Mülheim. Mülheim: Um Schutzmaßnahmen einzuhalten, gab’s bei der Schlossnacht vier kleine Vorstellungen. Erste Veranstaltung im Schloss nach der Sanierung.

Die zwölfte Broicher Schlossnacht zeigte am Wochenende wieder einmal, dass Kunst grenzenlos ist. Akteure mit und ohne Handicap verzauberten das Publikum mit einem abwechslungsreichen Programm. Gleich in zweierlei Hinsicht war die diesjährige Schlossnacht ein ganz besonderes Ereignis. Denn nachdem das integrative Kleinkunstfest im vergangenen Jahr wegen der Schlosssanierung in die Müga verlegt werden musste, wurde mit der – diesmal kostenlosen – Broicher Schlossnacht das Schloss den Mülheimer Bürgern symbolisch zurückgegeben.

Nach langer Zeit konnten Besucher erstmals wieder den Schlosshof betreten und nach zehn Jahren Bauarbeiten auch die Ringmauer entlang gehen. Außerdem gab es erstmals in der Geschichte der Schlossnacht gleich vier Vorstellungen der Akteure. So konnten die Schutzmaßnahmen in Sachen Corona eingehalten und der Besucheransturm entzerrt werden.

Das Mülheimer Trio Tridiculous“ begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus Akrobatik, Gesang und Tanz.
Das Mülheimer Trio Tridiculous“ begeisterte das Publikum mit einer Mischung aus Akrobatik, Gesang und Tanz. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die „fliegende Luise“ begrüßte die Gäste

Sowohl unter den Besuchern als auch bei den Künstlern gab es neue und alte Gesichter zu entdecken. So wurden diesmal die Gäste nicht wie gewohnt von „Petite Noblesse“ aus Königin Louises Zeiten persönlich am Schlosstor begrüßt. Stattdessen hieß die „fliegende Luise“ die Gäste mit einer artistischen Performance in luftiger Höhe willkommen. Prunkvoll gekleidet mit viktorianischem Flanierschirm schien die Prinzessin alle physikalischen Gesetze außer Kraft zu setzen. Wie in vielen Jahren davor, begeisterten Darsteller der inklusiven Tanzgruppe „tanzbar_bremen“ die Besucher mit ihren Auftritten.

Die Broicher Schlossnacht

Die Broicher Schlossnacht ist ein Gemeinschaftsprojekt vom Mülheimer Verein „Art Obscura“ und der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST).

„Art Obscura“ fördert integrative Kulturprojekte von oder für Menschen mit einer Behinderung.

Entstanden ist Art Obscura 1996 zunächst als Projekt von Künstlern und Kulturschaffenden, im Mai 2000 gründete sich aus der Initiative der Verein.

Für die Sicherheit der Besucher sorgte auf humorvolle Weise das „Ensemble Kroft“, negative Gedanken und Erinnerungen konnten die Besucher bei Feuerbestatter Kai Berthold in bunten Rauch auflösen lassen. Schmerzlich vermisst wurde hingegen die Aktion „Zeichen!“ des Theaters im Dorf. Normalerweise sind die Bewohner des Fliednerdorfes, die die Besucher porträtieren, fester Bestandteil der Broicher Schlossnacht. „Das ist eigentlich immer mein persönliches Highlight“, bedauert Anke Herold, die sich sonst immer ein Porträt als Andenken mit nach Hause genommen hat. „Aber Gesundheit geht nun mal vor, und in Zeiten von Corona ist es nur vernünftig, wenn sich Menschen keinem vermeidbaren Risiko aussetzen.“ So blieb in diesem Jahr auch der legendäre „Flying Wheelchair“, der sonst als Finale über die Köpfe der Besucher fliegt, auf dem Boden. Angestrahlt und umringt von den Avataren der Art Obscura-Kunstgruppe im Zentrum der Ringmauer.

Im Schlosshof wurde bei der Schlossnacht auf Abstand geachtet.
Im Schlosshof wurde bei der Schlossnacht auf Abstand geachtet. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Tridiculous“ aus Berlin begeisterte in Mülheim

Der Höhepunkt an diesem Wochenende waren eindeutig die drei Jungs von „Tridiculous“. Das Trio aus Berlin begeisterte mit einer Mischung aus Akrobatik, Gesang und Tanz. Das Ganze mit einer großen Portion Augenzwinkern garniert, traf es genau den Nerv der Zuschauer in diesen doch manchmal nicht ganz so lustigen Zeiten.

Große Verbundenheit zwischen Künstlern und dem Publikum

Insgesamt war eine große Verbundenheit zwischen Besuchern und Künstlern zu spüren. Die Freude darüber, die Schlossnacht gemeinsam erleben zu dürfen, sei es vor, auf oder hinter der Bühne, war auf allen Seiten riesig. In nur knapp sechs Wochen hatten die Veranstalter und Künstler das abwechslungsreiche Programm auf die Beine gestellt. „Noch Ende Juni sind wir eigentlich davon ausgegangen, dass die Schlossnacht in diesem Jahr ausfallen muss“, sagt Jens Weber vom Mülheimer Stadtmarketing (MST).

Umso mehr hätten sich alle Beteiligten gefreut, als dann doch das Okay kam. „Schon beim Aufbau und bei den Proben hat man eine Euphorie bei allen gespürt, und auch die Besucher waren unheimlich dankbar.“ Rundum eine gelungene Schlossnacht, die im nächsten Jahr aber gerne wieder in gewohnter Form stattfinden kann.