Mülheim. Am Wochenende haben in Mülheim drei Bäder wieder geöffnet. Einige Frühschwimmer standen schon um 6.30 Uhr vor der Tür. Trotz strenger Auflagen.
Am Wochenende konnten die Mülheimer endlich „anbaden“. Unter strengen Auflagen durch die Coronaschutzverordnung haben drei Schwimmbäder ihren Betrieb wieder aufgenommen. Dabei galt für die Badegäste: Abstand halten.
Normalerweise hätte Rune sich an einem Samstag frühmorgens noch mal gemütlich im Bett umgedreht. Doch an diesem Wochenende steht der Neunjährige mit gepackter Sporttasche bereits um 6.30 Uhr vor dem Friedrich-Wennmann-Bad in Heißen. Voller Vorfreude auf den Schwimmspaß, der das erste Mal seit Beginn der Corona-Krise wieder möglich ist.
„Wir sind extra richtig früh aufgestanden, weil wir dachten, dass bestimmt ein großer Ansturm ist und wir endlich wieder ein paar Bahnen schwimmen können“, sagt Mama Kathrin Kazdepka. Sie freut sich besonders für die Kinder, dass es ganz langsam wieder in Richtung Normalität geht. „Es ist wichtig, dass die Kinder aus dieser Isolation rauskommen und wieder die Möglichkeit haben, ihre Freizeit zu gestalten, sich wieder bewegen können, sportlich aktiv sind.“
Bäderchef begrüßt die ersten Gäste persönlich
Ähnlich wie Mutter und Sohn haben sich auch einige andere Schwimmbegeisterte früh auf den Weg gemacht, um mit die ersten zu sein, die beim Anbaden dabei sind. Die Stimmung ist gut, der Chef der Mülheimer Bäder und Geschäftsführer der SWiMH gGmbH, Andreas Wildoer, hat es sich nicht nehmen lassen, die Badegäste an diesem Morgen persönlich zu begrüßen. „Könnt ihr denn alle überhaupt noch schwimmen?“, fragt Wildoer in die Gruppe. Das sei schon wichtig, denn das Nichtschwimmerbecken müsse geschlossen bleiben, da aufgrund des Wetters nur Hallenbadbetrieb möglich sei. Bei Freibadbetrieb hätte auch das Nichtschwimmerbecken für sechs Personen öffnen dürfen.
Nichtschwimmerbecken muss geschlossen bleiben
Regeln, die man als Laie nicht unbedingt durchschauen muss. Dennoch: Informiert haben sich die Badegäste gut. Sie haben sich die Regeln, die nun gelten, schon auf der Homepage des Schwimmbades durchgelesen. Schließlich gehe es um die Gesundheit jedes Einzelnen, und man wolle ja, dass die Bäder nun auch aufbleiben.
Der Großteil der Besucher, die sich freuen, nun endlich wieder regelmäßig ein paar Bahnen ziehen zu können, sind Stammkunden. So wie Kurt Gottschalk, der einmal die Woche, um fit zu bleiben, zum Schwimmen ins Heißener Bad kommt. Für ihn ein Heimspiel, schließlich war der 83-Jährige von 1975 bis 1995 selbst Schwimmmeister im Wennmann-Bad. „Das war quasi mein zweites Zuhause“, sagt Gottschalk, für den Wasser auch heute eben einfach sein Element sei.
Familienvater kann nach Tumorerkrankung endlich wieder trainieren
Für Tim Ochsenfarth war die coronabedingte Schließung der Schwimmbäder besonders hart. „Ich hatte einen Gehirntumor, und die Motorik einer Körperhälfte ist dadurch arg in Mitleidenschaft gezogen worden“, erzählt der 43-Jährige. „Das regelmäßige Schwimmen hilft mir, körperlich wieder fitter zu werden.“ Die lange Pause habe seiner Gesundheit nicht gut getan, umso mehr freut sich der Familienvater, dass er nun wieder trainieren kann.
Positive Bilanz des ersten Wochenendes
Bäder-Chef Andreas Wildoer zieht am Sonntag eine positive Bilanz. Sowohl im Friedrich-Wennmann-Bad als auch im Südbad seien alle Zeitfenster von Besuchern genutzt worden. Wobei im Heißener Bad die maximale Besucherzahl bei 31 Personen und im Hallenbad Süd bei 42 Personen pro Zeitfenster liegt. „Wir sind sehr zufrieden“, so Wildoer. „Die Gäste haben alle Verständnis, und wir sind ja auf die Mitarbeit der Besucher angewiesen.“
Einen großen Dank richtet der Bäder-Chef vor allem an seine Mitarbeiter. Denn obwohl viel weniger Gäste als im Normalbetrieb kommen, sei der Arbeitsaufwand um einiges größer. Zwischen den Zeitblöcken müsse alles, womit die Badegäste in Kontakt kommen, gründlich desinfiziert werden.
Gelungener Testlauf im Styrumer Naturbad
Mehr Arbeit – weniger Gäste. Davon kann auch das Team vom Styrumer Naturbad ein Lied singen. Das durchwachsene Wetter und die kühlen Temperaturen waren besuchertechnisch nicht wirklich förderlich. Betriebsleiter Dustin Radde ist trotzdem positiv gestimmt. „Rund 30 Badegäste waren am Wochenende da, damit war es die zweitstärkste Saisoneröffnung in den letzten acht Jahren“, sagt Radde, und schiebt augenzwinkernd hinterher, dass die Saison sonst natürlich schon am 1. Mai beginnt.
Für Dustin Radde war das Wochenende ohne großen Andrang aber auch ein gelungener Testlauf. „Wir müssen schauen, wie es funktioniert, wie wir sicherstellen können, dass die Regeln eingehalten werden“, so der Betriebsleiter, der sich selbst sehr darüber freut, dass endlich Badegäste ins Naturbad kommen können.
Badegäste müssen spätestens am Vortag ein Zeitfenster buchen
Bereits seit März habe das gesamte Team an Plänen getüftelt, um sich auf den Tag X vorzubereiten. Was nicht einfach war, da immer wieder neue Verordnungen und neue Regeln kamen. Letztendlich haben sich die Verantwortlichen für ein zielgruppenorientiertes Freibadangebot entschieden. Besucher können sich zwischen den Angeboten „Familienstrand“, „Turmerlebnis“ oder „Schwimmen und Erfrischen“ entscheiden, die jeweils zu unterschiedlichen Zeiten laufen. Besucher müssen spätestens einen Tag vorher ein Zeitfenster buchen.
Jeder Turmspringer desinfiziert selber das Treppengeländer
Um die Hygienemaßnahmen am Sprungturm einhalten zu können, sind die Mitarbeiter auf die Unterstützung der Springer angewiesen. „Jeder Springer, der hochgeht, säubert mit Desinfektionstüchern eine Seite des Treppengeländers. So ist sichergestellt, dass beide Seiten immer sauber sind“, erklärt Radde das Procedere. „Personell wäre es einfach nicht zu stemmen, dass ein Mitarbeiter nach jedem Sprung den kompletten Handlauf und andere Flächen des Turms desinfiziert.“
Infos rund um die Mülheimer Bäder
Informationen und Tickets zu den verschiedenen Angebote im Styrumer Naturbad gibt es auf www.naturbad-muelheim.de.
Wann und wie das Friedrich-Wennmann-Bad und das Hallenbad Süd geöffnet sind, erfahren Besucher unter der Rufnummer 9933512 oder auf www.swimh.de.
Ob das Friedrich-Wennmann-Bad als Frei- oder Hallenbad genutzt werden kann, wird wetterabhängig für die jeweiligen Zeitblöcke festgelegt.
Mit den Springern, die am Wochenende da waren, habe dieses Prinzip wunderbar funktioniert, und nur so könne der Sprungbetrieb aufrecht erhalten werden. Man sei zuversichtlich, dass es sich auch bei mehr Besuchern gut einspielt.
Dass die Kosten für ein gebuchtes Zeitfenster die gleichen sind wie sonst für eine Tageskarte, sei bei manchen Besuchern nicht so gut angekommen. „Um kostendeckend zu arbeiten, hätte man den Preis aber sogar um einiges erhöhen müssen“, sagt Radde. Er hofft, dass die vier Euro Eintritt bei der Mehrheit der Besucher auf Verständnis stoßen.
Maximal 655 Besucher pro Tag dürfen in Corona-Zeiten ins Freibad
Nun erwarte man mit Spannung das Sommerwetter, das für nächste Woche angekündigt ist. Normalerweise tummeln sich bei Temperaturen über 28 Grad zwischen 4000 und 5000 Besucher im Styrumer Freibad. In Zeiten von Corona ist das Bad mit 655 Besuchern über den Tag verteilt ausgebucht.