Mülheim. Ruhrbahn und Stadt Mülheim wollen das Straßenbahnnetz stückchenweise kappen. Ein Nahverkehrskonzept ist seit Jahren auf der Strecke geblieben.

Eine Stadt, die im Stärkungspakt unter der Finanzaufsicht der Bezirksregierung steht, erwartet von dieser noch Geldgeschenke. Schon frech. Wer eine Straßenbahnstrecke stilllegt, muss anteilig dafür Zuschüsse zurückzahlen. Das steht so im Gesetz. Ruhrbahngeschäftsführer und Planungsdezernent erwarteten aber, dass die Aufsichtsbehörde diese Steuergeldverschwendung zulässt.

Mülheims Verkehrsbetrieb hat schon im Jahr 2012 die Aufsichtsbehörde übergangen und den Flughafenast stillgelegt. Ein zweites Mal lässt die Bezirksregierung diese Missachtung nicht zu. Darum kommt es nun zum Prozess – zu Lasten der Steuerzahler. Der Prozess hat mindestens die Dimension von einem Jahr Betriebskosten für die Linie 104, nur weil ein paar erwachsene Leute nicht ihren Willen bekommen.

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In Mülheim fährt die Straßenbahn auf Verschleiß

Seit Jahren ist nur vom Stilllegen der Linie 104 die Rede, deren Liniengenehmigung in 2027 ausläuft. An den Max-Planck-Instituten entstehen neue Arbeitsplätze. An der Zeppelinstraße wurden und werden neue Wohnungen gebaut. Werbung um neue Fahrgäste entlang der Linie 104? Bei Ruhrbahn und Stadt keine Reaktion. Elektrobusse fahren auch erst, wenn viele schon an Abgasen erkrankt sind.

In Mülheim fährt die Straßenbahn auf Verschleiß. Einen Schleifwagen haben die Gleise seit Jahren nicht gesehen. Der Busbetrieb auf der früheren Linie 110 ist immer noch teurer als mit Bahnen. In Essen baut die Ruhrbahn eine neue oberirdische Strecke und verdichtet Takte. In Mülheim versagen Politiker, Ruhrbahn und Stadtverwaltung bei Nahverkehrskonzepten auf ganzer Linie, weil fast alle Autos fahren. Geld allein kann nicht ausschlaggebend sein. Andere Städte beweisen, wie intensiv Bürger einen offensiv geförderten Nahverkehr mit Bahnen und Zubringerbussen nutzen, weil er bestens funktioniert.