Mülheim. Museum Temporär zeigt mit der Ausstellung „Bilder meiner Stadt“ die Sicht von Kindern und Jugendlichen auf Mülheim. Nicht immer ist diese rosig.
Gleißendes Licht, das von oben die U-Bahn-Rolltreppe hinunterfällt, eine lächelnde Frau, die aus einem Fenster des Tersteegen-Hauses winkt, der übergroße Eingang zum Discounter und immer wieder: Müll, Graffiti, grüne Wiesen. Die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen auf Mülheim sind vielfältig und aufschlussreich. Eine neue Ausstellung im Museum Temporär zeigt, was sie bewegt.
Auch interessant
Wie es dazu kam, kann Museumspädagogin Barbara Walter schnell erzählen: „Die Idee, dass junge Menschen ihre Sicht auf Mülheim darstellen, gab es schon länger.“ Mit dem Bildungsnetzwerk Innenstadt, der Koordinierungsstelle Kulturelle Bildung und den Fotografen Tabea Borchardt, Mark Koppe und Heiko Tiemann stellte man das Projekt „Bilder meiner Stadt“ im Frühjahr auf die Beine. Und dann kam Corona.
Museumsleiterin von der Art der Präsentationen schwer begeistert
Der Lockdown an Schulen und Kitas schien zunächst dem Projekt den Garaus machen zu wollen. Am Ende aber sind doch Fotos und Malereien entstanden, die von den Kindern der Pestalozzi-Schule, der Kita Muhrenkamp und einer Gruppe Jugendlicher erstellt wurden.
Wie also nehmen sie die „sympathische Stadt an der Ruhr“ wahr? Museumsleiterin Beate Reese ist besonders das Format der Beteiligung wichtig. Hier knüpfe das Museum an Ausstellungen des vergangenen Jahres wie zum Bauhaus an. Sie ist aber auch von den unterschiedlichen Betrachtungen und auch der Art der Präsentationen schwer begeistert. Die reichen vom klassisch gerahmten Foto bis hin zur Collage.
Auch interessant
Schon an der Augenhöhe des Dargestellten lasse sich die Perspektive von Kindern ablesen. Etwa wenn der Blick steil, gewissermaßen aus der Froschperspektive, eine Hauswand hochgeht. Wenn er sich auf Höhe eines Autospiegels verfängt, einer Radfahrerin nachhängt oder den Eingang eines Discounters in beinah monströser Größe wiedergibt.
Sie spiegeln gleichzeitig auch die Erfahrungswelten der jungen Menschen wider. Nicht immer ist die rosig. Manche zeigen den Müll, Graffiti, schäbige Ecken, einsame. Denn auch das Gefühl der sozialen Isolation spielt in den Darstellungen eine Rolle.
Künstlerin brachte Pestalozzi-Schüler dazu, ihre gewohnten Sichtweisen aufzubrechen
Ausstellung läuft bis zum 23. August
Die Ausstellung „Bilder meiner Stadt – Fotografien von Kindern und Jugendlichen“ startet ab Donnerstag, 16. Juli, im Kunstmuseum Temporär an der Schloßstraße 28.
Sie ist noch bis zum 23. August zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen: Di.-Fr.: 10 -18 Uhr, S.-So.: 10-14 Uhr. Infos: kunstmuseum-muelheim.de.
Zum Glück nicht nur. Eine Malerei zeigt das zukünftige Kunstmuseum in quietschbunten Farben, als hätte man es dem Hajek-Brunnen entnommen. Und wieder andere betrachten die Mülheimer Landmarken im Wandel ihrer Zeit: das Rathaus, die Innenstadt und manche Kunst im öffentlichen Raum.
Damit etwa beschäftigte sich etwa die Gruppe um Künstlerin Tabea Borchardt, die mit Grundschulkindern der Pestalozzi-Schule auf Spurensuche ging. „Ich wollte bewusst mit ihnen die gewohnten Sichtweisen aufbrechen.“ Deshalb fotografierten die Kinder gezielt in die Luft oder auf den Boden. Anschließend gruppierten sie ihre Werke zu Collagen.
Auch interessant
Kalender und Online-Bilderrätsel sind in Planung
Bei der aktuellen Ausstellung allein soll es nicht bleiben. Ein Kalender mit den Motiven der Jugendlichen ist in Planung. Auch will man mit ausgewählten Fotos in den sozialen Medien Bilderrätsel starten. ein schönes Experiment: Mal sehen, wie viele sich dann in die Perspektive der jungen Leute versetzen können.