Mülheim / Ruhr. Die Mülheimer Künstlergruppe gründete sich vor 25 Jahren. Die große Jubiläums-Aktion muss wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Ein Rückblick:

Die Künstlergruppe AnDer wollte am 6. April richtig feiern - ihr 25-jähriges Bestehen. Eine große Geburtstags-Aktion, die in der Innenstadt stattfinden sollte, muss leider wegen der Corona-Pandemie auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wir würdigen die Mülheimer Künstler an dieser Stelle trotzdem schon:

Sieben Künstler gründeten die Gruppe 1995

Zunächst ein Blick in die Vergangenheit: Am 6. April 1995 gründete sich AnDer mit sieben Künstlerinnen und Künstlern, die alle zur Mülheimer Künstler-AG zählten. Gründungsmitglieder waren Uwe Dieter Bleil, Jochen Leyendecker, Dore Nekes, Ursula Vehar, Christine Lehmann, Heiner Schmitz und Andreas Schiblon, der schon bald die Gruppe verließ und dem dann Helmut Koch folgte. Organisatorisch konnte sich Ander e.V. über die gesamte Zeit auf die Geschäftsführerin, Gesine Schloßmacher, verlassen.

Mit über 80 Veranstaltungen, Aktionen und Ausstellungen in 25 Jahren hat die Künstlergruppe in Mülheim, aber auch außerhalb kulturelle Zeichen gesetzt. "Es begann im September 1995 mit einer Ausstellung im Offizierskasino der ehemaligen englischen Kaserne", erinnert sich Prof. Heiner Schmitz. Auch in der Folgezeit hat die kreative Truppe immer wieder an ungewöhnlichen Orten gearbeitet und ausgestellt - jenseits von Museen und Galerien.

Arbeiten und ausstellen an ungewöhnlichen Orten

"AnDer gibt mir die Möglichkeit, mit meiner Kunst auf ungewöhnliche Orte oder Situationen zu reagieren", sagt Helmut Koch. Und Natalija Usakova, seit fünf Jahren dabei, ergänzt: "Ich bekomme die Möglichkeit, meine Komfortzone zu verlassen und erfinde mich als Künstlerin immer wieder neu. Das Einlassen auf jeweilige Themen und Orte fördert und fordert diesen Prozess. Ohne die Gruppe wäre ich nie von allein auf so eine Vielfalt von verschiedenen Techniken, künstlerischen Formen und Themen gekommen."

Ein Höhepunkt, erklären die Künster, sei die Ausstellung 1996 in der ehemaligen evangelischen Akademie gewesen, "die wir mit Gästen verschiedener Künstlergruppen aus dem In- und Ausland durchführten". Es folgten Kunstschauen in leeren Ladenlokalen im Forum, in den Räumen des Broicher Schlosses oder auf sieben Booten, die einige Wochen lang im Duisburger Innenhafen installiert waren.

"Immer für eine Überraschung gut"

"AnDer ist immer für eine Überraschung gut. Man kann es unstet nennen oder orchideenartig, aber ausprobieren und sich irgendwo hineinplazieren - das gehört zu unserem Erbgut hinzu", beschreibt es Joachim Poths, der 2015 zur Gruppe stieß. Weitere künstlerische Abenteuer im Laufe der Zeit waren die "Salon-Serie", bei der jeder sich mit einem Geschäft in der Stadt auch ein Thema vorgab - oder die Kunstaktion “AnDerGrenze“ im Raffelbergpark in Zusammenarbeit mit dem Theater an der Ruhr. Nicht alle Aktivitäten können hier aufgelistet werden.

Dore Nekes und Christine Lehmann verließen irgendwann die Gruppe, 2015 vergrößerte diese sich mit Vanessa Hötger, Natalija Usakova und Joachim Poths auf acht Mitglieder. Eine interessante Abwechslung sei 2017 eine Einladung zu einer Ausstellung in die Partnerstadt Klar Saba in Israel gewesen. Einen großen Coup landeten die Künstler 2019 mit der Ausstellung AnDerLuft in der Luftschiffhalle. Sie war mit fast 5.000 Besuchern richtig erfolgreich und erlangte überregionale Aufmerksamkeit.

Kunst gepaart mit sportlicher Aktivität

"Für mich ist AnDer-Arbeit mit ganz viel Spaß (manchmal auch nicht) verbunden - stets aber gepaart mit Sport. Wer klettert schon an die hohen Decken großer Luftschiffhallen oder paddelt mit seinem kleinen Bötchen im Duisburger Innenhafen oder auf dem Mülheimer Thyssenteich bei Wind und Wetter herum?", fragt Uwe Dieter Bleil schmunzelnd.

Ein bisschen Stolz ist zum 25-Jährigen auch erlaubt: "Unsere Treffen und Aktivitäten haben dazu beigetragen, dass es uns gelungen ist, einen lebendigen Beitrag zum kulturellen Leben in unserer Stadt und darüber hinaus zu leisten", freut sich Heiner Schmitz.

Zur Info: Weitere Statements

Jochen Leyendecker: "Für mich war bei der Gründung und auch später wichtig, mit anderen Kunstschaffenden zusammenarbeiten zu können, gemeinsam Themen zu finden und in Kunstwerken auszudrücken, gemeinsam außerordentliche Orte zu finden und unsere Arbeiten dort zu präsentieren."

Vanessa Hötger: "AnDer ist ein gelungenes Experiment! Eine Gruppe von Menschen, sich gegenseitig respektierend und inspirierend. Gemeinsam großartige Projekte schaffend.
Ich freue mich auf weitere Jahre."