Mülheim. Der Mülheimer Klaus Schmidt steckte wegen des Coronavirus in den USA fest. Er ärgert sich über die Lufthansa – und schreibt an Angela Merkel.
Eigentlich wollte Klaus Schmidt die letzten Urlaubstage mit seiner Familie in Miami genießen. Doch jetzt ist der Mülheimer sauer auf die Lufthansa. Und schreibt deswegen sogar der Bundeskanzlerin.
Zwei Wochen lang weilte der Heißener mit seiner Frau, dem erwachsenen Sohn und dessen Lebensgefährtin in Florida. Am 20. März sollte es mit dem Flugzeug direkt von Miami zurück nach Düsseldorf gehen.
Nur noch wenige Verbindungen zwischen Deutschland und USA
„In der Nacht vom 12. auf den 13. März stellten wir dann durch Internet-Einsicht in unsere Buchung fest, dass unser Rückflug annulliert war“, erklärt Schmidt. Grund war auch hier die Corona-Krise und die Tatsache, dass die Lufthansa nur noch wenige Verbindungen zwischen den USA und Deutschland anbot.
Die Schmidts hätten sich ein alternatives Angebot der Fluggesellschaft gewünscht. „Wir wären auch einige Stunden früher oder später geflogen“, betont der Mülheimer. Stattdessen hing die Familie stundenlang in der Warteschleife einer Hotline fest. „Die Verbindungen aus den USA werden nach einer gewissen Zeit abgebrochen, ohne meinen Sohn und seine Lebensgefährtin wären wir aufgeschmissen gewesen.“
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Mülheimer hatte Sorge, die USA nicht verlassen zu können
Sie stellten eine Verbindung über Skype her. „So konnten wir das Telefon dudeln lassen, bis uns die Ohren weh taten“, berichtet Schmidt. Über allem stand die Sorge, gar nicht mehr aus den Staaten wegzukommen. „Es bestand gar kein Grund, den Flug nicht durchzuführen. Bei kompletten Restriktionen hätte ich Verständnis gehabt, aber hier bestand gar keine Notwendigkeit“, schimpft der Heißener.
Erst am 14. März stand eine neue Verbindung fest. Von Miami sollte es über Newark und London nach Düsseldorf gehen. Doch auch der Flug von Newark nach London wurde gecancelt. Erneut ohne Kommunikation seitens der Lufthansa. „Wir erfuhren, dass man uns Flüge nach Düsseldorf nur noch an späteren Tagen anbieten könne“, schildert Schmidt. Die Übernahme von Unterbringungskosten wurde abgelehnt.
Ungewissheit war am ärgerlichsten
Stattdessen entschied sich die Familie für einen Flug über Toronto nach Frankfurt. Von dort aus ging es mit einem Mietwagen zurück nach Düsseldorf. Keine vier Stunden nach der geplanten Landung. Die 150 Euro für die Fahrt vom Main an den Rhein sind für Klaus Schmidt gar nicht das Problem. „Viel ärgerlicher war die Ungewissheit. Die letzten fünf Urlaubstage haben wir in angespannter Atmosphäre verbracht“, ärgert er sich.
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Verständnis für die Fluggesellschaft in der aktuellen Krise hat Schmidt keine. Dabei ist seine Familie unter dem Strich noch glimpflich davongekommen. Der Heißener sagt selbst: „Auf Facebook liest man, dass es vielen ähnlich ergangen ist. Manche sitzen jetzt noch in den USA fest. Ich wäre nicht gerne noch eine Woche länger geblieben.“ Das blieb den Mülheimern erspart.
Mülheimer spricht von „unentschuldbarer Fehlleistung"
Obwohl er angibt, sonst stets mit der Lufthansa zufrieden gewesen zu sein, hat der Mülheimer nun ein Schreiben aufgesetzt, das der Redaktion vorliegt. In diesem schildert er die Erlebnisse seiner Familie – und prangert vor allem die mangelnde Kommunikation an. „Es gab ganz offensichtlich kein Konzept, wie die Passagiere dort wegkommen“, behauptet er.
Das Schreiben ist nicht etwa bloß an den Kundenservice adressiert, sondern an den Vorstandsvorsitzenden, das Luftfahrtbundesamt – und die Bundeskanzlerin. Größer ging’s wohl nicht. „Der Vorstand der Lufthansa sollte schon wissen, dass man unzufrieden ist und auch die Aufsichtsbehörden sollten über so was unterrichtet sein“, findet Schmidt. Auf etwas Verständnis in Zeiten von Corona verzichtet er auch an dieser Stelle. „Das war eine nicht entschuldbare Fehlleistung.“
Lufthansa bittet um Verständnis für „herausfordernde Situation“
„Aufgrund der allgemein hohen Zahl von Presseanfragen und der extremen Überlastung unserer Kundenkommunikation ist es uns leider nicht möglich, diesen Fall zu recherchieren“, reagierte die Lufthansa auf Anfrage. Man arbeite derzeit daran, die „außerordentlich hohe Anzahl von Kundenkontakten“ schneller bewältigen zu können. „Es kommt dennoch zurzeit zu langen Wartezeiten.“
Die Lufthansa bittet ihre Kunden, die Servicecenter nur zu kontaktieren, wenn es um einen Flug innerhalb der nächsten drei Tage gehe. „Fluggäste können alternativ zu den Servicecentern die umfangreichen Umbuchungs- und Selfservicemöglichkeiten nutzen.“ Man bitte seine Kunden „in dieser dynamischen und herausfordernden Situation um Verständnis“.