Mülheim. Ab 20. Mai dürfen die Freibäder unter strengen Auflagen wieder öffnen. Die Wetterprognose passt. Warum es in Mülheim trotzdem nichts wird.
Pünktlich zum Himmelfahrts-Wochenende dürfen am 20. Mai die Freibäder wieder öffnen. Auf welche Hygiene-Auflagen sie sich einrichten müssen, haben die Betreiber erst vier Tage vorher erfahren. Extrem knapp. Für das Styrumer Naturbad und das Friedrich-Wennmann-Bad in Heißen heißt das: Sie bleiben noch zu. Obwohl sonniges Wetter in Aussicht steht. Obwohl es richtig warm werden soll.
Die neueste Fassung der Corona-Schutzverordnung NRW, gültig seit 16. Mai, umfasst jetzt auch detaillierte Hygienestandards für die Freibäder. Unter anderem gilt, dass pro Quadratmeter Fläche nur eine Person hinein darf und jeder überall anderthalb Meter Abstand halten muss. Auch in den Umkleiden und Duschen. Jedes Bad braucht zunächst ein eigenes „Infektionsschutz- und Zugangskonzept“, das mit dem örtlichen Gesundheitsamt abgestimmt wird.
Öffnung an Himmelfahrt für die Mülheimer Bäder nicht machbar
In den Mülheimer Bädern wird daran gerade gefeilt. „Aber der 20. Mai ist gar nicht haltbar“, meint Andreas Wildoer, Geschäftsführer der SWiMH GmbH und damit zugleich Chef im Wennmann-Bad. Wenn überhaupt, kann er sich eine Öffnung Ende des Monats vorstellen. Immerhin habe er schon Gesichtsvisiere für seine Mitarbeiter besorgt und den Eingangsbereich des Heißener Schwimmbades mit Markierungen versehen.
Diese Corona-Baderegeln gelten
In einer Anlage zur aktuellen Coronaschutzverordnung sind genaue Hygienestandards für Freibäder formuliert. Unter anderem gilt. . .
Der Zugang muss so begrenzt werden, dass auf dem Gelände die allgemeinen Abstandsregeln eingehalten werden können. Als Maßstab gilt: maximal ein Gast pro 10 qm Freibadfläche.
Alle Besucher müssen ihre Kontaktdaten angeben. Diese werden vier Wochen lang aufbewahrt, anschließend vernichtet.
Gastronomie darf öffnen, sofern die generellen Vorschriften beachtet werden. Selbstbedienung gibt es nicht.
In geschlossenen Räumen müssen Gäste und Mitarbeiter einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Stühle, Tische, Liegen sowie alle Räume müssen regelmäßig gereinigt werden.
Am Naturbad Styrum ist das grüne Tor geschlossen und zudem mit einem Sichtschutz zugehängt - damit sich keine Neugierigen, Ungeduldigen dort versammeln, erklärt Badleiter Dustin Radde. „Wir haben bisher alles getan, was wir tun konnten, tagesaktuell reagiert.“ Er habe auch schon gecheckt, wie viele Besucher auf Grundlage eines Pandemieplanes auf das Gelände dürften. Eine genaue Zahl möchte er jedoch nicht nennen, bevor das Konzept tatsächlich von der Stadt abgesegnet wurde. In den nächsten Tagen soll dies geschehen.
Saisonstart wird jetzt am 30. Mai angestrebt
Öffnungsperspektiven für die Mülheimer Freibäder waren am Montag auch das Schwerpunktthema im städtischen Corona-Krisenstab. Unmittelbar nach der Sitzung erklärte Martina Ellerwald, Leiterin des Mülheimer Sportservice: „Wir streben jetzt den 30. Mai für die Freibäder an.“ Eine weitere Unsicherheit spricht sie an, mit Blick auf das Naturbad: „Wir warten immer noch auf eine Klarstellung von Seiten des Ministeriums, was für Bäder gilt, die ohne Chlor arbeiten.“
Im Naturbad fehlen noch 300 Tonnen Sand
Im Styrumer Naturbad steht noch eine andere Maßnahme aus, ohne die es keine Saisoneröffnung geben kann: Rund 300 Tonnen Sand müssen aufgefüllt werden, als Fallschutz für die Spielplätze und Untergrund für die Becken. „Vorher können die Becken nicht befüllt und keine Wasserproben entnommen werden“, erläutert Radde. Die Bestellung im Umfang von acht Lkw-Ladungen laufe seit Monaten, sei durch die Stadt aber immer noch nicht freigegeben. Dies bestätigt Amtsleiterin Martina Ellerwald und verweist auf die knappen Kassen der Stadt: „Wir können die Bestellung erst freigeben, wenn sicher ist, dass das Naturbad in dieser Saison überhaupt öffnet. Dann wird der Sand aber auch schnell geliefert.“
Große Angst, ein Corona-Hotspot zu werden
Bei all dem bleiben grundsätzliche Bedenken, von denen auch die Profis nicht frei sind. „Die Umsetzung wird schwierig“, sagt SWiMH-Geschäftsführer Andreas Wildoer, „die Leute wollen raus, wollen ins Wasser. Ich habe große Angst, dass wir der nächste Corona-Hotspot werden.“