Mülheim. Endlich wieder eine Party gab es am Wochenende für 130 Leute in Mülheim. Beim „Über-Tag-Festival“ mit DJ Steve Clash war sogar Tanzen erlaubt.

Es waren ungewohnte Klänge, die am Freitagabend von der Freilichtbühne die Dimbeck beschallten. Ungewohnt deshalb, weil sie ein Stück Normalität vermittelten, auf die wir seit einiger Zeit verzichten müssen. Ausgehen, Feiern, Tanzen – in Coronazeiten ein Luxus. DJ Steve Clash konnte nun 130 Besuchern beim „Über-Tag-Festival“ diesen Luxus bieten.

Zunächst brachten die beiden Mädels von „Fifty Fifty“ beim Warm-up das Publikum mit Hip-Hop-Beats in Stimmung. Danach übernahm der gebürtige Mülheimer Stefan Sinsbeck alias DJ Steve Clash mit neuer eigener Musik und vielen Mashups, Remixen und Edits aus allen möglichen Genres.

Corona-Pandemie verhinderte Festival-Premiere im Mai

Ursprünglich wollte der Wahl-Berliner, der früher bei den legendären „Schweinepartys“ im Ringlokschuppen, dann in ganz Deutschland, aber auch international etwa in Clubs in London, Mailand und Istanbul auflegte, das neue Festivalformat an der Freilichtbühne bereits im Mai starten und etablieren. Doch dann machte – wie bei vielen Veranstaltungen – die Corona-Pandemie den Plänen einen Strich durch die Rechnung.

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Gemeinsam mit dem Team der Regler stellte Steve Clash ein Konzept auf die Beine, das der geltenden Coronaschutzverordnung entsprach, gleichzeitig aber den partyhungrigen Besuchern auch ein Stück Club- bzw. Festival-Feeling geben würde. Und so wurde die Party kurzerhand auf die große Freilichtbühne verlegt. „Das ist natürlich eine große Ehre für mich, weil ich als Kind immer in dem Park gespielt habe und hier nicht so viele Künstler im Rahmen eines Konzertes aufgetreten sind“, sagt der DJ. „Ich kenne eigentlich nur Helge Schneider, der regelmäßig auf der großen Freilichtbühne gespielt hat.“

DJ Steve Clash, der mittlerweile in Berlin lebt, wollte das Festival in der Freilichtbühne eigentlich schon Mitte Mai veranstalten. Corona kam dazwischen.
DJ Steve Clash, der mittlerweile in Berlin lebt, wollte das Festival in der Freilichtbühne eigentlich schon Mitte Mai veranstalten. Corona kam dazwischen. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Biertischgarnituren mit ausreichend Abstand untereinander und zum Innenraum gaben den Besuchern genügend Platz, um einander nicht in die Quere zu kommen. Durch Markierungen - „mein Tanzbereich, dein Tanzbereich“ - gab Corona auch die Regeln beim Tanzen vor, an die sich die Besucher gerne hielten.

Besucher sind froh, endlich wieder einen Hauch von Party zu genießen

Auch wenn viele Feiernde gerne die Tanzfläche gestürmt hätten, waren sie einfach nur froh, endlich wieder einen Hauch von Party-Stimmung zu genießen. „Man möchte sich das bisschen Normalität ja nicht auch noch kaputt machen“, sagt Miriam und stößt mit ihren Freunden auf den ersten Party-Abend seit einer gefühlten Ewigkeit an. „Wenn die Leute unvernünftig sind, werden solche Veranstaltungen dann gar nicht mehr genehmigt.“

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Auch drei Tische weiter ist die Stimmung so gut wie lange nicht mehr. „Das ist das beste Festival in diesem Jahr“, ist sich der Mülheimer Tobi sicher. „Nicht schwer, wenn es das einzige ist“, ergänzt sein Tischnachbar mit einem Augenzwinkern.

Format hat gut funktioniert, aber finanziell lohnt es sich nicht

Für die Besucher, aber auch für DJ Steve Clash und das Team der Regler war es ein rundum gelungener Abend. „Das Format hat gut funktioniert und wir überlegen, wie wir das zukünftig für unterschiedlichste Veranstaltungen auf der Freilichtbühne weiterführen können“, sagt Hans-Uwe Koch von den Reglern.

Regler: Aus der Krise das Beste machen

Das Team der Regler geht davon aus, dass es aufgrund der anhaltenden Pandemie mindestens bis Mai 2021 keine Live-Konzerte in der Freilichtbühne geben wird.

Dennoch möchten die Regler die Krise als Chance nutzen und durch Veranstaltungen vor Ort, aber auch dezentral mit der Mittwochsreihe Digital2020, Theater Plan B oder Kino in der Freilichtbühne neue kulturelle Formate weiter entwickeln. Infos auf https://www.reglerproduktion.de/news/.

Wie es mit dem „Über-Tag-Festival“ weitergeht? Diese Frage kann DJ Steve Clash im Moment noch nicht beantworten. Durch die coronabedingten Auflagen lohne sich solch ein Abend mit nur 130 Besuchern finanziell nicht. „Die meisten haben ohne Bezahlung mitgewirkt“, so DJ Steve Clash. „Über die Ticketpreise kann man eine Veranstaltung mit so wenigen Besuchern nicht stemmen, denn die Tickets wären dann schon unverschämt teuer.“

Doch nicht alles ist mit Geld aufzuwiegen. So hatten an diesem Abend, beim ersten „Über-Tag-Festival“ unter erschwerten Bedingungen, sowohl die Besucher als auch die Mitwirkenden einfach nur Spaß. Und Steve Clash konnte man ansehen, dass er nach langer Zwangspause am DJ-Pult endlich wieder voll in seinem Element war.