Mülheim. Mülheimer über 60, ein Drittel der Bevölkerung, waren im Lockdown gut versorgt. Für die fehlenden Sozialkontakte gab es keine Lösung.

Wie ist es den Mülheimer Senioren in der Corona-Krise, im Lockdown ergangen? Eine Sondersitzung des Seniorenbeirats sollte die besondere Situation der Menschen über 60 Jahre erhellen. In Mülheim sind das gut ein Drittel der Bevölkerung. Fazit: Die Versorgung der Menschen der "Risikogruppe" hat gut geklappt. Doch wie die sozialen Defizite künftig in einer vergleichbaren Situation aufgefangen werden können, dazu gab es keinen Zukunfts-Plan.

Gefahr der Vereinsamung von Senioren während des Lockdowns

Helmut Storm, Vorsitzender des Seniorenbeirats, hatte mit den Netzwerkkoordinatoren des Sozialamtes die Beirats-Mitglieder und Vertreter aus den Stadtteilgruppen in den Ratssaal geladen. Zu den Referenten gehörten unter anderem Prof. Harald Karutz, der bei der Mülheimer Feuerwehr das Sachgebiet Psychosoziales Krisenmanagement leitet und Mitglied des Krisenstabs ist, sowie die Awo-Vorsitzende Elke Domann-Jurkiewicz. Nicht nur letztere schilderte die dramatische Gefahr der Vereinsamung der Senioren, was ihr telefonisch in den Zeiten des totalen Stillstands geschildert wurde, in der auch die Begegnungsstätten geschlossen waren. Monika Schick-Jöres (Gemeindecaritas) bestätigte diese Erfahrungen.

Die reine Versorgung mit Lebensmitteln hat gut funktioniert

Die reine Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln oder auch Medikamenten habe in der Lockdown-Phase gut funktioniert, so Helmut Storm. "Es gab keine Mangelversorgung, die Einkaufshilfen haben gut funktioniert." So hätten sich die Mahlzeitendienste umgestellt. "Es gab überall sehr viel Kreativität und Flexibilität." Auch die Nachbarschaftshilfe habe gut funktioniert. "Aber wie wir die mangelnden sozialen Kontakte auffangen sollen, dafür haben wir keine Lösung."

Seniorenbegegnungsstätten sind wieder geöffnet

Die vielen Aktivitäten auch aus der Mülheimer Kulturszene seien höchst anerkennenswert gewesen, so der Vorsitzende des Seniorenbeirats. Das ersetze aber nicht die fehlenden unmittelbaren Kontakte. "Wie soll man das auch machen, wenn man sich nicht nahe kommen darf", fragt Helmut Storm. Die Seniorenbegegnungsstätten seien inzwischen zwar wieder geöffnet, aber auch da falle es vielen nun schwer, den Abstand einzuhalten. "Das sind ja Gewohnheiten, die man lange gelebt hat."

Auch Helmut Storm, 70, hat selbst erstmals die vielen Möglichkeiten der sozialen Medien während des Lockdowns genutzt, etwa Videos verschickt. Ein Ersatz sei das nicht, vor allem nicht für die Alten. "Die sozialen Kontakte sind auf der Strecke geblieben. Wir wissen nicht, wie wir das ersetzen können."