Mülheim. . Die hohe Zahl von Flüchtlingen im Großraum Saarn bereitet immer mehr Menschen Sorgen. Der CDU-Ratsherr Frank Wagner sagt: So geht es nicht weiter.

Seit 22 Jahren lebt er in Saarn, seit 24 Jahren ist er in der CDU, inzwischen Vorsitzender des größten CDU-Ortsverbandes in Mülheim, und Frank Wagner ist direkt gewählter Ratsherr. Als solcher hört er seit Wochen Stimmen besorgter Bürger. Im nächsten Jahr sollen 1600 Asylbewerber im Großraum Saarn wohnen. „Das ist vielen viel zu viel. Die Menschen sind besorgt, fühlen sich belastet, fürchten um die Zukunft des Stadtteils.“

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Auf Dauer, fürchtet Wagner, könne das nicht gutgehen. Ein Unternehmer aus Saarn glaubt gar, dass die Stimmung kippen könnte, Menschen auf die Straße gehen. Die Willkommenskultur sei gut, aber eben auch nicht unbegrenzt strapazierbar. Es sind vor allem Familien, Unternehmer, kleine Geschäftsleute, die dem Ratsherrn in den vergangenen Tagen immer wieder vermittelt hätten: Wir schaffen das nicht! Wie soll das in den Kitas weitergehen, in den Schulen, was wird aus dem Stadtteilleben, aus der Lebensqualität, wegen der viele Menschen gerade in Saarn lebten?

Das Bild und das Leben im Stadtteil werden sich ändern, das beunruhige die Menschen, und ja, so Wagner, sie machten sich auch „starke“ Sorgen um ihre Sicherheit.

Die Faust in der Tasche geballt

Laut wird das nicht verkündet, aber viele hätten die Faust in der Tasche geballt. Noch würden die Sorgen versteckt, auch deshalb, so der CDU-Politiker, weil die Menschen fürchten, dann gleich in eine rechte Ecke gestellt zu werden. Davon sei man himmelweit entfernt. „Hier lebt ein gutbürgerliches Publikum, das helfen will, das die Nöte der Flüchtlinge verstehe, das aber kein Verständnis mehr für eine solche Massierung habe. Es gebe inzwischen sogar Bürger, die ihm gesagt hätten, dass sie Saarn am liebsten verlassen würden. „Wir dürfen als Politiker die Menschen am Ort nicht vernachlässigen.“

Aber welche Alternative hat die Stadt? Auch im Norden leben inzwischen viele Flüchtlinge und auch dort werden es mehr. Die Stadtspitze, sagt Wagner, müsste dem Land deutlich machen: Wir können keine Menschen mehr aufnehmen! „Es glaubt doch keiner, dass dann trotzdem einfach Busse mit Asylbewerbern noch nach Mülheim geschickt werden. Das oft verkündete Bild der drohenden Obdachlosigkeit – er glaubt es nicht.

Den jüngsten Plänen der Stadtverwaltung neben dem Kirmesplatz, neben der Turnhalle Lehnerstraße, neben der Turnhalle an der Ernst-Tommes-Straße, neben Klassen im Berufskolleg, neben der nahen Unterkunft an der Holzstraße, jetzt auch noch Hütten für weitere 290 Personen auf dem Parkplatz an der Großenbaumer Straße aufzubauen, wird er im Rat nicht zustimmen. Und Wagner ist überzeugt, dass er in der Union längst nicht der Einzige sein wird. Eine Mehrheit im größten CDU-Ortsverband von Mülheim, wo kontrovers diskutiert werde, denke ähnlich, heißt es. Mehr noch: Angesichts der rund 50 Millionen Euro Investitionskosten für die weiteren Flüchtlingsdörfer könnte auch die Zustimmung zum Haushalt 2016 sehr fraglich werden.

Wähler laufen wegFlüchtlinge in Deutschland

An der Basis der CDU rumort es. Die schlechte Stimmung, von der Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Berlin gesprochen hat, im Mülheimer Süden ist sie spürbar, wenn es heißt: „Hier würde so mancher für Frau Merkel im Wahlkampf nicht mehr auf die Straße gehen.“ Die Enttäuschung über die CDU im Bund sei täglich zu erfahren. „Uns laufen die Wähler weg“, sagt Wagner. Immer wieder höre er: „Ich habe in den letzten Jahren CDU gewählt, nie mehr.“