Mülheim. Der Mülheimer Künstler Marc de Bruijne muss wegen der Corona-Krise neu starten. Aufträge brachen weg, sein Atelier war dicht. Aber es gab Hilfe.

Künstler ist er erst spät geworden, mit Mitte 30. Marc de Bruijne hat auf der Zeche gelernt, später arbeitete er im Fahrzeug- und Gerätebau. Dann kam der große Richtungswechsel: Der Mülheimer studierte Kunst, machte sich im März 2019 endgültig selbstständig. Ein Jahr später erwischte ihn Corona kalt. Atelier dicht, keine Aufträge, keine Ausstellungen. Unterkriegen lässt sich de Bruijne nicht, er startet jetzt noch einmal neu. Finanzielle Unterstützung (1000 Euro) bekam er im Rahmen der Hilfsaktion „Wir im Revier“.

Geld für Menschen, die durch Corona in Not geraten sind

Die Initiative, getragen von Unternehmen, Stiftungen und Verbänden aus dem Ruhrgebiet (siehe Info-Box), will Menschen helfen, die durch die Pandemie in Not geraten sind. Die ihren Job verloren haben, Kurzarbeit leisten, um ihre Existenz bangen. Wer eine solche bedürftige Person kennt, kann sie vorschlagen für die Einmal-Hilfe. Marc de Bruijne hatte Glück. 1000 Euro erhielt er. „Das war ein guter Schluck Wasser in dieser Zeit der Dürre“, sagt er.

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Die 9000 Euro Soforthilfe vom Land hat der 40-Jährige zwar auch bekommen, er befürchtet aber, dass er davon etwas zurückzahlen muss. Die Krux: „Zwischenzeitlich hatte ich ja kein Atelier, also auch keine Miet- und Betriebskosten, für die der Zuschuss gedacht ist. Trotzdem war ich in Not. Verdient habe ich nämlich nichts.“ Das Geld von „Wir im Revier“ hat er daher gut gebrauchen können und in sein neues Atelier in Essen-Frohnhausen investiert. Hier, in einem Hinterhof, hat er sich gerade eingerichtet.

Michelangelos Hand einmal anders: ein Airbrush-Bild des Mülheimer Künstlers Marc de Bruijne (40).
Michelangelos Hand einmal anders: ein Airbrush-Bild des Mülheimer Künstlers Marc de Bruijne (40). © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Arbeit im Wohnzimmer schwierig

Ein erstes kleines Atelier hatte Marc de Bruijne schon seit 2014 im „Unperfekthaus“ in Essen betrieben, das bekannte Kreativzentrum wurde aber mit Beginn des Lockdowns geschlossen. „Ich habe dann versucht, zuhause im Wohnzimmer zu arbeiten, aber größere Werke kann ich da nicht realisieren“, sagt de Bruijne. Er nutzt gerne die Airbrush-Technik, gestaltet damit auch größere Gegenstände wie etwa Karosserie-Teile.

Illustrationen, Wand- und Objektgestaltung, Bildhauerei, Zeichnungen – der Künstler, der an einer privaten Kunsthochschule in Bochum ausgebildet wurde, ist vielseitig. Er hat sich auf Mischtechniken spezialisiert, besonders Airbrush und klassische Malerei kombiniert er gerne. „Meine Bilder verbinden auch motivisch oft Modernes mit alten Elementen“, so de Bruijne. Er sei Fan der Mythologie, aber auch Fantasy- und Science Fiction- oder Comic-Motive finden sich in seiner Sammlung. Daneben gibt es Gemälde mit konventionellen gegenständlichen Motiven – beispielsweise aus dem Bergbau. Und Skulpturen.

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Messe fällt aus und Auftraggeber sagen ab

„Von süß und schnuckelig bis gruselig – ich mache alles“, sagt der 40-Jährige und lacht. Nur zwei Aufträge hat er in der Corona-Zeit ausgeführt: eine Kuh-Skulptur in einem Garten restauriert und eine Urne für eine Katze gestaltet. Auf der „Creativa“ in Dortmund wollte er sich an einem Stand präsentieren, die Messe fiel aus. Pech auch: Der Auftrag für die künstlerische Gestaltung von Wänden in einem Seniorenheim wurde wegen der Pandemie abgesagt. Auch Kunst-Kurse, sonst eins seiner Standbeine, hat er in den letzten Monaten nicht mehr geben können. „Ich lebe von Erspartem und versuche mich fortzubilden – momentan im Digital-Painting“, beschreibt der Heißener seine derzeitige Lage.

Hilfsinitiative: Wir im Revier

Auf der Internetseite www.wir-im-revier.de können Verwandte, Freunde, Nachbarn oder Kollegen Menschen vorschlagen, die finanzielle Hilfe von bis zu 1000 Euro nötig haben und bekommen sollen.

Die Hilfsinitiative wurde von der Funke Mediengruppe NRW gemeinsam mit der Business Metropole Ruhr ins Leben gerufen. Mit dabei sind auch: Brost-Stiftung, RAG-Stiftung, Stiftung Mercator, Regionalverband Ruhr, Vivawest, Vonovia, Thyssenkrupp Steel, Bauunternehmer Goldbeck, Thalia Meyersche.

Sie alle haben großzügig Geld gegeben, um Menschen zu unterstützen, die durch die Corona-Krise in wirtschaftliche Not geraten sind. Caritas und Diakonie prüfen die Angaben und übernehmen die Auszahlung an jene, die ihren Job verloren haben, dessen Mini-Jobs es nicht mehr gibt, die in Kurzarbeit sind, usw.

Marc de Bruijne will und muss jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um sich weiter bekannt zu machen und wieder Aufträge an Land zu ziehen. „Das ist nicht einfach“, sagt er. Aufgeben will er aber nicht. „Man darf nicht stillstehen und muss mit Herzblut an der Sache arbeiten, dann schafft man es auch“, glaubt er. Corona? „Ist eine Herausforderung. Aber: Herausforderung angenommen!“