Mülheims CDU hat Marc Buchholz als ihren OB-Kandidaten nominiert. Sie zeigte bei ihren Wahlen Einigkeit. Nur mit der Frauenquote klappt’s nicht.

In aller Sachlichkeit, ohne Tamtam und Wahlkampf-Gebrüll hat Mülheims CDU am Donnerstagabend in der Stadthalle ihre Mannschaft für die Wahlen zum Stadtrat und ihren OB-Kandidaten Marc Buchholz nominiert.

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Die Aufstellungsversammlung mit 77 stimmberechtigten Mitgliedern fand wegen der Corona-Pandemie unter strengen Hygienevorschriften statt. Parteichefin Astrid Timmermann-Fechter wies ihre Parteifreunde an, während der kompletten Veranstaltung, die gut zweieinhalb Stunden dauerte, ihre Gesichtsmasken aufzuhalten. Parteigeschäftsführer Thomas Mehlkopf-Cao nutzte sogar bereitliegende Kunststoffzangen, um Zettel weiterzureichen. . .

OB-Kandidat Buchholz erhielt 76 Ja- und eine Nein-Stimme

Auf dem ersten Zettel mit einem Abstimmungsergebnis waren denn 76 Ja- und eine Nein-Stimme für die OB-Kandidatur von Marc Buchholz notiert. Hatte Buchholz bei seiner Rede zuvor noch niemanden im Saal zu Überschwang verleitet, gab es dann doch einzelne Jubelrufe, ein paar Christdemokraten skandierten „Jetzt geht’s los“. Buchholz dankte mit erhobenem Daumen.

Marc Buchholz nach seiner Wahl zum OB-Kandidaten.
Marc Buchholz nach seiner Wahl zum OB-Kandidaten. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Der Duisburger, der seit Frühjahr 2019 in der Stadtverwaltung Dezernent für Bildung, Gesundheit, Jugend, Kultur, Soziales und Sport ist, hatte zuvor zumindest in Versatzstücken angedeutet, was ihn als OB ausmachen soll. Scharf schoss Buchholz gegen seinen jetzigen Chef, OB Ulrich Scholten. „Die wiederkehrenden, öffentlichen Diskussionen zum Oberbürgermeister machen es für mich notwendig, meine Vorstellungen von Amtsführung deutlich von denen des amtierenden Oberbürgermeisters abzugrenzen“, so Buchholz. Es gelte, Vertrauen in die Politik und vor allem in das Amt des OB zurückzugewinnen.

Buchholz bringt Schule auf dem Müga-Areal der VHS ins Spiel

Programmatisch hielt sich Buchholz noch auffällig zurück, wohl auch, weil das CDU-Wahlprogramm erst Mitte Juni beschlossen werden soll. Er sagte den Wohlfahrtsverbänden Unterstützung zu, damit diese durch Corona nicht in Gefahr geraten, er will zusätzliche Plätze für die Kinderbetreuung schaffen. Sollte das Gutachten zur Bildungsentwicklungsplanung, wie vermutet, den Bedarf von neuen Schulen ergeben, so Buchholz, könne er sich eine solche gut auf dem Areal der VHS in der Müga vorstellen oder auch auf dem Tengelmann-Areal in Speldorf.

Applaus erntete Buchholz für sein Versprechen, in den kommenden Jahren mit dafür Sorge tragen zu wollen, dass eine Kunststofflaufbahn für Leichtathleten und ein neues Hallenbad nicht länger Wunschtraum bleiben. Klar sei aber: Ohne Unterstützung von Bund oder Land sei das nicht zu stemmen. Vage blieb Buchholz bei der Frage, ob Mülheim neue Gewerbeflächen im Grünen schaffen sollte. Er erwarte als OB, „dass das unverwechselbare Gesicht Mülheims als Ruhrgebietsstadt auch zukünftig Altindustrie, Gewerbeflächen und Naturlandschaften in Einklang miteinander verbindet und nicht gegeneinander ausspielt“. Mehr oder weniger genutzte Industrie- und Gewerbeflächen seien gezielt zu entwickeln, und nicht als „Warenhauskatalog“.

Ex-Fraktionschef Michels und Bürgermeisterin Schröder scheiden aus

Zur ungelösten Frage, wie Mülheim sein millionenschweres jährliches Defizit im Nahverkehr drücken könnte, kündigte Buchholz lediglich „Reformen“ an. Mit Oberhausen und Essen wolle er die interkommunale Zusammenarbeit ausbauen.

Die Nominierungen der CDU-Kandidaten für die 27 Kommunalwahlkreise blieb ohne Überraschungen. Außer Ex-Fraktionschef Wolfgang Michels und Bürgermeisterin Ursula Schröder, die sich beide aus eigenem Antrieb zurückziehen, tauchen alle aktuellen Ratsmitglieder wieder als Direktkandidaten auf. Eckart Capitain tritt diesmal in Heißen-Ost an, Werner Oesterwind in Saarn-Süd, Selbeck und Mintard, wo die CDU ein sicheres Mandat erwartet.

Nur sechs Frauen unter 27 Wahlkreis-Kandidaten

Sämtliche Direktkandidaten kamen auf mehr als 70 der möglichen Stimmen. Der Vorsitzende der Jungen Union, Marcel Helmchen (22), holte sich dabei als Einziger die vollen 100 Prozent Zustimmung für seine Kandidatur in Saarn-Zentrum. Die Reserveliste der CDU führt nach zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung Fraktionschefin Christina Küsters an.

Ihr Ziel, eine Frauenquote von mindestens einem Drittel der Kandidaten zu erreichen, verfehlte die CDU erneut. In 27 Wahlkreisen treten nur sechs CDU-Frauen an, auf der Reserveliste finden sich unter den Top 10 nur zwei Frauen.