Mülheim/Witten. Urlaub vor der Haustür: Weil Corona sie nicht nach Slowenien ließ, haben zwei Wittener Urlaub in Mülheim gemacht. Den beiden hat es gefallen.

Eigentlich sollte es im Sommer nach Slowenien gehen. Doch wie so vielen hat Corona Marco Fußy und Carsten Ascherfeld die Urlaubspläne durchgekreuzt. Also warum nicht mal das Naheliegende ausprobieren: Mit dem Fahrrad machten sich die beiden Wittener auf den Weg nach Mülheim – für Naherholung ein paar Städte weiter. Die beiden sind begeistert von der Stadt an der Ruhr.

„Wir wollten etwas Aufregendes erleben“, sagt der 42-jährige Marco Fußy, „in eine Stadt fahren, die wir noch nicht kennen“. Denn Mülheim, so nah es liegt, war bislang noch unbekanntes Terrain für ihn und seinen Partner. Also haben sich die beiden ihre Räder geschnappt und sind die 58 Kilometer – die Strecke über den Ruhrtalradweg ist etwas länger als die direkte mit dem Auto – Richtung Westen gefahren.

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Fahrt von Witten nach Mülheim: „Das ist sofort Urlaub“

Carsten Ascherfeld (49) ist regelmäßig sportlich mit dem Rad unterwegs, rund um die Kemnade, durch Hattingen, Witten, Bochum, Marco Fußy eher nicht. Ein breiterer Sattel und eine nicht allzu schnelle Reisegeschwindigkeit sollten das ausgleichen. „Aber nach 58 Kilometern tut der Hintern trotzdem ein bisschen weh“, sagt er und lacht. Dafür könne man links und rechts gucken, die Umgebung richtig wahrnehmen. „Das ist alles sehr schick“, sagt Fußy. „Das ist sofort Urlaub.“ Um 11 Uhr ging’s los, am späten Nachmittag waren die beiden Männer da.

Sie kehrten im Hotel Friederike ein, drei Nächte sollten es sein. Von dem kleinen Hotel nahe der Ruhr, das fast ausgebucht gewesen sei, ging es auf Erkundungstour: das Aquarius, die Innenstadt, der Stadthafen, der Wasserbahnhof, die Müga – Marco Fußy und Carsten Ascherfeld haben die schönen Ecken in Mülheim mitgenommen. Als Vegetarier war der 42-Jährige angetan vom breiten Angebot im Ronja. Nur die Innenstadt sei nicht so schön und bei Ruhrbania gebe es einen kleinen Minuspunkt: der Müll. „Das ist so schade, wenn die Leute ihren Müll liegen lassen oder Mülleimer überfüllt sind.“

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Von Mülheim aus Ausflüge nach Duisburg und Essen

Von Mülheim aus haben die beiden Ausflüge in die Nachbarstädte unternommen: Mit der Weißen Flotte ging es nach Kettwig, mit dem Rad nach Duisburg zum Rheinorange – dort, wo die Ruhr in den Rhein fließt. „Du kennst die Städte sonst nur von der Autobahn und rauschst daran vorbei“, sagt Fußy. „Aber dann sieht man: Das Ruhrgebiet ist wirklich attraktiv.“

Auch am Aquarius-Wassermuseum waren die beiden, das war allerdings geschlossen.
Auch am Aquarius-Wassermuseum waren die beiden, das war allerdings geschlossen. © Marco Fußy

Freundliche Begegnungen hatten die beiden auch: Einer half ihnen mit einem Schlauch aus, als Marco Fußys kaputtging, ein anderer mit dem passenden Werkzeug, um das Rad abzumontieren. Und Postkarten haben sie geschrieben aus ihrem Ferienort an der Ruhr, mit all den Sehenswürdigkeiten der Ruhrstadt drauf.

„Hömma, andere fahren dahin, um Urlaub zu machen“

Urlaub vor der Haustür – das könnte auch in Zukunft etwas für das Paar sein. Überlegt hatten sie noch, ob sie kurz vor ihrem Zuhause eine Nacht in Hattingen übernachten, das dann aber doch verworfen. Aber eine Tour demnächst in die andere Richtung, hin zur Ruhrquelle, das können sie sich gut vorstellen.

Freizeittipps für Mülheim

In zahlreichen Reiseführern kann man schöne Ausflugsorte, Wanderwege und Radtouren entdecken. Da gibt es zum Beispiel „Blaue Glücksmomente im Ruhrgebiet“ von Melanie Brozeit – von den 80 hübschen Örtchen im Revier liegen auch einige in Mülheim.

Auch im Wanderführer Ruhrgebiet von Nikola Hollmann finden sich zwei Touren durch Mülheim. Historischen Stoff liefert Klaus Kiesendahl mit seinen „Zeitzeugen aus Stein, Stahl und Kohle“. In dem Buch widmet er sich den Industriedenkmälern der Region. Alle Bücher und noch weitere gibt es bei uns im Leserladen, Eppinghofer Straße 1-3.

Oder einfach nochmal ein paar Tage in eine andere Stadt in der Region fahren. „Wir wandern viel in der Nähe und dann guckst du dich um und sagst: Hömma, andere fahren dahin, um Urlaub zu machen“, sagt Marco Fußy und findet: „Wir wohnen sehr schön.“