seit eineinhalb Jahren das Dezernat für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur leitet und erst im Juni in den Wahlkampf eingestiegen war. 18 Jahre nach Jens Baganz stellt die CDU wieder einen Oberbürgermeister. Mit 56,9 Prozent der Stimmen hat Buchholz deutlicher gewonnen, als es nach dem Kopf-an-Kopf-Rennen zu ahnen war.
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Dabei gelang es Buchholz auch, in einigen SPD-Hochburgen die Nase vorn zu haben: So holte er in Dümpten-Nordost ebenso die Mehrheit wie in Winkhausen, Heißen-Ost und Heißen-Mitte – in all diesen Stimmbezirken hatte Monika Griefahn bei der OB-Wahl am 13. September noch deutlich gewonnen.
Mülheimer CDU-Fraktionschefin: „Mit den Grünen stimmt die Chemie“
CDU-Fraktionschefin Christina Küsters freut sich nun auf eine gute Zusammenarbeit mit den Grünen im Rat: „Ich bin sehr glücklich über diesen Wahlausgang. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine gute Ratsarbeit machen. Mit den Grünen stimmt die Chemie. Wir beginnen bald die Gespräche über die zukünftige Ratsarbeit.“ Zur Wahlparty der CDU im Restaurant Kaimug auf der Ruhrpromenade waren auch zahlreiche Grüne gekommen. Grünen-Fraktionschef Tim Giesbert sagt, es werden „harte und vielleicht lange Koalitionsverhandlungen“. „Wir haben Gemeinsamkeiten, aber auch Knackpunkte.“
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Ratsmitglied Heiko Hendriks dankte den Grünen für ihre Unterstützung: „Das nötigt mir Respekt ab.“ Wenn man sehe, „wie viel Geld die SPD da reingesteckt hat, ist dieser Sieg wirklich fulminant“.
Kreisvorsitzende Astrid Timmermann-Fechter ist „dankbar“, dass Marc Buchholz für die CDU angetreten ist. „Die Bürger haben uns einen Auftrag zum Wechsel gegeben, wir nehmen den Auftrag an, Mülheim wieder nach vorne zu bringen.“
Buchholz will mit Kufen (Essen) und Schranz (Oberhausen) zusammenarbeiten
Unterdessen verspricht Buchholz, „schnelle und gute Arbeit“ als Oberbürgermeister zu leisten. Er blickt dabei auch auf die Nachbarstädte Essen und Oberhausen mit ihren CDU-Oberbürgermeistern Thomas Kufen und Daniel Schranz. „Ich freue mich darauf, mit ihnen zusammen wirken zu dürfen, können und wollen. Ich glaube, dass wir gemeinsam Großes für die Menschen bewirken können.“
Monika Griefahn stellte sich mit einem Lächeln der Niederlage: Die Partei, allen voran Parteichef Rodion Bakum, habe „gerackert“. „Vielleicht dauert es einfach länger als ein Jahr, das Vertrauen der Bürger wiederzugewinnen. Wenn ich es geschafft habe, dass ihr alle gemeinsam an einem Strang zieht, haben wir schon viel gewonnen.“
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Mülheimer SPD: „Man verliert nicht einfach so zehn Prozent“
Bakum hingegen spricht von einer „schmerzhaften Niederlage“ und attestierte den Genossen, allen voran Monika Griefahn, einen „super Wahlkampf“. Man müsse nur ein Jahr zurückschauen, so Bakum, da habe es geheißen, die SPD sei „ein Scherbenhaufen“. Der sei nun zusammengekehrt. Es gehe jetzt darum, den Neuaufbau für 2025 in Angriff zu nehmen. Bakum: „Das wird hart, es wird ein tiefes Tal.“ Deutliche Selbstkritik sei weiter nötig. „Man verliert nicht einfach so zehn Prozent.“
Buchholz’ SPD-Vorgänger Ulrich Scholten hatte 2015 mit 57,1 Prozent der Stimmen die Wahl gewonnen. Damals lag die Beteiligung noch niedriger als bei dieser Wahl: 37,8 Prozent der Wahlberechtigten nutzten gestern ihr Stimmrecht; 2015 waren es 36,6 Prozent gewesen. In absoluten Zahlen sprachen sich mehr Wähler für Buchholz aus: 27.716 stimmten für den CDU-Kandidaten. Bei Scholten waren es 26.952.
Von der OB-Stichwahl berichten Deike Frey, Linda Heinrichkeit, Frank-Rainer Hesselmann, Mirco Stodollick und Dennis Vollmer