Mülheim. Baumstreit an der Jägerhofstraße in Mülheim-Speldorf: Einige Anlieger wollen Schattenspender, andere sagen, große Grundstücke sind grün genug.
„Verkehrsberuhigung kann, muss aber nicht unbedingt sein. Und Bäume brauchen wir in der Straße auch nicht. Die Gärten an beiden Seiten sind gut bewachsen und grün genug.“ So argumentieren Anlieger der Jägerhofstraße in Speldorf. Sie haben erfahren, das auf ihrer Straße bald Mittelinseln mit fünf Bäumen zur Verkehrsberuhigung eingebaut werden sollen – für 30.000 Euro. „Wir haben überhaupt nichts gegen Bäume. Aber an anderen Stellen, wo es kaum Grün gibt, können sie sinnvoller das Klima verbessern“, schildern die Anlieger gegenüber dieser Zeitung.
Dagegen heißt es in der Begründung zum einstimmig gefassten Beschluss der zuständigen Bezirksvertretung 3 (linke Ruhrseite): „Die Anwohner in der Jägerhofstraße wünschen zur Verbesserung des Stadtklimas die Pflanzung von neuen Straßenbäumen. Zwischen Ahornstraße und Hittfeldstraße stehen bisher keine Straßenbäume. Es wurde zudem gewünscht, die Baumstandorte als verkehrsberuhigende Einbauten in die Straße auszudehnen.“
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Auf der Ostseite wird Leitungsschutz eingebaut
Straßenplaner und Grünflächenbetreuer im Technischen Rathaus unterstützen das Anliegen. Sie prüften, an welchen Stellen in der Jägerhofstraße Bäume Schatten spenden können. „Auf der Westseite liegen zahlreiche Leitungen. Dort geht das nicht. Auf der Ostseite müssen wir mit Leitungsschutz arbeiten, aber das klappt“, erläutert Helmut Voß vom Amt für Verkehrswesen und Tiefbau auf Nachfrage.
Danach stand fest: Es sollen zwischen Ahorn- und Hittfelstraße Baumbeete entstehen. Zwei mit jeweils einem Stamm und ein langgezogenes mit drei Bäumen. „Gepflanzt werden Bäume mit schmalen Kronen“, fügt Helmut Voß hinzu. In diesem Bereich stünden auf der Jägerhofstraße keine Bäume. „Die angrenzenden Gärten werden nicht beeinflusst.“ Daher sei es gut, wenn die Jägerhofstraße einige Schattenspender erhalte, damit die Fahrbahn sich nicht so aufheize.
„Nachbarn reden vielleicht nicht miteinander“
Anlieger hatten Grünflächenamtsleiterin Sylvia Waage angesprochen, ob es möglich sei, die Straße mit Bäumen zu verschönern. Weil die Stadt in der Nähe Bäume umlegen musste und Ersatzpflanzungen verpflichtend sind, war die Jägerhofstraße dafür ein guter Standort. Die Ortspolitiker folgten dem Vorschlag und stimmte zu.
Was Anlieger der einen Grundstücksfront erfreut, verärgert die auf der anderen. Beide Seiten sind sich bei neuen Bäumen nicht grün. „Niemand hat uns über das Projekt informiert“, wettert einer. Eine andere Nachbarin hat bereits an die Stadt geschrieben und „um Unterlassung“ gebeten. Baumfreunde und Laubverächter ducken sich gleichermaßen auf ihren großen Grundstücken und möchten nicht mit Namen in der Zeitung stehen. „Sie reden vielleicht auch nicht miteinander“, vermutet ein Ortspolitiker.
Anwohner würden Bäume auch bewässern
In der Sitzung hatte Werner Seeger (FDP) erklärt, Anwohner würden Bäume auch auf eigene Kosten pflanzen. Albrecht Warth (MBI): „Mich haben auch Anwohner angesprochen, sie wünschen sich mehr Bäume.“ Heinz-Dieter Zeitnitz (SPD) riet, die Verwaltung solle mit den Anwohnern sprechen.
Peter Ludewig (Rats- und Rechtsamt) informierte die Ortspolitiker, es liege ein Anwohnerschreiben aus dem Jahr 2019 vor, in dem diese erklärten, sie wollten die Pflanzungen unterstützen und die Bäume zusätzlich wässern.
Bienenfreundliche Blumenesche
Mitarbeiter des Amtes für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen haben drei Baumarten ausgewählt. Sie müssen „klein und schmalkronig“ „resistent gegen Trockenheit“ und „tolerant gegen Streusalz“ sein.
Diese Kriterien erfüllen der Feldahorn, die Gleditschie der Sorte „Sunburst“ und die Blumenesche der Sorte „Rotterdam“. Favorit ist die prächtig blühende und bienenfreundliche Blumenesche. „Die Entscheidung über die Auswahl trifft die Verwaltung im Dialog mit den Anwohnern und der Verfügbarkeit in den Baumschulen“, steht in der Beschlussvorlage.
Umbau der Fahrbahn beginnt demnächst
Helmut Voß erklärte, die Stadt werde die Inseln zur Verkehrsberuhigung bauen. Die Straße sei eine öffentliche Fläche und könne in diesem Abschnitt Bäume gut vertragen. Ausreichend Parkplätze blieben erhalten, die Durchfahrt werde kaum verengt.
Für die Einbauten zur Verkehrsberuhigung sind 25.000 Euro kalkuliert. Die fünf Bäume sind eine Auflage der Unteren Landschaftsbehörde. Sie kosten rund 5.000 Euro. Das Geld für die Bäume müsse in diesem Jahr ausgegeben werden, weil die Zuschüsse sonst verfallen, heißt es aus dem Rathaus. Darum beginne demnächst auch der Umbau auf der Jägerhofstraße.