Mülheim. Die Corona-Krise beschleunigt den Abwärtstrend am Wirtschaftsstandort Mülheim. Die Arbeitslosenzahlen sind auch im Mai rasant angestiegen.

Die Folgen der Corona-Krise werden auch an Mülheims Arbeitsmarkt immer deutlicher spürbar. Die offizielle Zahl der Arbeitslosen stieg im Mai noch einmal um 6,5 Prozent an, im Vergleich zum Vorjahr gar um 18,1 Prozent.

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Die Arbeitslosenzahl stieg im Mai um 442 Personen, so durchbrach die offizielle Zahl in der Ruhrstadt die 7000er-Marke und liegt aktuell bei 7198 Personen. Binnen eines Jahres stieg die Arbeitslosenzahl gar um 1101 Mülheimer. Die Arbeitslosenquote schnellte von Ende April auf Ende Mai von 7,9 auf 8,4 Prozent hoch. Die Zahl der Arbeitssuchenden steht bei 12.641 Mülheimern, die Unterbeschäftigten-Zahl (inklusive Maßnahmen-Teilnehmer) bei 9317.

1556 Mülheimer Firmen haben seit Ausbruch der Corona-Krise Kurzarbeit angezeigt

Die Corona-Krise lässt weiterhin auch das Ausmaß der Kurzarbeit größer werden. Bis Ende Mai haben laut Agentur für Arbeit weitere 112 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. So liegt die Anzahl der Mülheimer Betriebe, die seit Beginn der Krise von Kurzarbeit betroffen waren, nun bei 1556. Insgesamt 15.599 Personen wurden in den Anzeigen gemeldet. „Damit setzen alle Branchen weiterhin stärker auf Kurzarbeit als auf Entlassungen“, so Christiane Artz, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Oberhausen/Mülheim.

Situation am Ausbildungsmarkt auch angespannt

Auch am Ausbildungsmarkt macht sich die Krise bemerkbar. Seit Oktober sind der Agentur von Arbeitgebern 80 Stellen weniger gemeldet worden als noch im Vorjahreszeitraum. Die Gesamtzahl liegt bei 1035 Stellen, 591 davon sind noch zu haben.

Fast in allen Branchen gebe es noch Möglichkeiten, heißt es, aber auch: „Insbesondere kleinere Betriebe, die sich zu diesem Zeitpunkt oft noch im Auswahlverfahren befinden, sind aktuell unsicher, wie sie dieses in der momentanen Ausnahmesituation gestalten sollen.“

Die Jugendarbeitslosigkeit stieg binnen eines Monats von 4,0 auf 4,4 Prozent, ein für Mülheimer Verhältnisse hoher Wert. Betroffen sind 333 Mülheimer unter 25 Jahren.

Die Zahl der Entlassungen sei im Vergleich zum Vorjahr nämlich nur leicht angestiegen. Die Negativentwicklung bei den Arbeitslosenzahlen führt Artz insbesondere darauf zurück, dass es kaum noch gelingt, erwerbslose Menschen in Arbeit zu bringen. Auch Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer beim Unternehmerverband, kann „in der Fläche keinen großen Personalabbau feststellen“. Eher hätten es neben Beschäftigten etwa der Gastronomie wohl Arbeitnehmer mit Befristungen oder in Probezeit schwer gehabt.

Unternehmerverband: Viele Firmen setzen auf Kurzarbeit als Strohhalm

Viele Unternehmen nutzten die Möglichkeiten zur Kurzarbeit als Strohhalm, um damit die „Saure-Gurken-Zeit“ zu überstehen. Das habe vor zehn Jahren während der Finanzkrise geklappt. Diese Hoffnung bestehe jetzt auch. Die Stimmung in den Unternehmen sei unterschiedlich, so Jonetzko. Verschiedene Branchen (Gastronomie, Messebau, Automobilzulieferer) seien hart getroffen, im Maschinenbau habe man in vielen Betrieben zuletzt noch volle Auftragsbücher abarbeiten können.

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Die Zahl der Insolvenzen ist laut Unternehmerverband gar eher rückläufig, weil die Antragsfrist verlängert worden sei. „2021 wird spannend“, sagt Jonetzko. Da werde es für viele Betriebe darum gehen, dass die Geschäfte wieder durchstarten. Gerade die global aufgestellten Unternehmen seien aber auch abhängig vom Funktionieren internationaler Lieferketten.

1055 freie Stellen in Mülheim – Zahl steht aber unter Vorbehalt

Als „erstes positives Signal“ wertet Agentur-Geschäftsführerin Artz, dass ihrer Agentur im Mai leicht mehr neue Stellen gemeldet worden sind als im April. Zwar liege der Stellenzugang weiter auf einem sehr niedrigen Niveau, jedoch schaffen die Corona-Lockerungen laut Artz „eine leichte Erholung“. Aktuell hat die Arbeitsvermittlung noch 1055 freie Stellen im Bestand.

Die Agentur verweist allerdings darauf, dass die Zahlen überhöht sein könnten: „Angesichts des ab Mitte März stark gestiegenen Beratungsbedarfs von Arbeitgebern für Fragen des Kurzarbeitergeldes ist nicht auszuschließen, dass Stellenangebote zeitweise weniger intensiv als üblich auf Aktualität geprüft wurden“, heißt es.