Mülheim. Seit eineinhalb Jahren funktioniert der Aufzug in einem Haus der MWB im Mülheimer Ruhrquartier nicht. Die zuständige Aufzugfirma stelle sich tot.
Ihre Wohnung verlassen einige Mieter im Ruhrquartier nur ungern, gerade für die Älteren unter ihnen kann der Einkauf zu einer großen Herausforderung werden. Schuld daran ist in diesem Fall aber nicht Corona, sondern der Aufzug in einem Wohnhaus der Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) an der Friedrich-Ebert-Straße. Denn ob dieser funktioniert oder nicht, ist zum großen Ärger der Bewohner schon lange reine Glückssache.
Besonders für Senioren und Mieter, die auf eine Gehhilfe angewiesen sind, ist die Unzuverlässigkeit ein Problem. Mit Rollator und Einkauf über die Treppe hoch bis in die vierte oder fünfte Etage? Unmöglich. Seit mindestens eineinhalb Jahren, so ein betroffener Mieter, stehe der Aufzug immer wieder still. Mal für ein paar Stunden, mal für ein paar Tage.
Aufzug funktionierte über Wochen nicht
Zuletzt waren es jedoch einige Wochen, die bei den Mietern das Fass zum Überlaufen gebracht habe. „Nach der Reparatur funktionierte der Aufzug dann von Freitag bis Sonntag, die restliche vergangene Woche dann jeweils für ein paar Stunden am Tag“, ärgert sich ein Mieter, der namentlich nicht genannt werden möchte.
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Doch nicht nur für die Mieter ist der schadhafte Aufzug ein großes Ärgernis. Auch für die MWB als Vermieterin wiederholt sich hier eine Geschichte, die sie wohl gerne zu den Akten gelegt hätte. Denn ähnlich wie im Wohnhaus an der Friedrich-Ebert-Straße, hatte auch der Aufzug im Ärztehaus an der Bahnstraße seinen Dienst immer wieder verweigert, bis die MWB Steuerung und Elektronik austauschte und eine andere Aufzugfirma beauftragte.
Aufzugfirma aus München: Ein unzuverlässiger Partner
In beiden Fällen ist es die gleiche Firma, die für die Aufzüge in den Gebäuden zuständig war und im Gebäude an der Friedrich-Ebert-Straße noch ist. Und heute wie damals sei die Firma aus München ein sehr unzuverlässiger Partner und an einer Lösung des Problems scheinbar nicht interessiert.
„Die Ansprechpartner stellen sich tot und sind für uns nicht erreichbar“, sagt Frank Esser, MWB-Vorstandsvorsitzender. Auch schriftlich würde jegliche Kontaktaufnahme zu den Verantwortlichen scheitern. Eine „Arbeitsweise“, die man so auch noch nicht erlebt habe. Den Ärger der Mieter könne er daher sehr gut nachvollziehen. „Ich bin selbst wahnsinnig wütend.“
Aufzugfirma weist alle Vorwürfe zurück
Die betreffende Firma weist hingegen alle Schuldvorwürfe von sich. „Wir entschuldigen uns bei den Bewohnern der Wohnanlage ausdrücklich für entstandene Unannehmlichkeiten“, teilt der Pressesprecher des Unternehmens schriftlich mit. Inzwischen seien die technischen Probleme behoben und der Aufzug fahre zuverlässig. Ursache der zeitweisen Ausfälle sei eine ausgefallene Hauptsteuerplatine gewesen, die getauscht worden musste.
Den Vorwurf von Frank Esser, das Unternehmen „stelle sich tot“, weist der Sprecher mit Nachdruck zurück. Bei einem Treffen mit der MWB in Mülheim im Dezember 2018 habe der zuständige Regionalleiter seine Visitenkarte an alle Beteiligten verteilt, und habe betont, dass er jederzeit erreichbar wäre. Niemand der MWB habe sich bei ihm gemeldet.
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Bauteil aus Italien konnte wegen Corona nicht geliefert werden
Frank Esser setzt dem entgegen: „Entscheidend für uns und unsere Mieter war alleine, dass der Aufzug wiederholt ausgefallen ist, und dass die Wiederinbetriebnahme wiederholt viel zu lange gedauert hat.“ Die Probleme der Mieter im betroffenen Gebäude nehme man würde durchaus ernst. Da aber noch ein Generalunternehmer dazwischen sei, der der eigentliche Auftraggeber in Sachen Aufzüge ist, sei die Angelegenheit etwas komplexer. Darüber hinaus entstand der längere Ausfall seit Ostern auch dadurch, dass ein Bauteil aus Italien aufgrund der Corona-Krise nicht geliefert werden konnte. Da könne natürlich auch die Aufzugfirma nicht wirklich dafür, betont Esser.
Ärger schon 2018
Die Baufirma Porr Deutschland hatte laut MWB die Aufzugfirma aus München beauftragt, ein mittelständisches Unternehmen mit gutem Leumund, hieß es damals.
Schon 2018 sorgten bei Ärzten und Patienten im Ärztehaus die wiederholten Ausfälle für massive Verärgerung.
Für die Mieter, die mehrheitlich in dem Neubau im Ruhrquartier eigentlich einen entspannten Lebensabend verleben wollten, spielt das keine große Rolle. „Solch ein Streit darf nicht auf dem Rücken der Mieter ausgetragen werden, schon gar nicht bei einer Genossenschaft, die auf ihrer Internetseite mit Slogans wirbt, die dem Mieter und der Unterstützung dieser die größte Priorität zukommen lässt“, sind sich insbesondere die älteren Bewohner, die in den oberen Etagen wohnen und damit am heftigsten betroffen sind, einig. Man fühle sich im Stich gelassen. Regelmäßige Entschuldigungsschreiben würden an der festgefahrenen Situation nichts ändern.
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Betroffene Bewohner erhalten Mietminderung
MWB-Chef Esser hingegen betont, dass man die Mieter auf keinen Fall im Stich lasse und auch den Streit mit der Aufzugfirma mitnichten auf dem Rücken der Mieter und Genossen austrage. Wie beim Aufzug im Ärztehaus werde man auch in diesem Fall jetzt die Steuerung und Elektronik austauschen. Eine entsprechende Ausschreibung für einen neuen Partner sei raus. Zwischen 40.000 und 45.000 Euro nehme der MWB dafür in die Hand.
Den Mietern würden je nach Alter und Etage entsprechende Mietminderungen angeboten. Wenn eine neue Aufzugfirma gefunden sei, sollte nach einer Woche Umbauarbeiten der Aufzug dann endlich rund laufen. Den Mietern würde ein komplikationsloses rauf und runter aber sicherlich schon reichen.