Mülheim. Entbinden in Zeiten von Corona wirft bei Schwangeren viele Fragen auf. Nachgefragt bei Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik.

Schwangere Frauen, die ihr Kind in Corona-Zeiten zur Welt bringen, haben viele Fragen. Wie gefährlich ist eine Geburt in Zeiten von Corona? Darf der Partner noch mit in den Kreißsaal? Wann darf die Familie das Kind sehen? Nachgefragt bei Dr. Andrea Schmidt, Chefärztin der Mülheimer Frauenklinik im Evangelischen Krankenhaus.

Schwangere, die kurz vor der Entbindung stehen, fragen sich gerade, ob sie ihren Mann oder eine vertraute Person überhaupt noch mit in den Kreißsaal nehmen können, oder ob sie die Geburt allein durchstehen müssen. Wie sieht es aus?

Dr. Andrea Schmidt: Aktuell ist es so, dass der werdende Vater oder eine andere Vertrauensperson noch mit in den Kreißsaal kommen kann. Man muss sich allerdings zuvor registrieren lassen. Normalerweise gehen auch häufig Familienangehörige mit auf die Station und warten dann außerhalb des Kreißsaals. Das geht jetzt natürlich nicht mehr.

Stichwort Besuchsverbot: Väter gehören im EKM zu den Ausnahmen, sie dürfen auch nach der Geburt Mutter und Kind besuchen. Wie funktioniert das in der Praxis?

Das Besuchsverbot besteht: Auch nach der Geburt darf nur e i n e zuvor registrierte Person zu Besuch kommen. Man muss sich im Eingangsbereich melden, dort wird eine Liste geführt.

Und was ist, wenn der Vater verhindert ist? Darf dann stattdessen ein anderer vertrauter Mensch die Mutter besuchen?

Nein, sonst würde möglicherweise ja jeden Tag jemand anderes zu Besuch kommen. Das soll ja gerade verhindert werden.

Werden derzeit überhaupt noch Familienzimmer angeboten?

Aktuell können wir das noch machen, weil es die Bettensituation im Haus hergibt. Das werden wir jetzt aber jeden Tag neu entscheiden müssen.

Wann darf die Familie, Geschwister oder auch die Großeltern, das lang erwartete neue Familienmitglied sehen? Was wird empfohlen?

Im Moment ist klar: Es dürfen sich - außerhalb der Kernfamilie - nur zwei Personen treffen. Das Meiden sozialer Kontakte betrifft auch junge Familien. Wir müssen also auch Großeltern dazu raten, Besuchskontakte zu vermeiden.

Wie kümmert sich die Frauenklinik um Schwangere, die nun möglicherweise ohne Geburtsvorbereitungskurs entbinden müssen?

Die vorbereitenden Kurse dürfen derzeit ja alle nicht mehr stattfinden. Viele Schwangere bereiten sich jetzt mit einem Buch auf die Geburt vor. Oder sie nutzen die telefonische Beratung unserer Hebammen, nach Terminvergabe. Dazu kann man sich telefonisch im Kreißsaal melden. Im Kreißsaal, bei der Geburt, sind ja Ärzte und Hebammen dabei, die die werdende Mutter begleiten.

Ist eine Geburt in Zeiten von Corona kritischer? Wie gefährdet sind die jungen Mütter und das Neugeborene?

Wir ergreifen besondere Sicherheitsmaßnahmen für die Hebammen und Ärzte, die die Patientinnen betreuen.

Wie geht das EKM mit Schwangeren um, die unter Quarantäne stehen, möglicherweise nachweislich infiziert sind?

Es gibt bisher noch sehr wenig Erfahrungen mit Covid-19-Schwangeren. Weltweit haben schätzungsweise erst rund 20 Frauen entbunden. Ich rechne nicht damit, dass wir an der Mülheimer Frauenklinik eine Covid-19-Patientin haben werden, aber auszuschließen ist es natürlich nicht.

Die niedergelassenen Frauenärztinnen und -ärzte haben eine Telefonnummer, unter der wir 24 Stunden zu erreichen sind. Wenn eine vom Coronavirus betroffene Patientin kommt, werden wir besondere Sicherheitsvorkehrungen treffen. Etwa separate Räume nutzen, um Kontakte zu reduzieren.

INFORMATIONEN FÜR SCHWANGERE

Die Mülheimer Frauenklinik betont, dass sie für die Schwangeren für Fragen per Telefon oder E-Mail erreichbar ist: 0208 309-2500. Die Hebammen des Kreißsaals sind erreichbar unter: 0208 309-2511

Auf der Homepage der Frauenklinik finden sich - fortlaufend ergänzt - Antworten auf Fragen der werdenden Mütter rund um das Thema Corona: https://evkmh.de/kliniken/muelheimer-frauenklinik-geburtshilfe.html