Mülheim. Um Bewegung in die Umsetzung des VHS-Entscheids zu kriegen, müssen Befindlichkeiten abgelegt werden. Es mangelt an Progression. Ein Kommentar.

Diskutieren die Anhänger der VHS in der Müga über den Bürgerentscheid, geht der Blick fast immer in die Vergangenheit. Vorwürfe werden wiederholt, Streitigkeiten weiter ausgetragen. Indessen beruft sich die Verwaltung immer wieder auf die gleichen Argumente. Seit fast einem Jahr stagniert die Situation an der Bergstraße. Will die Initiative Fortschritt, muss sie sich weiter bewegen. Und braucht politische Unterstützung.

Keine Mülheimer Partei außer den MBI schreibt sich VHS auf die Fahne

Recht hat sie mit einigen ihrer Vorwürfe. Natürlich hätte die Stadt den Architekten Teich ins Gebäude lassen sollen – allein schon, um die Gemüter zu beruhigen und der Initiative einen Angriffspunkt zu nehmen. Ein Gutachten, auf dessen Basis die Stadt sanieren könnte, kann Dietmar Teich nicht liefern, doch kann er mitwirken am Prozess, die VHS wiederzubeleben.

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Verständlich ist auch, dass die Bürgerinitiative nicht zufrieden ist mit ihrer Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Letztlich scheint sich keine Partei außer den MBI die Umsetzung des Bürgerentscheids wirklich auf die Fahne zu schreiben, zu verfahren ist doch die Historie, zu aufgeheizt sind die Gemüter.

Politik muss alternativen Finanzierungsvorschlag machen

Doch es muss einen politischen Impuls geben. Den Vorschlag der Verwaltung, die Verschiebungen von Schulsanierungen, um die VHS-Maßnahmen zu finanzieren, wollte verständlicherweise keine Partei mittragen. Nun aber sind Monate vergangen, in denen Parteien und Initiative gemeinsam an Konzepten hätten arbeiten können, um dem Rat konkret alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufzuzeigen, mit denen die 22 Millionen Euro Investitionssumme durch Fördergelder und mögliche private Investoren um einige Millionen gemindert werden können.

Damit das gelingt, braucht es einen Neustart. Alte Befindlichkeiten aller Beteiligten müssten beiseite geschoben werden, die Initiative müsste sich öffnen für Veränderungen der Nutzung, progressiv sein. Ein Hauptbetrieb der VHS an der Bergstraße und einen Teil der Kurse in die Stadtteile auslagern, um mehr Raum für Mitmieter zu schaffen? Einen Co-Working-Space einrichten? Eine Kita im Erdgeschoss? – Nur einige von vielen Ideen, um Investoren zu locken und Fördergelder locker zu machen.

„Die Chancen herausstellen, nicht die Probleme“

Es bringt nichts, weiter darauf zu beharren, dass die VHS an der Bergstraße immer schon ein Ort der Begegnung war. Denn in denselben Zustand wird man sie mangels finanzieller Mittel nicht bringen können. Oder dass das Gutachten einen zu hohen Preis berechnet – es wird kein neues Gutachten geben.

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„Wir wollen die Chancen mehr herausstellen, nicht die Probleme“, hat Erich Bocklenberg gesagt. Ein guter Ansatz – der konsequent verfolgt werden sollte. Denn es wäre eine Unverschämtheit, ein Versagen von Politik und Verwaltung, wenn der Wille der Bürger, demokratisch entschieden am 6. Oktober 2019, nicht umgesetzt würde.