Mülheim. Eine Mülheimerin ist verärgert, weil es in Geschäften oft nur Bakterien-tötendes Desinfektionsmittel gibt. Aber ist ihre Sorge berechtigt?

Es sind Begriffe, die vor Corona wohl nur Medizinern bekannt waren: viruzid und bakterizid. Das eine bedeutet tödlich für Viren, das andere macht Bakterien unschädlich. Diese beiden Bezeichnungen sind auf Desinfektionsmitteln zu finden. Und viele von denen sind lediglich bakterizid – schützen sie dann vor dem Coronavirus?

Dorothea Brockhoff ist Tiermedizinerin. Bei Besuchen beim Friseur oder in Geschäften ist ihr aufgefallen: „Es herrscht eine totale Unkenntnis darüber, welche Desinfektionsmittel überhaupt wirken.“ Wer ein Geschäft oder eine Gastronomie betritt, muss am Eingang die Möglichkeit haben, sich die Hände zu desinfizieren – mit welchem Mittel, darüber gibt es keine Vorgaben.

Desinfektionsmittel sind nur zusätzliche Sicherheit

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„Die Leute desinfizieren sich die Hände und meinen, sie sind geschützt, sind es aber nicht“, befürchtet Brockhoff. Hinzu komme, dass viele nicht wüssten, wie man sich richtig desinfiziert, dass man das Mittel einwirken lassen, sich nicht die Hände abtrocknen soll.

Frank Pisani, Abteilungsleiter für Infektionsschutz und Umweltmedizin, sieht das etwas gelassener. Bakterizide Desinfektionsmittel seien meist auch bedingt viruzid – „der Unterschied liegt nur in der Einwirkzeit“. Der Alkohol in den Mitteln zerstört die Hülle des Virus.

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„Im nicht-medizinischen Bereich reicht nicht-viruzides Desinfektionsmittel“, sagt Pisani. Oder auch einfaches Händewaschen. Ohnehin sei die Gefahr, über Schmierinfektionen an Covid-19 zu erkranken, sehr gering. „Es muss verhältnismäßig bleiben. Desinfektionsmittel ist nur eine zusätzliche Sicherheit.“