Mülheim. Kein Abiball, keine Mottowoche. Doch einige Schulen werden kreativ. Wie die Mülheimer Schüler trotz Hygienemaßnahmen ihren Abschluss feiern.
Die Abschlussklassen in Mülheim lassen sich das Feiern doch nicht so ganz verbieten. Auch in Corona-Zeiten will ein bestandener Schulabschluss auch unter Hygienemaßnahmen zelebriert werden. Die wohl außergewöhnlichste Methode hat sich die Willy-Brandt-Schule ausgesucht: Am Freitag feierte sie mit allen Abiturienten die Zeugnisübergabe im Autokino am Flughafen Essen-Mülheim.
Zumindest das Wetter meinte es gut mit den 94 Abiturienten, die in Abendrobe und Anzug bei strahlendem Sonnenlicht auf der Wiese des Flughafens standen. 200 Autos, die teils mit Ballons geschmückt sind, die die stolzen Eltern ins Rückfenster geklebt haben. Ein anderes Banner verkündet: „Abi 2020 – mit Abstand die Besten“. Die Prise Galgenhumor ist nach der Odyssee der letzten Wochen wohl erlaubt.
Zeugnisvergabe mit Leinwand und Hupkonzert am Flughafen Essen-Mülheim
„Ausgerechnet an einem Freitag, den 13., haben wir gesagt bekommen, dass Mottowoche, Abiball und alles andere ausfallen muss“, erzählt Jana Hoste aus dem Abikomitee. „Das war ein richtiger Schock. Als dann die Idee mit dem Autokino kam, haben sich alle darüber gefreut.“ Sie ist wahrlich besonders, diese Zeugnisvergabe. Die große Leinwand überträgt das Programm, die Lehrerband hat extra eigene Songtexte geschrieben, um die Schüler zu bespaßen und die Rektorin hat eine Videobotschaft vorbereitet – all das gibt’s mit der passenden Frequenz im Autoradio.
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Bezahlt wurde die Sause unter freiem Himmel übrigens von dem Geld, was für den Abiball schon von Sponsoren und Schülern eingesammelt worden war. Ein Fest, wie es die Schule so wohl nie gesehen hat. „Wir haben das beste aus der Sache gemacht“, findet Mathias Kocks, der stellvertretende Schulleiter. Ein wenig hat es was von dem amerikanischen High-School-Abschluss: Auf einer kleinen Bühne nehmen die Schüler in 18 Kleingruppen ihre Zeugnisse entgegen – ohne Händedruck, aber mit strahlendem Lächeln des Lehrpersonals.
Viele Schulen in Mülheim feiern trotzdem
Da Abiball und Mottowoche für Abiturienten, aber auch die großen Feierlichkeiten für die Zehntklässler ausfallen, haben sich die meisten Schulen einen Ersatz überlegt. Bereits am Donnerstag feierten beispielsweise die zehnten Klassen der Realschule Stadtmitte – in Etappen. „Wir haben fünf Durchgänge in unserer Aula“, erklärt Schulleiterin Sabina Dilbat. „So haben wir genug Abstand, dass die Schüler auch ihre Eltern mitbringen können.“ Das Zeugnis der mittleren Reife gibt’s ganz ohne Handschlag und mit Maskenpflicht. „Wir haben die Schüler angehalten, draußen auch nochmal ein Foto mit dem Zeugnis ohne Maske zu machen, das fügen wir dann im Nachhinein zu einer Collage zusammen.“
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Schwierige Situationen erfordern unkonventionelle Ideen. So sieht das auch das Kollegium der Gesamtschule in Saarn. Deshalb hat sich Oberstufenleiterin Andrea Lutter mit ihrem Team zusammengesetzt. Am Samstag findet dort die Feier statt, die die Schüler überraschen soll. „Sonst fand immer ein Gottesdienst in der Klosterkirche statt, der fällt dieses Jahr erstmals aus.“ Als alternativer Ort für die Zeugnisübergabe wurde nach einigem Hin und Her die Sporthalle als Austragungsort ausgewählt.
Lehrer überraschen die Schüler mit festlich geschmückter Sporthalle oder Aula
„Natürlich habe ich mit den Schülern darüber gesprochen, sie fanden die Idee so schräg, dass sie es schon wieder gut fanden.“ Das Kollegium will die Sporthalle so festlich gestalten, wie es nur geht. So mussten sich die Schüler nur in zwei Gruppen aufteilen, die die Feierlichkeiten nacheinander begehen. Danach dürfen mit Abstand auf der Grünfläche der Schule noch Fotos gemacht machen.
Organisation der Zeugnisvergabe
Die Schüler des Abikomitees haben in Zusammenarbeit mit dem stellvertretenden Schulleiter, Mathias Kocks, die Feier in den letzten vier Wochen organisiert.
Es blieb genug Zeit für ein volles Rahmenprogramm: Eine Tanzgruppe, mehrere Reden der Schüler und Lehrer sowie die Auftritte der Lehrerband fanden ihren Platz. Jeder Programmpunkt wurde entsprechend mit einem Hupkonzert honoriert.
Auch was die Schüler des Abiturjahrgangs der Luisenschule bei ihrer Zeugnisübergabe am 27. Juni erwartet, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. Schulleiterin Heike Quednau setzt alles daran, die Aula möglichst festlich herrichten zu lassen. Dann werden die Schüler in drei Gruppen aufgeteilt; ist die eine Gruppe in der Aula, können die vorangegangenen Schüler und ihre Eltern in der Zwischenzeit im Schulgarten ein Getränk zu sich nehmen. „Wir sind ja auch stolz auf unsere Schüler. Trotz der Belastungen haben sie wirklich gute Ergebnisse erzielt. Das soll gefeiert werden.“
Hupkonzert für jeden einzelnen Schüler
Das Autokino stand übrigens für viele Schulen im Raum, oft wurde die Idee wieder verworfen. „Zu unpersönlich“, meint Heike Quednau. Für die Abiturienten der Willy-Brandt-Schule war die Feierlichkeit am Flughafen jedenfalls etwas ganz besonderes – und das Hupkonzert für jeden einzelnen Schüler noch weit über das Gelände hinaus zu hören.