Mülheim. Für ein Theaterstück sind Schüler der Mülheimer Willy-Brandt-Schule mit dem Otto-Wels-Preis ausgezeichnet worden. Die Verleihung war in Berlin.

Schüler der Willy-Brandt-Schule haben den Otto-Wels-Preis für Demokratie der SPD-Bundestagsfraktion gewonnen. Für ihr Theaterstück, das sie anlässlich des Holocaust-Gedenktages in der Trauerhalle des jüdischen Friedhofs aufgeführt haben, wurden sie nun in Berlin ausgezeichnet.

Schülerinnen nehmen Otto-Wels-Preis in Berlin entgegen

„Ihr habt die Menschen bewegt, das ist eine ganz tolle Leistung und ihr könnt wirklich sehr stolz auf euch sein“, zeigt sich Schulleiterin Karin Sinn noch immer sichtlich bewegt und gratuliert den Schülerinnen Emely Schledorn, Klara Wirth und Angelina Janczewski, die den Preis gemeinsam mit ihrer Lehrerin Hildegard Schroeter-Spliethoff stellvertretend für den Kurs in Berlin entgegengenommen haben.

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Auch die Schülerinnen und ihre Theaterlehrerin selbst stehen noch sichtlich bewegt unter dem Eindruck der Preisverleihung. „Dass wir unter den ersten drei Gewinnern sein würden, wussten wir, weil wir die Einladung erhalten haben“, sagt Schroeter-Spliethoff. „Aber dass es dann tatsächlich der erste Preis war, hat uns alle überrascht.“

„Wir haben ein Geschenk bekommen, indem wir mit Überlebenden geredet haben“

Ausgezeichnet wurden die Schüler für ihr Theaterstück „Tsurikrufn – Erinnerung“, das sie im Januar anlässlich des Holocaust-Gedenktages in der Trauerhalle des jüdischen Friedhofes aufgeführt haben. Unter anderem waren auch Überlebende und Angehörige von Opfern des Naziregimes zu der Feier gekommen. Für die Schüler eine sehr emotionale Begegnung. „Manche haben geweint, viele haben sich im Anschluss bei uns bedankt und wir sind noch mit ihnen ins Gespräch gekommen“, erinnert sich Emely Schledorn. „Ein Mitschüler hat sehr treffend gesagt, dass eigentlich wir Schüler ein Geschenk bekommen haben, indem wir mit Überlebenden und Angehörigen persönlich sprechen konnten.“

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Es sei ein großer Unterschied, ob man in der Schule über den Holocaust spreche, Sachtexte und Dokumentationen könnten das Grauen nicht so widerspiegeln, wie persönliche Erinnerungen. „Das Thema als Theaterstück zu behandeln, ist auch eine viel emotionalere Herangehensweise“, sagt Schülerin Angelina Janczewski. „Geschichte kann so auf einer anderen Ebene vermittelt werden, es geht einem näher, weil es nicht so abstrakt ist, sondern zur gefühlten Geschichte wird.“

Schülerin der Willy-Brandt-Schule: „Geschichte ist nicht nur das, was war“

Zum siebten Mal verliehen

Bereits zum siebten Mal hat die SPD-Bundestagsfraktion den Otto-Wels-Preis für Demokratie verliehen. Der Otto Wels-Preis soll die Erinnerung an die Schrecken der Nazi-Herrschaft wachhalten und das gesellschaftliche Bewusstsein dafür schärfen, dass die Grundlagen unserer Demokratie und Rechtsstaatlichkeit und das friedlichen Zusammenlebens immer wieder erneuert und gefestigt werden müssen.

Ein Video des ausgezeichneten Theaterstücks können sich Interessierte auf dem Youtube-Kanal der Willy-Brandt-Schule anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=BqMnAwco7Uw

Ein halbes Jahr hat der Theaterkurs gemeinsam mit Hildegard Schroeter-Spliethoff an dem Theaterstück gearbeitet. Als Ausgangspunkt hatte die Lehrerin das Gedicht „Ich bin ein Korn“ der Holocaust-Überlebenden Halina Birenbaum an die Schüler verteilt. Die Schüler hätten dann zum großen Teil selbstständig das Theaterstück daraus entwickelt. Auch Gespräche mit Mitschülern, die im Rahmen des Projektkurses „Erinnern“ das ehemalige Konzentrationslager in Auschwitz besucht hatten, sind in die Inszenierung mit eingeflossen.

Für die drei Schülerinnen ist klar, dass auch sie und ihre Einstellung zum dunkelsten Kapitel der Deutschen Geschichte von dieser Projektarbeit stark beeinflusst wurden. „Man redet immer über damals und dass sich das nicht wiederholen dürfe, dabei wirkt sich das damals ja auch auf unsere aktuelle Zeit aus“, sagt Angelina und Mitschülerin Karla fügt hinzu: „Geschichte ist nicht nur das, was war, sondern es wirkt sich auch darauf aus, wie wir unsere Geschichte gestalten.“ Und Demokratie sei ein hohes Gut, das immer zu schützen sei. Damals wie heute.