Mülheim. Vor knapp elf Jahren hat die Hochschule Ruhr West in Mülheim ihren Betrieb aufgenommen. Jetzt sieht die Hochschulpräsidentin Erweiterungsbedarf.

Knapp elf Jahre, nachdem die Hochschule Ruhr West (HRW) in Mülheim ihren Betrieb aufgenommen hat, reifen erste Pläne für eine räumliche Erweiterung. Dies machte HRW-Präsidentin Susanne Staude nun im Gespräch mit dieser Zeitung öffentlich.

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Erst im Sommer 2016 hatte die HRW ihren neuen Campus an der Duisburger Straße als neue Heimstätte feierlich eingeweiht. 139 Millionen Euro hatte das Land in Mülheim investiert.

HRW-Präsidentin: Wir brauchen mehr Platz

Jetzt sagte die seit September 2019 amtierende HRW-Präsidentin Susanne Staude im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir brauchen mehr Platz. Wir haben deutlich mehr Studierende und deutlich mehr Drittmittel als ursprünglich gedacht.“

Prof. Dr. Susanne Staude ist im September 2019 offiziell zur Präsidentin der Hochschule Ruhr West ernannt worden. Sie sieht Bedarf für mehr Räumlichkeiten.
Prof. Dr. Susanne Staude ist im September 2019 offiziell zur Präsidentin der Hochschule Ruhr West ernannt worden. Sie sieht Bedarf für mehr Räumlichkeiten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Für 3500 Studierende war der Campus in Broich geplant worden. Aktuell lernen in 13 Hörsälen, 25 Seminarräumen, vier PC-Hörsälen, in der Bibliothek und auf verschiedenen Lernflächen 5000 Studierende. „Wir rechnen damit, dass wir diese Größe dauerhaft haben werden und nicht nur temporär“, sagt Staude auch mit Blick auf die entsprechenden Festlegungen von Bund und Ländern im „Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken“. Mit diesem neuen Hochschulpakt war zugesagt worden, die vorhandenen Studienkapazitäten in Deutschland durch eine entsprechende Finanzierung dauerhaft auf ihrem Niveau halten zu wollen.

Alte Hochschulleitung hatte noch 2018 keinen Bedarf zur Erweiterung gesehen

Vor nicht einmal zwei Jahren hatte die alte Hochschulleitung um Gudrun Stockmanns noch ausdrücklich zurückgewiesen, dass Raumnot eine Kapazitätserweiterung nötig machen könnte. Bei Bedarf könnten immer noch die Lehrzeiten werktags ausgedehnt oder die Räume intensiver genutzt werden, hieß es da. Seither ist die HRW aber gewachsen, die Lehrzeiten sind erweitert, freie Flächen zu Lernflächen umgestaltet.

Nachfolgerin Staude bewertet die Situation heute auch deshalb anders. Mit dauerhaft 6500 Studierenden „sind wir eigentlich zu klein“, verweist sie auch darauf, dass sich die HRW schon damit beholfen hatte, sich bei Tengelmann einzumieten.

Hochschule will Ministerium den Raumbedarf darlegen

Der HRW-Standort Mülheim in Zahlen

Die Hochschule Ruhr West verzeichnet ihr Gründungsdatum am 1. Mai 2009. Am 21. September desselben Jahres ging sie zum Wintersemester an den Start. Standorte sind Mülheim und Bottrop. Der Campus an der Duisburger Straße in Broich wurde im Februar 2016 bezogen, der in Bottrop im Oktober 2014.

In Mülheim sind 16 Bachelor-Studiengänge angesiedelt, dazu sieben Master-Studiengänge: Bauingenieurwesen, BWL-Asienmanagement, BWL-Energie- und Wasserökonomik, BWL-Internationales Marketing Management, BWL-Industrieservice-Management, Technisches Produktionsmanagement, Systemtechnik.

An der HRW arbeiteten zuletzt 396 Beschäftigte, darunter 87 Professoren und 105 wissenschaftliche Mitarbeiter.

Den zusätzlichen Raumbedarf will die HRW laut Staude nun dem NRW-Wissenschaftsministerium darlegen. Sie verweist aber darauf, dass man in dieser Angelegenheit noch ganz am Anfang stehe. Es sei viel zu früh, jetzt mit einem Versprechen an die Öffentlichkeit zu gehen.

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Bei der Hochschule ist man der Ansicht, dass auf dem Gelände an der Duisburger Straße ausreichend Platz für eine Erweiterung wäre. Tatsächlich waren auf dem Gelände des ehemaligen Ausbesserungswerkes der Bahn von Beginn an 20 Prozent Erweiterungsfläche mitgeplant worden.

Staude bringt auch eine Anmietung des VHS-Gebäudes ins Spiel

Eine bauliche Erweiterung wäre also denkbar, sollte das Ministerium mitgehen. Infrage komme auch eine Erweiterung über Containerbauten, so Staude. Vielleicht ja auch, um jahrelangen Baustellen-Belastungen aus dem Weg zu gehen, eine Anmietung von Räumlichkeiten im nahen Umfeld. Auf eine Baustelle am Campus blickt Staude nämlich mit Skepsis. Die Labor- und Messtechnik in den Hochschulgebäuden sei äußerst sensibel.

„Die VHS könnte interessant sein“, benennt Staude eine Alternative, die aber auch ihre Nachteile habe. Schon mit der Anmietung auf dem Tengelmann-Areal sei man wegen der räumlichen Distanz nicht glücklich. Hochschulbetrieb im VHS-Gebäude an der Bergstraße? Staude betont, dass sie zu dieser Option noch kein Gespräch mit der Stadt geführt habe. Das sei auch zu früh, so lange der zusätzliche Raumbedarf nicht vom Ministerium anerkannt sei.