Mülheim. Zahlreiche Mülheimer Schüler sollen in ihre Schulen zurückkehren. Das Schulamt setzt darauf, dass jede Schule für sich die beste Lösung findet.
Die weitergehende Öffnung ihrer Schulen bereitet den Mülheimer Lehrerkollegien auch an diesem Freitag weiter Kopfzerbrechen. Jetzt schon klar: Für manche Schulen wird die Zeit nicht ausreichen, um schon am Montag in den Unterricht für weitere Schüler einzusteigen.
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Das gab am Freitag der stellvertretende Schulamtsleiter Peter Hofmann auf Nachfrage bekannt. Insbesondere sei der organisatorische Aufwand an Gymnasien und Gesamtschulen hoch, um zusätzlich Unterricht für die Oberstufenschüler der elften beziehungsweise zwölften Jahrgangsstufe zu organisieren. Die Ursache liegt im Kurssystem: Schüler springen zwischen den Kursen, da macht die Raum- und Zeitplanung unter Corona-Bedingungen naturgemäß viel mehr Aufwand als etwa bei einer Grundschulklasse, die stets im Verbund zusammenbleibt.
Schulamt: Unterricht der Oberstufe erfordert „planerische Höchstleistung“
Stellvertretender Schulleiter übt Kritik am Land
Mathias Kocks, stellvertretender Leiter der Willy-Brandt-Gesamtschule und SPD-Bildungspolitiker im Stadtrat, übte zuletzt in den sozialen Medien scharfe Kritik an der Landesregierung: „Ich halte die Schulöffnungen für viel zu verfrüht.“ Wenn man allerdings die Schulen öffne, wären andere Prioritäten zu setzen gewesen, so Kocks.
Abschlüsse hätte man ohne Prüfungen möglich machen können, auch die Schulwechsel der Viertklässler seien längst in trockenen Tüchern. Wichtiger wäre laut Kocks eine Beschulung der Drittklässler, die nächstes Jahr die Schule wechseln, und der Schüler, die 2021 ins Abitur gehen, gewesen.
Das jetzt geplante rollierende System, Jahrgänge an verschiedenen Tagen kommen zu lassen, sei „ein organisatorischer Wahnsinn mit ganz wenig Output! Es sind nur noch sieben Wochen Schule, das heißt, die Zeit, die jedes Kind in der Schule verbringt, ist extrem gering im Gegensatz zu einer maximalen Ansteckungsgefahr und maximalem Organisationsaufwand“, so Kocks.
Diese kommende Zeit wäre laut Kocks besser zu nutzen, um alle „Lehrenden fit zu machen, auf Distanz zu unterrichten“. Denn das werde auch nach den Sommerferien Realität bleiben.
Die Vorgabe des Landes, dass an einem Tag Unterrichtsgruppen in einzelnen Räumen nicht wechseln sollen, widerspreche dem System einer Oberstufe, so Hofmann. Betroffene Schulen hätten nun auf die Schnelle „eine planerische Höchstleistung“ zu erbringen, die womöglich zum Wochenstart nicht vollständig zu erbringen sei. Man denke auch an die Kooperationen, die es zwischen den Schulen gebe, um Kursangebote überhaupt machen zu können. So sei unklar, ob tatsächlich jedes Gymnasium und jede Gesamtschule schon am Montag Unterricht für weitere Oberstufenschüler anbieten könne.
„Es ist ein sehr dynamisches System“, erwartet Hofmann erst in der erste Hälfte der kommenden Woche damit, eine Übersicht zu haben, wie welche Schule sich organisiert. Jede Schule werde sich mit Blick auf ihre jeweiligen Rahmenbedingungen (verfügbare Lehrer, Räume, zu betreuende Schüler, auch in der Notbetreuung) individuell organisieren.
Organisation stößt an räumliche Kapazitätsgrenzen
An den Realschulen und der Hauptschule sollen ab der kommenden Woche die Neuntklässler, gegebenenfalls auch schon die Achtklässler unterrichtet werden. Hofmann hat schon die Rückmeldung, dass es Schulen gibt, die mit Blick auf die benannten Rahmenbedingungen schon ihre Not haben, den neunten Jahrgang corona-spezifisch wieder unterzubringen. Wenn schon die zehnten Klassen in drei Unterrichtsgruppen unterteilt sind, ist eine Schule womöglich schon zur Hälfte besetzt. Auch die Notbetreuung in den Klassen fünf und sechs beansprucht Räume. . . „Noch viel schwieriger“, so Hofmann, sei die Organisation der Berufskollegs, die Unterricht für Prüflinge in vielen verschiedenen Bildungsgängen zu organisieren haben.
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An der Wilhelm-Busch-Schule mit den Förderschwerpunkten Sprache, Lernen, emotionale und soziale Entwicklung werden schon wieder Viert- und Zehntklässler unterrichtet. Wie an anderen weiterführenden Schulen müsse auch hier noch geprüft werden, wie das Ziel der Landesregierung, jeden Schüler noch vor den Ferien Unterricht in der Schule zukommen zu lassen, realisiert werden könne, so Hofmann.
Weiter kein Schulstart an der Rembergschule
Keinen Schulstart wird es am Montag an der Rembergschule, der Förderschule für geistige Entwicklung, geben. Aufgrund der besonderen Betreuungsform für die Kinder, die teilweise aufgrund ihrer Mehrfachbehinderung stark auf Hilfen und Pflege angewiesen sind, ist laut Hofmann noch unklar, ob es vor den Sommerferien dort überhaupt noch Unterricht geben wird.