Mülheim. Trotz der Corona-Krise halten die Eigentümer des Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrums am Millionen-Invest fest. Der Baustart aber verschiebt sich.
Die Corona-Krise hat den Handel schwer getroffen, große Umwälzungen werden prophezeit. Was macht das aus der geplanten Investition von 200 Millionen Euro in eine Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums? Eigentümer und Projektentwickler haben dazu Stellung bezogen.
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„Das Projekt ist nicht gefährdet“, stellen Projektentwickler Christian Diesen (HLG) und Eigentümer-Vertreterin Christine Hager (Redos Gruppe) klar. An den grundsätzlich guten Strukturdaten für den Standort an der A 40 habe sich durch die Corona-Krise ja nichts geändert. Das Einzugsgebiet sei riesig, das Marktpotenzial gut, die Verkehrsanbindung optimal. Aber Corona sei zweifelsohne eine Herausforderung. Es sei nun eine höhere Wand hochzuklettern als vor der Krise, so Diesen.
Einen Baustart im Sommer 2020 wird es nicht geben
Mit einem Baustart noch in diesem Sommer, wie ursprünglich anvisiert, ist aber nicht mehr zu rechnen. „Das verschiebt sich in der Zeitachse sicher etwas“, sagt Diesen, ohne konkret werden zu wollen. Die Corona-Krise wirkt sich auch hier aus. Mieter Maredo in der Insolvenz, Planungsunsicherheiten gibt es im Handel unisono. Man versuche aktuell, auf die individuelle Lage jedes einzelnen Mieters einzugehen, so Hager mit Blick etwa auf Mietstundungen.
Große Bedeutung für das 200-Millionen-Euro-Projekt haben sicher auch die Turbulenzen um den Handelsriesen Galeria Karstadt Kaufhof, der nach dem Rettungsschirm gegriffen hat. Die „Karstadt-Arkaden“ im Rhein-Ruhr-Zentrum sind eine Schlüsselstelle für die Modernisierung. Bislang blieb unklar, wie sich das Kaufhaus künftig im Einkaufszentrum aufstellen wird. Auch jetzt hält sich Projektentwickler Diesen diesbezüglich zurück. Man sei weiter „in positivem Kontakt“, sagt er nur.
„Das Rhein-Ruhr-Zentrum ist heute genau so richtig wie vor Corona“
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Diesen ist hörbar bemüht, keine Krisenstimmung rund um das Mega-Projekt aufkommen zu lassen. „Wir haben eine große Anzahl an großen, mittleren und kleinen Bestandsmietern, die in großen Teilen geäußert haben, dass sie auch nach der Revitalisierung Mietpartner bleiben. Da haben wir noch keine anderen Erkenntnisse zu. Die Händler sind dem Rhein-Ruhr-Zentrum treu.“
Ob es infolge der Corona-Krise zu einer Insolvenzwelle komme, sei nicht abzuschätzen. Diesen sieht in der Krise aber auch manch eine Chance. „Wir haben schon Mieter erlebt, die aus einer Restrukturierung stärker rausgekommen sind.“ Die Krise könne auch neue, zukunftsgewandte Konzepte befördern. Corona könne auch positiv wirken, drückt er seinen Wunsch aus, „dass man die graue Welt auch mit Licht versieht“. Auf die Modernisierung des Centers bezogen heiße das: „Auch wenn es zusätzliche Hürden zu nehmen gilt, ist das Rhein-Ruhr-Zentrum heute genau so richtig wie vor Corona.“
Ausführungsplanung ist etwas ins Stocken geraten durch Corona
Nutzungskonzept basiert auf vier Säulen
Der Investor, die Redos Gruppe, will an den Ecken der (mitunter noch zu schaffenden) Rundläufe durch das Center vier Themenwelten schaffen, die sich rings um Plätzen anordnen und über die Etagen bis zum Parkdeck ausbreiten.
Das sind: das „Wohnzimmer“ mit Mode als Handelsschwerpunkt in Nähe vom heutigen P&C-Standort, die „Speisekammer“, das „Ess- und Spielzimmer“ mit Essen, Events und Entertainment sowie der „Sportplatz“ mit Indoor-Sportfeld, Fanshops regionaler Vereine und möglicherweise auch E-Sport-Angeboten. Letzterer soll im Südwesten des Centers über zwei Etagen entstehen.
Entertainment soll wieder eine größere Rolle im RRZ spielen, etwa soll die Fläche der ehemaligen Diskothek „Gelber Elefant“ reaktiviert werden. „Es gibt Mietinteressenten für verschiedene Konzepte“ sagt Diesen. Auch für das Cinemaxx plane man eine Attraktivitätssteigerung. Denkbar seien im Eingangsbereich ergänzende Angebote, etwa durch Gastro oder eine Kletterwand.
Das gelte es als Projektentwicklung zu leben. „Ich will nicht verhehlen, dass wir durch Corona noch mal intensiver nachdenken“, so Diesen. Etwa in die Richtung, mehr noch auf Gastronomie zu setzen statt, vielleicht in Teilen, weniger auf Handel. Auch könne Corona noch den Trend beschleunigen, regionale Produkte in den Fokus zu rücken, was das Rhein-Ruhr-Zentrum etwa für einen neuen „Marktplatz“ ohnehin eingeplant hat.
Es ist offenbar noch einiges im Fluss. Durch Corona ist die Ausführungsplanung etwas ins Stocken geraten, weil Beteiligte nicht zur Verfügung stehen. Die sonst an Dienstagen üblichen großen Planungsbesprechungen finden aktuell als Videokonferenz statt. Besichtigungen (mit Sicherheitsabstand), auch Gespräche mit Mietinteressenten sind nicht ausgesetzt.
Stadt Mülheim will mit RRZ-Modernisierung zur Expo Real
In der Stadtverwaltung wird der Bauantrag bearbeitet. Wegen des Volumens sei eigens ein Mitarbeiter dafür abgestellt, so Baudezernent Peter Vermeulen auf Anfrage. Die Bauherren hätten noch einige Nachbesserungen zu liefern, „sobald die Unterlagen vollständig vorliegen, werden wir sie schnellstmöglich prüfen“, so Vermeulen. Insbesondere sei die Brandschutz-Planung ein schwieriges Unterfangen, weil je nach Sanierungsschritt und seinen jeweiligen Teilschließungen des Centers ein eigenes Konzept zu erarbeiten sei.
Auch Vermeulen will sich öffentlich nicht dazu äußern, wann eine Baugenehmigung den Baustart möglich machen kann. „Wir versuchen, uns an den Zeitrahmen zu halten, den der Bauherr sich wünscht.“ In der Bauverwaltung gebe es momentan wenig Beeinträchtigungen, so dass man zügig vorankommen könne. Engpässe gebe es bei externen Gutachten. Etwa müsse die Feuerwehr die Brandschutzgutachten abnehmen, sei jedoch zurzeit stark im Corona-Krisenmanagement eingespannt.
Für den Herbst kündigt Vermeulen an, die auf drei Jahre angesetzte Modernisierung des Rhein-Ruhr-Zentrums mit einem repräsentativen Stand auf der Expo Real in München bewerben zu wollen. Wenn die Messe angesichts der Corona-Einschränkungen denn stattfindet.