Die Broicher Schlossnacht verzauberte die Besucher. Aufgrund von Bauarbeiten musste das integrative Kleinkunstfestival in die Müga ausweichen.
Künstler mit und ohne Handicap verzauberten auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Besucher bei der Broicher Schlossnacht.
Am Samstag begrüßten Silke Eumann und Wolfgang Ockenfels als „Petite Noblesse“ aus Königin Louises Zeiten die Gäste ausnahmsweise auf fremden Terrain. Aufgrund der Bauarbeiten im Schloss, hatten die Macher des Kleinkunstfestivals in die Müga eingeladen. „Mal etwas anderes, aber im Schloss ist es doch schöner und gemütlicher“, fanden die einen. „Weitläufiger und dadurch sowohl für Künstler als auch Besucher mehr Platz zum agieren“, war die Reaktion der anderen.
Diesmal ausnahmsweise auf der Müga-Wiese
In einer Sache waren sich aber alle Besucher einig: Der Begeisterung für das, was die Akteure auch in diesem Jahr wieder auf die Beine gestellt hatten, tat der Ortswechsel keinen Abbruch. „Es ist immer wieder ein Erlebnis und für uns auch die Möglichkeit, andere Familien zu treffen und kennen zu lernen, in deren Leben das Handicap eines Familienmitgliedes auch eine große Rolle spielt“, sagt Claudia Geffe aus Bochum, die seit vielen Jahren mit ihrem Sohn das Festival besucht. „Max hat eine geistige Behinderung und für uns als betroffene Familie zeigt dieses Festival einfach immer wieder aufs Neue, was Menschen mit Handicap leisten können und dass sie dafür auch viel Anerkennung verdienen.“
Eine Institution, die bei keiner Broicher Schlossnacht fehlen darf, ist die Aktion „Zeichen!“ des Theaters im Dorf. Bewohner des Fliednerdorfes porträtierten die Besucher, die die Zeichnungen als Andenken mit nach Hause nehmen konnten. Diesmal hatte die kreative Gruppe aus Selbeck Unterstützung vom inklusiven Theaterlabor „Hatschisi“ aus Potsdam. Auch andere Klassiker, wie die weisen Frauen des Orakels oder die Spezialisten mit ihren fantasievoll geschmückten Rollstühlen, durften natürlich nicht fehlen.
Bewohner des Fliednerdorfes portraitieren die Besucher
Kunterbunt war auch das Programm der diesjährigen Gastakteure. Irrsinnig komisch war der Kampf des Franzosen Ivan Chary mit den Tücken einer Telefonzelle und eines Wurfzeltes. Die spanischen Tänzer des inklusiven Tanztheaters „Danza Mobile“ widmeten sich der Frage der Zugehörigkeit. Das Maskenensemble des Bremer „Blaumeier-Atelier“ unterhielt die Besucher mit ihrer pittoresken „Makapelle“.
Lolo Lovina aus Australien brachte mit der Roma-Gipsy-Sängerin und Frontfrau Sarah Bedak einen gelungenen musikalischen Mix aus Balkanmusik, Heavy Metal, Swing und Tango au f die Bühne der Drehscheibe am Ringlokschuppen. Ariane Oechsner und Roxana Küwen, alias „play nice“, faszinierten das Publikum mit einer ganz besonderen Form der Jonglage mit den Füßen. Eine Performance, die zeigte, dass – wenn man sich aufeinander einlässt, einander vertraut – schier Unmögliches gemeinsam bewältigt werden kann.
Kampf mit einem Wurfzelt, Jonglage mit den Füßen
Am Ende des Abends erhob sich als Finale wieder der legendäre „Flying Wheelchair“ in die Lüfte. Diesmal flog er über den Ringlokschuppen und die Drehscheibe und sorgte für reichlich Applaus. Ein ganz besonderer Abend mit einem ganz besonderem Ausklang.