Mülheim. Der Handelskonzern Tengelmann hat seine Mülheimer Firmenzentrale an die österreichische Soravia verkauft. In Duisburg baute sie gerade ein Hotel.

Der Handelskonzern Tengelmann hat seine Firmenzentrale in Mülheim verkauft. Das 14 Hektar große Areal will der österreichische Projektentwickler Soravia nach Informationen unserer Redaktion zu einem Wohn- und Gewerbegebiet umbauen. Der neue Eigentümer ist europaweit tätig und hat zuletzt am Duisburger Innenhafen ein Hotel eröffnet.

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Nachdem Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub seit gut zwei Jahren verschollen ist, hat sein Bruder Christian Haub das Familienunternehmen radikal umgebaut. Die Holding, die Beteiligungen wie die Handelsketten Obi, Kik, Tedi und Babymarkt.de steuert, wurde drastisch verkleinert. Unter dem Namen Tengelmann Twenty One arbeitet das rund 40-köpfige Team inzwischen dezentral in Projektbüros in Greewich (USA), Düsseldorf und künftig München. Mülheim verbleibt allein der Sitz des Konzerns im ehemaligen Gästehaus am Wasserbahnhof.

Sitz der Süßwarenfabrik, von Kaiser’s Tengelmann und Plus

Nach langen Verhandlungen hat Tengelmann nun einen Käufer für das mächtige Areal im Mülheimer Stadtteil Speldorf gefunden. Dort produzierte einst die Süßwarenfabrik Wissoll, saßen die Verwaltungen der Ketten Kaiser’s Tengelmann und Plus – Geschäftsbereiche, von denen sich die Familie Haub in den vergangenen Jahrzehnten schrittweise trennte.

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Im dritten Quartal, teilte Tengelmann am späten Nachmittag mit, soll das Gelände nun an das österreichische Familienunternehmen Soravia übergehen. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Auch über die künftige Nutzung wurde zunächst nichts bekannt. Nach Informationen unserer Redaktion will Soravia die historischen Gebäude weitgehend erhalten und gewerblich nutzen. Auf Freiflächen wie einem Sportplatz sollen Wohnungen entstehen. Mit der Vermarktung wurde der Essener Makler Brockhoff beauftragt.

Soravia schätzt „bedeutende Zukunftsregion“

„Wir freuen uns sehr, dass wir den Zuschlag für ein so einzigartiges Areal mit ehrwürdiger Industriearchitektur in einem herrlichen Parkgrundstück im Herzen des Ruhrgebiets – und damit im Herzen Europas – erhalten haben“, erklärte Firmenchef Erwin Soravia. „Die Metropolregion Ruhr schätzen wir als bedeutende Zukunftsregion.“

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Tengelmann-Chef Christian Haub kündigte an, das Areal in den nächsten Monaten zu räumen. Die Immobilientochter Trei ist bereits nach Düsseldorf umgezogen, das Venture Capital-Unternehmen Tev nach Essen. In einer ersten Reaktion zeigte sich Haub bewegt: „Ein Weggang von diesem traditionsreichen Gelände fällt emotional natürlich nicht leicht. Immerhin ist dies der Schauplatz von mehr als 100 Jahren Unternehmensgeschichte“, meinte der geschäftsführende Gesellschafter.

Vor mehr als 140 Jahren war Tengelmann als Kolonialwarenladen in Mülheim gegründet worden. Das Unternehmen war in der Ruhrstadt tief verwurzelt. Dazu sagte Haub: „Wir haben in unseren Gesprächen aber den Eindruck gewonnen, dass genau dies der Soravia Group sehr bewusst ist und sie die Historie als Alleinstellungsmerkmal für das Areal nutzen wollen.“