Mülheim. Müll, Müll, noch mehr Müll. In Mülheim werden die Klagen über wilde Müllkippen immer lauter. Und die Stadt muss bestätigen: Das Problem wächst.

Die Nachrichten über wilde Müllkippen in Mülheim reißen nicht ab. Dieses Mal ist die Empörung besonders groß – entsprechend der Menge an Müll, die Unbekannte einfach an der Riemelsbeck abgekippt haben.

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„Da fehlen einem die Worte. Da hat wohl jemand ordentlich entrümpelt“, schickte Leserin Manuela Hausendorf dieser Redaktion ein Foto von dem, was sie am Sonntagnachmittag bei einem Spaziergang durchs Rumbachtal entdecken musste. Entlang des Feldwegs an der Riemelsbeck lag auf Metern verteilt Hausmüll, als wenn jemand zu Hause ordentlich entrümpelt hätte.

SPD verärgert: Kosten bleiben beim Gebührenzahler hängen

Der SPD-Ortsverein Heißen-Heimaterde nahm die aktuelle Vermüllung zum Anlass, die Forderung der Politik für den Einsatz von Mülldetektiven zu erneuern. „Wir sehen hier einen Fall von absichtlicher, illegaler Müllentsorgung. Die Kosten für die Beseitigung dieser Schweinerei sind am Ende von allen Gebührenzahlern zu zahlen, denn aktuell kümmert sich niemand darum, den oder die Verursacher zu ermitteln“, kritisierte Bezirksbürgermeister Peter Pickert.

In anderen Städten sind bereits Mülldetektive im Einsatz, laut SPD „mit messbarem Erfolg“. Auch der Mülheimer Umweltausschuss hatte sich bereits 2018 für den Einsatz von Mülldetektiven ausgesprochen. In die neue Müllgebührensatzung war dies dennoch nicht eingepreist worden; die Politik hatte dies an aber auch nicht eingefordert, was sie hätte tun können. Umweltamtsleiter Jürgen Zentgraf hatte dies seinerzeit damit begründet, dass der Verwaltungsvorstand vorgegeben habe, keine neuen Stellen im Stellenplan 2020 einzurichten. Das Personal im Umweltamt sei nicht ausreichend, um Aufgaben von Mülldetektiven zusätzlich zu übernehmen.

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Politik hatte Kosten für Mülldetektive nicht in Gebühren einpreisen lassen

Vermüllung an Wertstoffcontainern und in der City

Ärger über die zunehmende Vermüllung im Stadtgebiet äußern immer mehr Bürger. Ein großes Ärgernis bleiben die Standorte von Wertstoffcontainern, jüngst auch vermehrt Thema: Vermüllung an der Ruhrpromenade und an der zentralen ÖPNV-Haltestzelle Stadtmitte. Für den Umweltausschuss haben CDU und SPD hierzu Gesprächsbedarf angemeldet.

Umweltamtsleiter Zentgraf sagt aktuell, dass die Reinigungsintervalle an Wertstoffcontainer-Standorten seiner Sicht nach ausgereizt seien. Dort, wo ein Vermüllungsproblem erkannt sei, reinige die MEG schon täglich. Zweimal täglich dort zu reinigen, sei „jenseits von Gut und Böse“. Es gebe natürlich auch Standorte, wo nur einmal wöchentlich gereinigt werde, wenn es dort keine Auffälligkeiten gebe.

Reagieren will das Umweltamt wohl auf die Vermüllung zu Pfingsten an der Ruhrpromenade und in anderen Bereichen der Innenstadt. Gegebenenfalls könnten dort, zumindest in den Sommermonaten, auch sonntags die Mülleimer mal geleert werden, so Zentgraf.

Diese Sicht bestätigte Zentgraf auf Anfrage dieser Redaktion auch noch einmal am Dienstag. Nach seiner Sicht wäre der Einsatz von Mülldetektiven in die Abfallgebühren einzupreisen. Der Umweltamtsleiter hielte für den Start acht Mitarbeiter für zweckmäßig, wolle man Kontrollen auch abends möglich machen. Die Kosten dafür kalkuliert er mit rund 400.000 Euro. Bei einem Gebührenhaushalt von aktuell 20 Millionen Euro, der auf die Bürger umgelegt wird, entspräche dies einer Gebührenerhöhung um zwei Prozent, die nötig würde. Aktuell schätzt das Umweltamt die Kosten für die Beseitigung wilder Müllkippen auf 100.000 Euro.

Auch wenn es Stimmen gibt, die meinen, die Mülldetektive könnten bei der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft angestellt sein: Zentgraf warnt mit Blick auf die Bauchlandung, die die Stadt Frankfurt erleben musste, als sie private Dienstleister hatte Knöllchen verteilen lassen, die allesamt im Nachhinein als rechtswidrig erklärt worden waren. „Es wäre eine ordnungsbehördliche Maßnahme“, umreißt Zentgraf den rechtlichen Rahmen. Das Personal müsse also die Stadt stellen.

SPD drängt auf den Einsatz von Mülldetektiven

Der Blick auf die Müllberge an der Riemelsbeck mache das Fehlen von Mülldetektiven besonders bitter, sagt derweil SPD-Bezirksbürgermeister Pickert. „Der Müllberg enthält unter anderem Steuerunterlagen, so dass es in diesem Fall sogar eine reelle Chance gäbe, die Täter zu ermitteln und zur Kasse zu bitten.“ Die SPD will ihrer Forderung im nächsten Umweltausschuss Nachdruck verleihen.

„Wir sind entsetzt“, sagte Stadtsprecher Volker Wiebels am Montag auf Anfrage dieser Redaktion zur wilden Müllkippe an der Riemelsbeck. Die MEG sei umgehend vom Umweltamt beauftragt worden, den Müll zu beseitigen.

Stadt stellt seit Jahren wachsendes Problem mit wilden Müllkippen fest

Die Stadt stellt seit Jahren wachsende Probleme mit wilden Müllkippen fest. Wurden ihr im ersten Halbjahr 2018 462 wilde Müllkippen gemeldet, waren es im gleichen Zeitraum 2019 schon 544. Aktuell sind es seit Jahresbeginn schon 786. Man habe gerade zuletzt , als viele Bürger corona-bedingt zu Hause waren, festgestellt, dass viele offenbar ihre Keller, Dachböden und Garagen entrümpelt hätten, so Wiebels. Eine illegale Entsorgung in der Natur sei aber doch gar nicht nötig. Kostenlos könne eine Sperrmüllabfuhr bei der MEG angefordert werden. Auch nehme der Recyclinghof der MEG an der Pilgerstraße Hausmüll kostenlos entgegen.

Dass der Einsatz von Mülldetektiven helfen könnte, der illegalen Entsorgung Herr zu werden und Umweltsünder zur Rechenschaft zu ziehen, glaubt Wiebels indes nicht. Um gerichtsfeste Beweise zu bekommen, müssten Umweltsünder schon auf frischer Tat ertappt werden, sagt er. Es nütze nichts, wenn etwa ein Foto von einem Autokennzeichen existiere oder wenn es Adressen-Funde im Müll gebe. Damit seien die Täter noch nicht sicher zu überführen.