Mülheim. Andrea Abels Großeltern betrieben die beliebte Gaststätte „Engel im Feld“ in Mülheim-Raadt. Sie verrät, woher der ungewöhnliche Name stammt.
In unserer letzten Folge hatten wir gefragt, wer das alte Gebäude auf dem Raadter Feld mit Fachwerkanbau kennt. Zahlreiche Leser haben die Gaststätte „Engel im Feld“ erkannt. Auch Leserin Andrea Abel zögerte nicht lange: „Als ich das Foto des Hauses „Engel im Feld“ in der Zeitung entdeckte, war sofort klar, dass unsere Familie sich melden muss. Wenn nicht wir, wer dann?“
Schließlich erinnert sich Andrea Abel noch genau an das Wirtshaus „Engel im Feld“. „Immerhin ist dieses Haus das Geburtshaus meiner Mutter, sie ist dort aufgewachsen.“ Das Gebäude an der Parsevalstraße 28, Ecke Horbeckstraße in Raadt, gehörte seinerzeit ihren Großeltern, Hans und Thea Endenich, die auch die Gaststätte „Engel im Feld“ geführt haben. „Ich bin mit dem Lokal aufgewachsen.“
Bis in die 1990er Jahre betrieben verschiedene Pächter das Lokal
Ihre Großeltern Hans und Thea Endenich übernahmen das Lokal „Mitte der 1940er Jahre“, sagt Andrea Abel. „Dann betrieben sie dieses bis Ende der 1960er Jahre.“ Nach dem Tod des Großvaters Anfang der Siebziger verpachtete die Großmutter die am malerischen Raadter Feld gelegene Gaststätte weiter. Bis Ende der 1990er Jahre betrieben unterschiedliche Pächter das Lokal.
Andrea Abel weiß mehr über den ungewöhnlichen Namen „Engel im Feld“. „Dieser stammt von der früher in der Straße ansässigen Engelbrauerei.“ Sie verrät: „In dem Gebäude Riemelsbeck 181, einem ehemaligen Pferdestall, wohnt meine Mutter heute noch, das ist das Elternhaus meines Vaters.“ Dort gegenüber, Parsevalstraße 35, stand die ursprüngliche Gastwirtschaft „Engel im Feld“. „Das Haus meiner Großeltern, das in der Zeitungsausgabe abgebildet ist, befindet sich ein Stück weiter, Parsevalstraße 28.“ Dorthin zog das Lokal dann zu einem späteren Zeitpunkt um.
Als Elfjährige den WM-Sieg in der Gaststätte erlebt
Leserin Karin Seeger verbindet ebenfalls viele Erinnerungen mit der Gaststätte. „’Engel im Feld’ bedeutet für mich Heimat. Mein Elternhaus befand sich in der ursprünglichen „Engel“-Brauerei, ca. 100 Meter von der Gaststätte entfernt“, schreibt sie uns. Bei ‘Engel’ habe sie mit ihrer Familie viele Feste gefeiert. Aus der Flughafensiedlung sei oft ein Reiter mit seinem Pferd gekommen. Dann wurde das große Fenster der Gaststätte geöffnet und dem Reiter das Bier gereicht.
„Bei ‘Engel im Feld’ habe ich 1974, als elfjähriges Mädchen, das Endspiel der Fußball-WM miterlebt. Der donnernde Jubel meines Vaters und der versammelten Männer aus der Nachbarschaft haben bei mir einen unvergesslichen Eindruck hinterlassen“, schwärmt Karin Seeger.
Frühschoppen und Skatspielen bei „Engel“
„Sonntags, nach dem Kirchgang in der gegenüberliegenden Kapelle auf der Horbeckstraße, spielten mein Vater und mein Bruder bei ‘Engel’ Skat. Punkt 12 Uhr war der Frühschoppen beendet und zu Hause wurde das Sonntagsessen aufgetischt.“
Und: „Vor der Gaststätte befand sich Anfang der 1970er Jahre unsere Schulbushaltestelle. Da sich keine Schule in der Nähe befand, wurden alle Kinder der Flughafenregion mit dem Bus zur Grundschule an der Trooststraße gebracht.“ „Engel im Feld“ sei stets ein Treffpunkt für die umliegende Region am Flughafen gewesen.
In der Gaststätte wurden viele Feste gefeiert
Auch Leserin Marlis Meister erinnert sich an das „Engel-Gebäude“. „Nach Erzählungen alter Raadter Verwandter soll der Name von der ehemaligen Engelbrauerei, die ebenfalls an der Parsevalstraße gegenüber der Christuskirche in Raadt gestanden hat, sein.“ Im Anbau sei ein kleiner Saal gewesen, „in dem viele Feste wie Nikolaus- und Weihnachtsfeiern stattfanden. Der dort beheimatete Gesangsverein Eintracht Menden habe diese damals veranstaltet.
„Der letzte Pächter hat vorwiegend Kaffee und selbstgebackenen Kuchen für die Spaziergänger angeboten“, weiß Marlis Meister. „Auch war hinter dem Anbau eine kleine Gartenwirtschaft vorhanden.“ Heute existiere das Gebäude nicht mehr als Gaststätte – dort wurden mittlerweile Eigentumswohnungen gebaut.