Mülheim. Der Elektroanlagenbauer Elomech hat in Mülheim ein eigenes Bildungszentrum für seine Lehrlinge und Mitarbeiter errichtet. Ein Besuch.
Jugendlichen Mut machen für die Bewerbung – das möchten Vertreter der Mülheimer Kreishandwerkerschaft, der Agentur für Arbeit, des DGB und der Industrie- und Handelskammer. Um positive Ausbildungsbeispiele hervorzuheben, besuchten sie nun auf Einladung der Kreishandwerkerschaft die Elomech-Gruppe an der Mainstraße in Speldorf. Der Elektroanlagenbauer wirbt mit einem eigenen Bildungszentrum um die begehrten Fachkräfte – mit Erfolg.
Einstieg in Ausbildungen ist auch zu späteren Zeitpunkten möglich
In diesem Corona-geprägten Sommer scheinen viele Jugendliche in einer Art Starre zu verharren. Anders kann es sich Christiane Artz von der Agentur für Arbeit nicht erklären, warum so viele junge Leute die Chance auf einen Ausbildungsplatz verstreichen lassen. „Dabei gibt es in diesem Jahr genügend Betriebe, die ausbilden“, weiß die Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Mülheim/Oberhausen.
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Mit dem Lockdown sei es schwer für sie und ihre Kollegen gewesen, die Jugendlichen in diesem Jahr zu erreichen, da die Schulen geschlossen hatten, Jobmessen ausfallen mussten. So gibt es aktuell über 500 unbelegte Ausbildungsplätze in Mülheim, fast 300 Schulabgänger sind unversorgt. Artz appelliert an alle Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle: „Es gibt noch Chancen, sich zu bewerben. Auch zu einem späteren Zeitpunkt starten noch Ausbildungen in den Betrieben.“
Eigenes Aus- und Weiterbildungszentrum als Wettbewerbsvorteil
50-jähriges Firmenjubiläum
Die Elomech-Gruppe gehört nach eigenen Angaben bundesweit zu den führenden Dienstleistern der Elektrotechnik und betreut bundesweit Großprojekte. Sie unterstützen Firmen unter anderem bei der Installation, Inbetriebnahme und Wartung elektronischer Anlagen, etwa Beleuchtung, Brandmeldeanlagen oder IT-Infrastrukturen. In diesem September feiert das Unternehmen 50-jähriges Jubiläum.
Wer noch einen Ausbildungsplatz sucht, kann sich bei der Agentur für Arbeit beraten lassen. Über die neu eingerichtete Hotline für Jugendliche erreichen diese direkt die Berufsberatung und können alle Fragen telefonisch klären: 0208-8506112, montags bis donnerstags 9 - 16 Uhr, freitags 9 - 14 Uhr – gebührenfrei. Info: arbeitsagentur.de/bildung/ausbildung.
Die Elomech-Gruppe freut sich hingegen, zum 1. August auch im Corona-Jahr 30 Lehrlinge begrüßen zu dürfen. Von den rund 620 Mitarbeitern sind etwa 100 Auszubildende. Die Übernahmequote: fast 100 Prozent. Christoph Bleckmann führt die Gäste der Ausbildungstour durch das „Elotechnikum“.
Mit diesem hat der geschäftsführende Gesellschafter sich und seinem Unternehmen vor einem Jahr eine lange gehegte Vision erfüllt: Ein eigenes Aus- und Weiterbildungszentrum, das auf die Bedarfe des Unternehmens zugeschnitten ist und nach eigenen Standards aus- und fortbildet. „Das ist deutschlandweit einzigartig“, sagt Bleckmann. Unter anderem lernen hier Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik, Informations- und Telekommunikationstechnik oder Automatisierungstechnik, aber auch Kaufleute für Büromanagement.
Das Bohren, Fräsen, Schlitzen im „Labohr“ üben
Die Auszubildenden arbeiten in modernen Räumen: Die Theorie in Schulungsräumen, das Handwerk im Werkstattbereich. Unter realen Bedingungen üben sie hier, aber ruhiger und kontrollierter als auf einer Baustelle, wo es häufig wenig Zeit für Erklärungen gibt und kein Raum für Fehler bleibt.
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Im „Labohr“, das gegenüber dem Bildungszentrum aufgebaut ist, können sie etwa das Bohren, Schlitzen, Fräsen oder den Umgang mit dem Stemmhammer üben – an Rigipswänden oder Betonmauern. „Zudem lässt sich im Elotechnikum das Anseilen für Höhenarbeiten oder das Aufbauen von Rollgerüsten üben“, sagt Christoph Bleckmann, während er im Veranstaltungssaal des Bildungszentrums steht – eine Art Hörsaal, in dem Unterricht stattfindet.
„Auch Schulklassen können im hinteren Bereich zuschauen - wichtig fürs Recruiting“, weiß der Unternehmer. Schließlich ist es gerade in der Handwerksbranche schwierig, geeignete Bewerber zu finden. Es herrscht ein großer Wettbewerb. Anderthalb Millionen Euro hat der Unternehmer dafür in das Elotechnikum investiert – und damit in die Zukunft und das Wachstum der Firma. „Wir sind Dienstleister, unsere Facharbeiter sind unser wichtigstes Kapital.“
Einmal im Quartal im Ausbildungszentrum
Nico Hausding ist am Ende seines ersten Lehrjahres bei Elomech und arbeitet gerade an der Verdrahtung eines Schaltschrankes in einem der Übungsräume. „Ich hatte schon immer Interesse an E-Technik. Bei einer Ausbildungsmesse habe ich dann das Unternehmen kennengelernt“, sagt der Lehrling.
Er findet: „Hier wird man gut gefördert, bekommt Nachhilfeunterricht, wenn man etwas in der Schule nicht verstanden hat.“ Blockweise besuchen er und seine Azubi-Kollegen die Berufsschule oder arbeiten auf den Baustellen. „Einmal im Quartal sind wir dann hier im Bildungszentrum.“ Dort können sie intensiv praktische Übungen angehen und sich bei Fragen direkt an die Ausbilder wenden.