Mülheim. . Beim Speeddating im Mülheimer Flugsimulator wird das Eis gebrochen. Ausbilder und mögliche Azubis lernen sich im lockeren Gespräch kennen.

„Speeddating im Cockpit“? Nein, so lautet nicht der Titel der nächsten Hollywood-Schnulze. Hier geht es um knallhartes Business. „Naja, fast.“ Benjamin Schmidt, Geschäftsführer von der Aerotask, schmunzelt. Sein Flugsimulator des Airbus A 320 ist aber tatsächlich Austragungsort eines ganz besonderen Zusammentreffens.

Hier wird gedated – gespeeddated. Gesucht werden nämlich die nächsten Traumpaare, die allerdings nur rein beruflich miteinander harmonieren sollen. „Im Zuge der bundesweiten Woche der Ausbildung haben wir uns den Mülheimer Flughafen als außergewöhnlichen Treffpunkt ausgesucht“, erklärt Jürgen Koch, Leiter der Arbeitsagentur in Mülheim. Es soll beim ersten Treffen ja auch kribbeln, und was könnte da besser passen, als gemeinsam abzuheben? Apropos abheben: „Wir haben unser Treffen von sechs Ausbildern aus Mülheim und sechs potenziellen Azubis dementsprechend auch ‘Abheben in eine sichere Zukunft’ genannt“, so Koch, der erklärt, dass eine Ausbildung für junge Leute immer ein Grundstein für ein sicheres Leben ist.

Talent und Interessen zeigen

Dass sich die Arbeitsagentur Jobvermittlungsversuche an derart außergewöhnlichen Austragungsorten einfallen lässt, begründet Koch: „Die Atmosphäre ist locker und entspannt. Bei einer solchen Aktivität können die jungen Leute oft viel besser ihr Talent und ihr Interesse zeigen, als bei einem normalen Bewerbungsgespräch.“

Genau die Chance will auch Cliff Beckmann nutzen, der sich als erstes mit Tandem-Partnerin Stephanie Hegendorf von der Elomech GmbH ins Cockpit begibt. Der virtuelle Testflug wird begleitet von Air Berlin-Pilot Stefan Marin. Los geht es auf dem Düsseldorfer Rollfeld. Stephanie Hegendorf zieht nach ruckeligem Anrollen am Höhenruder, Cliff Beckmann assistiert perfekt und heimst sogleich ein Lob des Profis ein. „Du machst das schon ganz richtig“, bestätigt Pilot Marin dem 22-Jährigen, der gerne eine Ausbildung als Energie- und Gebäudetechniker bei Elomech machen würde.

Interesse und Einsatzbereitschaft

Am Steuer des A320-Simulators, ein Originalnachbau des richtigen Flugzeugs, stellt er sein technisches Geschickt unter Beweis und bildet mit Elomech Personalreferentin Hegendorf ein harmonisches Cockpit-Tandem. Auch die Landung klappt – mit kleinen Schönheitsfehlern – tadellos. Landung am Kölner Flughafen: geschafft!

Das Eis ist gebrochen, aber die schwere Aufgabe wartet noch auf Beckmann: Jetzt muss er im anschließenden Gespräch nicht nur mit Flugkünsten sondern mit Interesse und Einsatzbereitschaft punkten. „Das gehen wir jetzt an“, sagt Hegendorf zuversichtlich, während schon das nächste Duo den Flugsimulator betritt und seinen etwa zehnminütigen Tripp in luftiger Höhe startet.

„Wir hoffen natürlich, dass alle von uns zusammengestellten Tandems am Ende des Tage irgendwie zusammenfinden“, sagt Ausbildungsvermittler Christoph Grohe. Seiner Azubi-Speeddating-Erfahrung nach gibt es für etwa die Hälfte – ganz Hollywood-like – ein Happy End.

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Zu den sechs teilnehmenden Firmen zählten die Bäckerei Döbbe, Elomech Elektroanlagen, Kadner & Jacob Gartengestaltung, KM Mahnke Haushaltschemie, Edeka Lebensmittelhandel und Wigge Medientechnik und Druck.

Das nächste Speeddating veranstaltet die Arbeitsagentur mit sechs Ärzten. „Die Unternehmen und Ausbilder müssen eine zusätzliche Ausbildungsstelle anbieten, um an unserem Speeddating-Angebot teilnehmen zu dürfen“, erklärt Christoph Grohe.