Mülheim. Für Tim Schmeink (18) sollte es ein besonderer Urlaub werden: eine Südamerika-Reise. Nun sitzt der Mülheimer wegen des Coronavirus in Peru fest.

Für Tim Schmeinck (18) ist ein Traum-Urlaub zu einem Alptraum geworden. Der 18-Jährige sitzt wegen des Coronavirus in Peru fest, die Grenzen sind dicht, Flüge ins Ausland - etwa zurück nach Europa - gibt es nicht mehr. Nun wurde auch der angekündigte Rückholflug für Deutsche gestrichen. Ein herber Rückschlag für den jungen Mülheimer und seine Familie.

Mülheimer hofft auf Hilfe auf politischer Ebene

"Wir gehen jetzt an die Öffentlichkeit, weil wir hoffen, dass auf politischer Ebene noch etwas geschieht - und erreicht wird. Dass die Deutschen in Peru doch noch ausgeflogen werden können", sagt Michael Schmeinck, Tims Vater. In anderen Ländern, auch südamerikanischen Staaten, seien Rückhol-Programme bisher doch auch noch durchführbar.

Tim hatte den Urlaub alleine angetreten - und er hatte ihn fast hinter sich, als ihn die schlechten Nachrichten erreichten. Am 17. März hatte er zurückfliegen wollen, am Abend des 15. März verkündete die peruanische Regierung, dass es ab 16. März eine verpflichtende häusliche Quarantäne und keine Flüge ins Ausland mehr geben werde.

1000 Menschen am Flughafen in Cuzco

"Wir haben verzweifelt versucht, noch einen Flug zu buchen, hätte jeden beliebigen Preis bezahlt. Aber die Buchungscomputer funktionierten nicht mehr. Und am Flughafen in Cuzco traf mein Sohn auf etwa 1000 andere Menschen, die alle weg wollten, aber nicht ausreisen konnten", berichtet der Vater.

Hoffnung habe es zwischenzeitlich gegeben, als von der Bundesregierung Rückholflüge nach Deutschland in Aussicht gestellt wurden, sogar konkrete Daten dafür genannt wurden. "Aber auch der für Montag geplante Rückholflug wurde am Samstag von der peruanischen Regierung abgesagt", so Michael Schmeinck. Dabei seien fast 600 Deutsche bei der Botschaft in Lima registriert, die zurück in ihre Heimat wollten. Insgesamt gebe es derzeit wohl 4000 bis 6000 Deutsche in Peru.

Botschafter: Flug ist nur aufgeschoben

Zum überraschenden Ausfall des Rückholfluges schreibt Stefan Herzberg, deutscher Botschafter in Peru, auf der Internetseite der Botschaft: "Der Flughafen Jorge Chávez in Lima ist für den zivilen Luftverkehr geschlossen worden. Rückholflüge der Bundesregierung werden ab sofort über den militärischen Teil des Flughafens abgewickelt. Aufgrund dieses Umstands hat der für Montag, den 23. März, angekündigte Lufthansa-Flug von den peruanischen Behörden keine Landegenehmigung bekommen. Wir bedauern das sehr und verstehen Ihre Enttäuschung. Der Flug ist nicht aufgehoben, nur aufgeschoben!" Ein neuer Termin wird bisher allerdings noch nicht genannt.

Peru hat am 16. März den Nationalen Ausnahmezustand ausgerufen - zunächst für 15 Tage. Es gelten strikte Regeln - unter anderem eine absolute Ausgangssperre. Das geht unter anderem auch aus den Informationen der peruanischen Botschaft in Berlin hervor. Diese wollte die Angelegenheit gegenüber unserer Zeitung nicht kommentieren, verwies auf die deutsche Botschaft in Lima.

Kontakt zu anderen Deutschen über Whats-App-Gruppe

Tim Schmeinck hat eine kleine Unterkunft in Cuzco gefunden, rausgehen dürfe er - so ein Vater - nur zum Einkaufen. Also kann er auch keine anderen Deutschen treffen. Über das deutsche Konsulat in Cuszco sei eine Whats-App-Gruppe eingerichtet worden, in der deutsche Staatsangehörige miteinander kommunizieren können.

Dennoch: Die Situation sei natürlich sehr belastend für seinen Sohn und für die Familie, so der Vater. "Die grundsätzliche Idee, bei der Bekämpfung von Corona die Grenzen abzuriegeln, ist ja gut. Aber es macht doch keinen Sinn, Touristen einzusperren statt sie in ihre Heimat zurückzuschicken."

Noch relativ wenige Fälle in Peru

In Peru sind nach der Statistik der John Hopkins University erst relativ wenig Menschen an Corona erkrankt - derzeit 357 (Stand 23. März, 15 Uhr).

Zum Vergleich: In Deutschland waren es am Montagabend mehr als 29.000.

Außer den Urlaubern befinden sich auch nicht wenige junge Deutsche in Peru, die dort als Freiwillige in sozialen Projekten arbeiten - und derzeit auch nicht ausreisen können.