Mülheim. Lange haben Anwohner der Moritzstraße in Mülheim-Styrum für deren Sanierung gekämpft. Nur zehn Jahre später ist die Straße schlechter denn je

Lange haben die Anwohner der Moritzstraße für die Sanierung ihrer Straße gekämpft. Als 2012 die Rechnung für die neu gemachten Radwege, Parkbuchten, Baumscheiben und Flüsterasphaltdecke in ihre Briefkästen flatterte, zahlten sie diese sogar gern. „Es sah gut aus“, lobt Anwohner Siegfried Konrad. Doch das ist Vergangenheit, denn nur acht Jahre später sind Teile der Straße erneut in einem kritischen Zustand: Es gibt Absenkungen, Risse bis hin zu gefährlichen Schlaglöchern.

„Ich zahl’ hier gar nichts mehr“ - Konrad hält verärgert Stücke der Fahrbahn hoch, die jemand offenbar in die Büsche neben den Fahrbahnrand geworfen hat. Manche sind derart groß, dass die Anwohner sie kaum stemmen können. Buslinien, schwere Lkw auf dem Weg zum nahen Aldi-Lager müssen regelmäßig über die Landesstraße L140, walzen die teils schon tiefen Riefen in der Fahrbahndecke weiter aus.

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Anwohner: „Moritzstraße ist beinah im schlechteren Zustand als vor der Sanierung“

Fahrbahnabsenkung und Schlaglöcher machen aus der Moritzstraße teilweise eine Buckelpiste.
Fahrbahnabsenkung und Schlaglöcher machen aus der Moritzstraße teilweise eine Buckelpiste. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Die Schlaglöcher haben einen Anwohner in der vergangenen Woche schon die Felgen gekostet, berichtet Dieter Korbmacher vom Haus Nr. 68. Die Polizei sei kommen und habe angeordnet, die Löcher sofort zu beseitigen. Was er denn mit dem Schaden jetzt machen solle, habe der Anwohner gefragt – „gegen die Stadt klagen“, lautete die Empfehlung.

Gerade einmal eine Woche später, am Freitagmittag, sind die Füllungen teilweise schon wieder zerbröselt. Eine Anwohnerin wundert das wenig: „Hier fahren die Lastwagen jeden Tag, auch nachts und am Sonntag, immer so ab 10 Uhr.“ Die Straße, das sagen viele Anwohner hier, sei heute beinahe in einem schlechteren Zustand als vor der Sanierung.


Verkehrsamt kennt Zustand der Straße: „Flüsterasphalt hält der Belastung nicht stand“

Das ist auch dem Amt für Verkehrswesen längst bekannt. In einem Schreiben vom 18. Februar 2019 – also vor rund einem Jahr – räumte es dies sogar ein: Der „damals eingebaute offenporige und damit lärmreduzierende Asphalt hält anscheinend der Belastung nicht stand“, orakelte man. Dies sei aber auch auf anderen Straßen in Mülheim der Fall, so die lapidare Antwort, es haben bisher keine Finanzmittel zur Verfügung gestanden. Die Deckschicht soll „in den nächsten Jahren erneuert werden“, heißt es unbestimmt im weiteren Schreiben. Bis heute ist auch nichts geschehen.

Stadt sagt nun doch umfassende Prüfung zu

Eine Antwort auf ein weiteres Schreiben an die Stadt hat Dieter Korbmacher nun erhalten. Darin sagt die Verwaltung zu, die Schäden an der Moritzstraße nun umfänglich prüfen zu wollen, und bittet um Geduld.

Die Anwohner wollen mit weiteren Schritten daher abwarten. Das Tempolimit ist für sie allerdings ein Muss, denn zum einen gebe es an der Kurve Moritzstraße einen Fußballplatz, zum anderen fahre an der Limburgstraße kurz zuvor auch die Buslinie 128 raus.

Die Anwohner sehen hier ein weiteres Unfallpotenzial, weil die Kurve unübersichtlich sei und zu schnell gefahren würde.

Wenn die Stadt kein Geld für die Ausbesserung habe, so schlägt Korbmacher vor, dann sollte sie doch die für den Straßenbau verantwortliche Firma zu Rechenschaft ziehen. Denn noch einmal für eine Sanierung zu zahlen, kommt für die Anwohner nicht in Frage – „es ist nicht Angelegenheit der Bürger, für die Unwissenheit der zuständigen Behörde aufzukommen“, argumentiert Korbmacher.

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Tempo 30 stört den Verkehrsfluss, argumentiert das Ordnungsamt

Tempo 30 fordern Dieter Korbmacher (li), Siegfried Konrad und weitere Anwohner der Moritzstraße.
Tempo 30 fordern Dieter Korbmacher (li), Siegfried Konrad und weitere Anwohner der Moritzstraße. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Oder man solle wenigstens ein Tempolimit einführen. Schon allein der gefährlichen Absenkungen und Schlaglöcher zuliebe. Dafür haben sich die Anwohner bereits vor der Sanierung eingesetzt. Ein Teil der Straße – von Schloß Styrum an in Richtung Aldi – ist zudem auf Tempo 30 umgestellt.

Doch die Stadt stellt hier bislang auf Durchzug: Die Moritzstraße sei eine Landes- und Hauptverkehrsstraße „der zweithöchsten Kategorie, wo der Verkehr fließen soll“, erklärt das Ordnungsamt. Eine weitere Reduzierung würde die Funktion einschränken. Auch die Unfallsituation sei „völlig unauffällig“. Und so holpern, beziehungsweise „fließen“, die Busse und Lkw weiter die Styrumer Straße rauf und runter.

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In einem Schreiben an Straßen.NRW – den für Landesstraßen zuständigen Betrieb – hat Korbmacher um Ausbesserung gebeten. Doch dort verwies man ihn zurück an die Stadt. Das Pingpong der Zuständigkeiten wollen die Anwohner nicht mitmachen. Jetzt sammeln sie Unterschriften. Gut 60 hat Korbmacher in wenigen Tagen zusammengetragen, überwiegend von Eigentümern der zahlreichen Doppelhaushälften an der Moritzstraße. „Es ist egal, wo ich hier anklingele, die Leute sind verärgert und unterschreiben sofort.“