Mülheim. Fenster der Mülheimer Stadthalle dienen Künstlern als Leinwand. Am 30. Mai eröffnet die extraordinäre Ausstellung. Ferngläser werden verteilt.

Den bittersüßen Umgang mit der Distanz in Corona-Zeiten legt die Künstlergruppe AnDer mit gewohntem Witz und Tiefsinn unter ihr künstlerisches Brennglas. Am kommenden Samstag stellen die acht Umtriebigen ihre Arbeiten weit oben in die runden Fenstern der Stadthalle. Zu sehen sind ihre Werke dann vom anderen Ruhrufer aus – mit dem Fernglas.

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Es ist ein Spiel mit Nähe und Distanz, das auch die Situation für Kunstschaffende wie Kunstinteressierte beschreibt. Denn ein gemeinsames Erleben von Kultur ist live – wenn überhaupt – allenfalls im kleinen Kreis und auf Abstand möglich. Deshalb wollen die AnDer-Künstler zur Eröffnung ihrer „Ausstellung“ am 30. Mai um 14 Uhr den Besuchern an der Marina Einweg-Ferngläser an die Hand geben.

Einweg-Fernglas ist Gag und Symbol der Corona-Krise

Das ist eben nicht nur ein symbolischer Gag, denn damit lassen sich Details tatsächlich auch auf Distanz genießen. Schließlich sind die entstandenen Arbeiten in der Größe durch die Fenster begrenzt: eine runde Form mit einem Durchmesser von zwei Metern. Und natürlich wäre eine solche Ausstellung in einer engen Galerie erschwert, nicht aber am breiten Hafenbecken.

Eigentlich würde an Stelle der Kunstwerke in großen Lettern ,Stücke 2020’ stehen – und die AnDer-Leute Uwe Bleil, Vanessa Hötger, Helmut Koch, Jochen Leyendecker, Joachim Poths, Heiner Schmitz, Natalija Usakova und Ursular Vehar zu ihrem 25-jährigen Bestehen wohl an der Schloßstraße ausstellen. Doch wegen der Pandemie kann sowohl das Festival um den Dramatiker-Preis als auch die Jubiläums-Ausstellung nicht stattfinden. Ein Verlust, den die AnDer-Künstler zwar nicht ersetzen können und wollen, bedauert Fotograf Heiner Schmitz, aber zumindest in Erinnerung rufen.

Arbeiten sollen den Sommer über zu sehen sein

Was man am Samstag nun genau dort sehen wird, soll bis dahin eine Überraschung bleiben – „im weitesten Sinne haben wir uns mit dem Thema Kunst und Kultur in Mülheim befasst“, deutet Schmitz an. Übrigens, wer die Eröffnung um 14 Uhr verpasst: Die Arbeiten werden über den ganzen Sommer hin an der Stadthalle zu beobachten sein.