Mülheim. Die Mülheimer Gleichstellungsstelle will das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ bekannter machen. Multiplikatoren werden gesucht.
Es war auch dies eine Erkenntnis aus der Corona-Krise: Während des Shutdown hat die häusliche Gewalt zugenommen. Die Opfer: zumeist Frauen und ihre Kinder. Die Mülheimer Gleichstellungsstelle möchte vor diesem Hintergrund das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ in der Stadt bekannter machen.
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Das Wissen um das kostenlose Beratungsangebot unter der Rufnummer 08000 116 016 für Frauen, die Gewalt erlebt haben (und weiterhin erleben), ist nach Ansicht von Cäcilia Tiemann, der stellvertretenden Gleichstellungsbeauftragten, in Mülheim noch nicht sehr präsent. „Betroffene Frauen wissen leider oft nicht, wo sie Hilfe bekommen können, denn häusliche Gewalt wird von Gefühlen großer Unsicherheit, Angst und Scham begleitet.“
Unter der Hotline, die ein Projekt des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben ist, finden Betroffene aller Nationalitäten rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr ein offenes Ohr. Auch Angehörige, Freunde und Fachkräfte können sich beraten lassen – anonym und kostenlos. „Die Frauen an der Hotline vermitteln an das lokale Hilfesystem“, berichtet Cäcilia Tiemann, und das sei auch dringend nötig: „Es gibt sehr viele Frauen, die völlig ratlos sind“, sagt sie. „Das Hilfetelefon ist ein niedrigschwelliges Angebot.“
Der Beratungsbedarf in der Mülheimer Frauenberatungsstelle ist gestiegen
In der Coronazeit hat auch der Beratungsbedarf in der Mülheimer Frauenberatungsstelle zugenommen, weiß Tiemann, die in Mülheim den Runden Tisch gegen häusliche Gewalt moderiert. Unter Leitung der Gleichstellungsstelle treffen sich in dieser Runde Mitarbeitende von diversen Institutionen und Einrichtungen sowie politische Vertreterinnen und Vertreter aus Mülheim viermal im Jahr, um sich gegen Partnerschaftsgewalt einzusetzen. Sie alle und viele andere engagieren sich nun in der Kampagne, das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ in Mülheim stärker zu verbreiten.
„Wir versuchen, hier möglichst viele mit ins Boot zu holen“, sagt Cäcilia Tiemann. Also möglichst all jene, die sich auch als Multiplikatoren eignen: Apotheken, Arztpraxen, Kirchen, (Film-)Theater und natürlich auch die Stadtverwaltung. So sollen in den beiden Rathäusern künftig alle Spiegel in den Damentoiletten mit Aufklebern versehen werden, die auf das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ verweisen.
Viele haben schon ihre Unterstützung zugesagt, so Tiemann, und nennt etwa die Werbegemeinschaft Innenstadt, die Bäckerei Hemmerle, die SWB, das Theater an der Ruhr. „Es geht uns um eine flächendeckende Verteilung, um das Thema Gewalt gegen Frauen aus der Tabuzone zu holen“, sagt Tiemann.
Mehr Info sowie kostenfreies Material (Aufkleber, Abreißzettel, Plakate, Flyer etc.) für Praxis, Geschäft oder Unternehmen können in der Gleichstellungsstelle (455-1542) oder beim Citymanagement (Löhberg 28) abgeholt werden. Oder auch kostenfrei unter hilfetelefon.de bestellt werden.