Mülheim. Um Mitarbeitern für den Einsatz in der Corona-Krise zu danken, zahlen einige Einzelhändler einmalige Corona-Boni. Wie hoch die Prämien sind.
Seit Wochen zählen die Mitarbeiter im Einzelhandel zu den stillen Helden der Corona-Krise: Der tägliche Wahnsinn zwischen Hamsterkäufen, leeren Regalen und der ständigen Ansteckungsgefahr zerrt nicht nur körperlich an den Reserven – auch psychisch. „Wir wissen, wie schwer die Zeit gerade für alle ist“, sagt Felix Theodor Kels, Geschäftsführer mehrerer Edeka-Märkte in Ratingen, Essen und Mülheim. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten gerade Großartiges.“ Das will der Kaufmann belohnen und zahlt seinen Mitarbeitern für den Monat April einen einmaligen Mitarbeiter-Bonus.
Wer etwa in Vollzeit arbeite, erhalte bis zu 700 Euro. Kels ist bei Weitem nicht der einzige, der seinen Mitarbeitern mit einer Prämie Anerkennung zollen will. Auch Einzelhändler Thomas Lenk, der unter anderem einen Rewe in Saarn leitet, zahlte seinen Mitarbeitern einen einmaligen Bonus aus. „Das habe ich im März beschlossen“, erklärt Lenk. „Meine Leute verdienen das einfach.“ Wie hoch die Zahlung ist, das wolle der Kaufmann für sich behalten. So viel verrät er aber: „Ich habe mich an die Empfehlung der Rewe Group gehalten.“
Rewe investiert mehr als 20 Millionen Euro
Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt die Rewe Group, den von Einzelhändlern geführten Filialen Empfehlungen über die Höhe einer einmaligen Bonuszahlung gegeben zu haben. „Damit wollen wir ein Gleichgewicht zu den konzerngeführten Filialen sicherstellen“, erklärt ein Pressesprecher der Supermarkt-Kette. Die Sonderzahlungen für die Mitarbeiter der Rewe-Filialen – einschließlich der geringfügig Beschäftigten – beliefen sich auf mehr als 20 Millionen Euro.
Sie werden den Mitarbeitern als Guthaben auf die Mitarbeiterkarten gebucht. Das habe den Vorteil, dass der Bonus „den Beschäftigten praktisch als Netto-Zahlung zugutekommt“. Einzelhändler Thomas Lenk will seinen Mitarbeitern aber über die Prämie hinaus etwas Gutes tun: „Wenn das alles vorbei ist, feiern wir ein schönes Fest mit allen Mitarbeitern und ihren Familien.“
Dass eine einfache Prämien-Zahlung nicht ausreicht, um den unermüdlichen Einsatz der Mitarbeiter zu honorieren, bestätigt Falk Paschmann, Geschäftsführer von Edeka Paschmann: „Wertschätzung zeigt sich sowohl im Herzen als auch im Geldbeutel. Nur warme Worte oder eine anonyme Überweisung reichen da nicht.“ Die Bonuszahlungen bei Paschmann stünden kurz bevor, „alle anderen Details sollen aber intern bleiben“, sagt Paschmann.
Eickholt: "Es muss eine Dauerlösung her"
Henrike Eickholt, Mülheimer Verdi-Geschäftsführerin, bezeichnet diese Form der Wertschätzung zögernd als „nett“. Was sie sich stattdessen wünscht: „Mehr Betriebe sollten nach Tarif bezahlen und nachhaltig denken. In Mülheim sind wenige Betriebe tarifgebunden.“
Wer an den Tarif gebunden ist, garantiere seinen Mitarbeitern über einen höheren Lohn hinaus auch Urlaubsgeld und andere Sonderzulagen. Eine Prämie hingegen sei nur von kurzem Nutzen. Es sei auffällig, dass der Lohn gerade in frauendominierten Berufen deutlich niedriger liege als etwa in technischen Berufen, die häufig von Männern ausgeübt werden. „Es geht um eine Perspektive, da muss eine Dauerlösung her“, fordert Eickholt.
Info: Warengutscheine als Prämie
Viele Supermarktketten haben sich dazu entschieden, den „Corona-Bonus“ in Form von Warengutscheinen auszuzahlen. Darunter sind etwa Aldi Süd, Aldi Nord, Rewe, Penny, Real und auch Lidl. Aldi Süd zahlt seinen Mitarbeitern aus Verkauf, Logistik und Verwaltung einen Warengutschein in Höhe von bis zu 250 Euro. Insgesamt stellen Aldi Nord und Aldi Süd nach eigener Auskunft 20 Millionen Euro für die Bonuszahlung bereit.
„Damit wird den Arbeitskräften die Wahl genommen, wie sie den Bonus verwenden wollen und die Unternehmen verdienen im Endeffekt selbst daran“, kritisiert Eickholt. Die Supermarktketten argumentieren hingegen, dass die Beschäftigten die Prämie so ohne Abzüge nutzen können.