Mülheim. Für Aufregung sorgt ein Video, das einen Einsatz in der Samstagnacht in Mülheim-Styrum zeigt. Gegen einen Polizisten liegt eine Anzeige vor.
- Ein Polizeieinsatz in der Nacht zu Sonntag in Mülheim hat bei Augenzeugen für Empörung gesorgt. Zudem kursierte ein knapp vierminütiges Video von dem Einsatz im Netz.
- Darauf ist zu sehen, wie ein Polizist einen angetrunkenen 33-Jährigen mit einem Faustschlag niederstreckt. Zuvor hatten dieser und die Einsatzkräfte der Essener Polizei noch einige Worte gewechselt.
- Nach Aussage einer Essener Polizeisprecherin sei der 33-jähriger Solinger aggressiv gewesen, habe die Beamten beleidigt und sei mit geballten Fäusten auf die Polizisten zugegangen.
Update Montag, 08.04 Uhr: Nach Faustschlag: Anzeige gegen die Polizisten gestellt
Am Sonntagabend hat der 33-Jährige, der von einem Polizisten mit einem Faustschlag niedergestreckt wurde, auf einer Wuppertaler Polizeiwache Anzeige gegen die Polizeibeamten gestellt. Aus Neutralitätsgründen ermittelt in dieser Sache dann nicht die Polizei Essen, sondern eine andere Dienststelle.
Die Bochumer Polizei hat die strafrechtlichen Ermittlungen aufgenommen. Das Verfahren könne sich aber Wochen hinziehen, sagte ein Sprecher. Disziplinarrechtliche Schritte würde gegebenenfalls die Essener Polizei einleiten, „aber wir warten, was die Ermittlungen aus Bochum ergeben“, sagt eine Sprecherin. Der Streifenpolizist ist weiter im Dienst. Über das Alter machte die Polizei keine Angaben.
Ursprüngliche Meldung:
Ein Polizeieinsatz in der Nacht zum Sonntag in Mülheim-Styrum sorgt bei Augenzeugen für Empörung. Es kursierte im Netz ein Video, das einen Polizeibeamten zeigt, der nicht lange wartet und kräftig zuschlägt. Der Augenzeuge hat das Video mittlerweile aus dem Internet genommen.
Das knapp vierminütige Video zeigt, wie die Polizei zu einem Einsatz in einer Nebenstraße fährt, in die Meißelstraße in Styrum. Der Einsatz hat nach Mitternacht in der Nacht zum Sonntag stattgefunden.
Ein Polizeibeamter schlägt unvermittelt zu
Im Video ist zu sehen, dass Polizisten aus einem Mannschaftswagen steigen. Auf der Straße schreit ein Mann herum, laut Augenzeugen und auch der Polizei stark angetrunken. Er soll zuvor mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern von seinem Bruder, der eine Party gefeiert haben soll, rausgeschmissen worden sein. Gestikulierend und laut schimpfend ist der Mann in dem Video zu sehen, ein paar andere Menschen halten ihn im Zaum. Die Polizisten steigen zunächst ruhig aus ihrem Wagen aus und gehen um diesen herum.
Als der 33-Jährige mit den Worten „Ich geh zu Haus“ kehrt macht, gehen zwei Polizisten langsam hinter ihm her. „Hey, hier bleiben! Was ist los?“, sagt einer von ihnen noch. „Was?“, sagt der Ruhestörer da noch und geht noch einmal auf die Polizisten zu. Dann streckt ein Polizist ihn unvermittelt und kraftvoll mit einem Faustschlag zu Boden. Vor den Augen kleiner Kinder, die laut Zeugen seine sein sollen.
Augenzeuge: „Selbst die Kollegen des Polizisten waren schockiert“
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„Selbst die Kollegen des Polizisten waren schockiert“, berichteten am Sonntag Augenzeugen dieser Redaktion. „So was Unmenschliches habe ich noch nicht gesehen“, sagte ein 23-Jähriger, der die Szene mit seinem Bruder und einem Freund aus dem Fenster seiner Wohnung beobachtet hat. Es habe seiner Meinung nach keine Veranlassung gegeben für die Polizei, den „stockbesoffenen Mann“ kurzerhand niederzustrecken und auf dem Boden zu fixieren.
Eine Polizeisprecherin äußerte sich am Sonntagnachmittag zu dem Einsatz. Sie berichtete, dass der 33-Jährige bei Eintreffen der Polizei die Beamten direkt beleidigt habe, teilweise auf Serbisch. Er sei aggressiv aufgetreten und habe die Fäuste geballt, was auf dem unscharfen Handy-Video nicht zu erkennen ist.
Polizei: „Er hat mit einem gezielten Faustschlag einen unmittelbar bevorstehenden Angriff abgewehrt“
Weil er nach der Aufforderung, stehen zu bleiben für eine Feststellung der Personalien, mit geballten Fäusten auf die Beamten zugegangen sei, habe der Polizist zum Gegenangriff angesetzt. „Er hat mit einem gezielten Faustschlag einen unmittelbar bevorstehenden Angriff abgewehrt“, sagte die Polizeisprecherin in Kenntnis des Videos. Auch dann noch habe der Mann die Beamten durchgehend beleidigt und mehrfach versucht zu beißen.
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Der Ruhestörer, der laut Polizei geblutet haben soll, ist später von einem Krankenwagen abgeholt worden. Das Ordnungsamt habe eine zwangsweise Unterbringung im Hospital verfügt, „vermutlich aufgrund einer psychischen Erkrankung“, so die Polizeisprecherin. Sie kündigte an, dass der Polizeieinsatz „routinemäßig nachbereitet“ werde. In diesem Zuge werde auch geprüft, ob sich der Polizeibeamte, der zugeschlagen hat, in der Einsatzsituation angemessen verhalten habe.
Bis dato ermittelt die Polizeibehörde nur gegen den 33-Jährigen – wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.
Zeugen und Anwohner, die Hinweise zu den Streitigkeiten geben können, werden gebeten, sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 0201/829-0 zu melden.
Anmerkung: In einer früheren Version hieß es, das Video sei fast 14 Minuten lang. Es ist allerdings nur knapp vier Minuten lang. Wir haben den Fehler korrigiert.