Mülheim. Nach der Schließung der Mülheimer Beratungsstelle des Kinderschutzbundes bemühen sich die Akteure um Einigkeit. Eine Wiedereröffnung ist möglich.
Es war ein Termin, um Einigkeit zu beschwören, um die Dissonanzen der vergangenen Woche zu bereinigen: Am Donnerstag trafen sich Vertreter der Stadtverwaltung, darunter Sozialdezernent Marc Buchholz, mit Dieter Spliethoff, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses, und Vertretern des Paritätischen und des Kinderschutzbundes, um über die Schließung dessen Mülheimer Beratungsstelle zu sprechen. Das Ergebnis gibt einen vagen Grund zur Hoffnung für die Zukunft der Beratungsstelle.
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Datiert war der Termin schon lange, um über die Unterfinanzierung der Mülheimer Beratungsstelle zu reden. Doch nun bekam er nach der Ankündigung des Deutschen Kinderschutzbundes, seine Beratungsstelle gegen Vernachlässigung, Misshandlung und sexuellen Missbrauch Ende Juni schließen zu müssen, eine besondere Dynamik.
Stadt Mülheim und Paritätischer wollen vertrauensvoll weiterarbeiten
Ein „Störgefühl“ sei entstanden, so Marc Buchholz, weil Mauno Gerritzen, Geschäftsführer des Paritätischen in Mülheim, die Schließung in einen Kontext mit den Missbrauchsfällen in Münster und Lügde gestellt hatte. „In Mülheim wird sehenden Auges hingenommen, dass die primäre Anlaufstelle für Kinder unter 14 Jahren wegbricht“, hatte Gerritzen in einer Mitteilung formuliert.
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Nun stellt er klar: „Das Ziel war es nicht, die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt zu gefährden.“ Und Marc Buchholz sagt: „Wir haben das Störgefühl beseitigt. Es ist die Grundlage gegeben, weiter vertrauensvoll miteinander zu arbeiten.“ Außerdem betonte er, dass der Kinderschutz in Mülheim gesichert sei. Und Dieter Spliethoff sagte, dies sei Auslöser gewesen, „um richtig zusammenzukommen“.
Mülheimer Kinderschutzbund will neues Finanzierungskonzept vorstellen
Nicht eingeladen zum anschließenden Pressegespräch nach der Runde allerdings war Melanie Oechler, die Vorsitzende des Mülheimer Kinderschutzbundes. So war es Buchholz, der in Aussicht stellte, dass die Beratungsstelle zum 1. Januar 2021 wieder öffnen könnte – wenn sie dem Jugendhilfeausschuss ein neues Konzept mit einer neuen Finanzierungsidee präsentiert.
Denn klar bleibt weiter: Die Mittel der Stadt werden sich nicht erhöhen. Knapp 21.000 Euro fließen jährlichen an den Kinderschutzbund, rund 17.000 Euro kommen vom Land. „Der Kinderschutzbund ist gezwungen, jährlich mindestens 45.000 Euro Spendengelder aufzubringen, um die Bezahlung der Angestellten der Beratungsstelle zu sichern“, sagt Barbara Kanne, Fachreferentin für psychosoziale Beratung beim Landesverband des Paritätischen. „Man kann diese Summe nicht zusammenkriegen.“
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Kinderschutz: Kooperationen mit anderen Trägern möglich
Inwieweit da ein neues Konzept helfen kann, wird sich zeigen. Für den Hauptausschuss am Donnerstag hatten die Grünen um eine Stellungnahme der Verwaltung zur der Schließung gebeten. Darin machte Marc Buchholz deutlich, dass es vor allem um die zu erbringenden Leistungen, weniger um den ausführenden Träger geht. Die Leistungen sollten neu ausgeschrieben werden. „Ich möchte verlässlich auf Dauer mit einem Partner zusammenarbeiten, auch gerne mit dem Kinderschutzbund“, schloss Buchholz aber auch nicht die Kooperation mit einem anderen Träger aus.
Auch die anderen Fraktionen bedauerten die Schließung der Beratungsstelle. CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters erinnerte daran, dass der Jugendhilfeausschuss bei seiner Sitzung im November 2019 seine Hilfe und Gesprächsbereitschaft bei Problemen angeboten hatte. Damals hatte sich Melanie Oechler als neue Vorsitzende vorgestellt und auf die strukturellen Finanzierungsprobleme aufmerksam gemacht.
Zusätzliche Landesgelder für Präventionsprojekt
Nach Bekanntgabe der Schließung der Mülheimer Beratungsstelle hatte das NRW-Familienministerium darauf verwiesen, dass für ebendiese Beratungsstelle zusätzliche Mittel in Höhe von 167.000 Euro für die Jahre 2020 und 2021 bewilligt worden seien.
Diese Information stimmte so nicht, denn die Gelder sind zwar bewilligt worden, allerdings gebunden an ein Präventionsprojekt.
Die Summe kann nicht verwendet werden, um die Beratungsstelle aufrecht zu erhalten. Allerdings war die Beratungsstelle auch Gegenstand des Projektes, sagt Mauno Gerritzen. Umgesetzt werden soll das Präventionsprojekt trotzdem, ob das nach der Schließung noch klappt, ist allerdings noch nicht klar.
Jugendhilfeausschuss soll Vorschläge machen
Der Jugendhilfeausschuss, der das nächste Mal Ende August tagt, soll nun über die Problematik beraten und Vorschläge für die Verhandlungen des Etats für 2021 einbringen, um gegebenenfalls doch weitere Fördermittel zu ermöglichen. Die CDU fordert ein Handlungskonzept „Kinderschutz“, auf dessen Grundlage „ein entsprechend angemessener Förderbetrag aus dem städtischen Etat“ bereitgestellt werden soll.
Marc Buchholz schlug Dieter Spliethoff, der sich im September aus der Politik zurückziehen wird, als Ombudsmann für weitere Gespräche vor.