Mülheim. Die Zahl der gemeldeten Trickbetrüge in Essen und Mülheim ist extrem gestiegen. Die Polizei informiert nochmal umfassend über die Maschen.
Die Zahlen der Statistik sprechen eine deutliche Sprache: Gab es in Mülheim und Essen im Jahr 2016 noch 34 gemeldete Fälle von falschen Polizeibeamten am Telefon, waren es 2017 schon 333 Fälle, 2018 819 Fälle und im letzten Jahr 2019 lag die Anzahl der gemeldeten Fälle bei 1606. Eine besorgniserregende Entwicklung, die für Kriminalhauptkommissar Ralf Ruttkowski vom Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz der Polizei Essen-Mülheim Anlass genug war, in der VHS über die Maschen der falschen Polizisten und anderer Trickbetrüger aufzuklären. Unter dem Motto „Klüger gegen Betrüger“ gab der Experte Tipps, wie sich vor allem ältere Menschen schützen können.
Dass es zumeist ältere Menschen treffe, liege auch daran, dass diese Generation insbesondere gegenüber der Polizei wenig Misstrauen habe, weil man einfach so aufgewachsen sei, erklärte Ruttkowski den zwölf Senioren, die das Aufklärungsangebot des Beamten in der VHS nutzten. „Die Opfer werden in der Regel nach altmodisch klingenden Vornamen ausgesucht“, weiß Ruttkowski. „Es gibt tatsächlich Gisela-Tage, an anderen Tagen sind es Marianne, Ernst oder Wilhelm, die verstärkt durch falsche Polizeibeamte telefonisch kontaktiert werden.“
Trickbetrug in Mülheim: Täter sind meist charmant
Die Täter seien meist sehr charmant, aber auch Druck ließe sich auf ältere Opfer recht schnell ausüben. Die Anrufer manipulierten die Opfer, in dem sie ihnen etwa weismachen würden, zum eigenen Schutz ihre Wertgegenstände wie Schmuck, Gold oder Geld den falschen Beamten auszuhändigen. Aber auch sehr beliebt sei die Masche, es sei eine Bande geschnappt worden, auf deren Liste der Name des Opfers stehe mit dem Vermerk, dass beim Opfer viel Geld und Schmuck in der Wohnung seien. Beantwortet das Opfer die Frage, ob dies stimme, mit ja, sei dies wie eine Einladung an die Täter.
Aber auch Angst sei ein beliebtes Mittel, um an das Vermögen der Opfer zu kommen. „Dann rufen falsche Beamte bei den Opfern an und teilen diesen mit, dass bewaffnete Täter in unmittelbarer Nähe auf der Flucht seien und man entweder ihre Hilfe bräuchte, um die Bande dingfest zu machen oder man einen Beamten des Vertrauens zum Schutz schicken würde.“ So bekämen die Täter schnell Zugang zu den Opferwohnungen.
So überprüfen Mülheimer, ob sie mit der echten Polizei sprechen
Auch wenn die Tricks der Betrüger immer geschickter würden, gäbe es doch Anzeichen, auf die potenzielle Opfer achten können. „Häufig sehen die Opfer, wenn das Telefon klingelt, eine Rufnummer mit 110 im Display“, so Ruttkowski. „Die echte Polizei ruft nie, aber auch wirklich niemals, mit der 110 an.“
Um zu überprüfen, ob es tatsächlich die echte Polizei ist, die anruft, sollte man das Gespräch beenden und sich über den Notruf der Polizei erkundigen. Wichtig sei dabei, dass man auflege und dann wieder abnehme und überprüfe, ob es ein Freizeichen gebe. Denn häufig seien die Betrüger auch technisch so trickreich, dass sie die Leitung kontrollieren könnten und die Opfer, obwohl sie die 110 gewählt haben, wieder bei den Betrügern landen würden.
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„Am sichersten ist es deshalb, in solch einem Fall entweder das Handy zu nutzen, um sich bei der echten Polizei zu vergewissern“, rät der Hauptkommissar. „Oder bei den Nachbarn schellen und über deren Telefon bei der Polizei anzurufen.“
Immer noch häufige Betrugsmasche: Der Enkel-Trick
Obwohl die falschen Polizisten momentan wohl die beliebteste Masche der Betrüger sei, gebe es auch nach wie vor den berühmt-berüchtigten Enkeltrick mit einer ähnlichen Vorgehensweise. Auch dabei würden Menschen mit altmodisch klingenden Namen angerufen. Es würden gerne Pausen provoziert, bis das Opfer dann zum Beispiel frage „Klausi, bist Du es?“
„Und ab da ist dann Enkel Klausi am Telefon und Klausi hat Ansprüche“, erklärt der Opferschutzexperte Ruttkowski. „Oft ist es eine Immobilie, die Klausi in einer Zwangsversteigerung erwerben möchte und dafür dringend Bargeld braucht.“ Und da Klausi bei der Zwangsversteigerung sitzt, schicke er seinen besten Kumpel Bernd vorbei. „Auch in diesem Fall gilt: Legen Sie auf und rufen Sie den echten Klausi an.“
Zweidrittel der Opfer fallen auf falsche Wasserwerker rein
Doch nicht nur die Betrugsmaschen übers Telefon erfreuen sich bei den Kriminellen weiterhin großer Beliebtheit. Betrüger sind als falsche Wasserwerker, Bauarbeiter oder andere Berufsgruppen im Blaumann unterwegs. Leider in zweidrittel der Fälle erfolgreich.
„Überall wird gebuddelt und gebaut, da fallen die Kriminellen nicht groß auf“, erklärt Ralf Ruttkowski vom Kommissariat für Kriminalprävention. „Sie zücken an der Tür dann einen falschen Ausweis, was kaum auffällt, denn wer weiß schon, wie der Ausweis von Mitarbeitern des Wasserwerkes oder eines anderen Unternehmens aussieht?“
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Opfer werden oft ins Badezimmer gelockt
Die Opfer würden meist ins Badezimmer gelotst, wo sie etwa die Farbe des Wassers, das aus dem Hahn kommt, überprüfen sollen. Genug Zeit für die Betrüger, die meist zu zweit auftreten, um das Opfer abzulenken und im Schlaf- und Wohnzimmer nach Wertgegenständen zu suchen.
Ruttkowski appelliert daher an die Zuhörer: „Lassen Sie niemanden in Ihre Wohnung, wenn es sich nicht tatsächlich und zweifelsfrei um einen Mitarbeiter eines für Sie zuständigen Unternehmens ist.“
Service der Polizei
Wer Fragen in Sachen Trickbetrüger oder generell zum Thema Sicherheit Fragen hat, kann sich gerne beim Kriminalkommissariat Kriminalprävention und Opferschutz unter 0201/8295451 oder per Mail an kpo.essen@polizei.nrw.de melden.
Broschüren zu dem Thema liegen in den Mülheimer Polizeiwachen an der Von-Bock-Straße und an der Ulmenalle in Speldorf aus.
Online kann man sich Aufklärungsbroschüren auf essen.polizei.nrw/kriminalpraevention-23 herunterladen.
Polizei rät: Wenige Wertgegenstände mitnehmen
Aber auch harmlose, alltägliche Situationen, könnten sich schnell als perfide Falle herausstellen. „Etwa beim Geldwechseltrick, bei dem die Langfinger während Sie im Kleingeldfach nach Münzen suchen, schnell ein paar Scheine aus Ihrem Portemonnaie zeihen“, warnt Ruttkowski vor gut gemeinter Hilfsbereitschaft.
Auch Taschendiebe, deren Jagdrevier meist das Gedränge sei, würden oft zu mehreren arbeiten und die Ablenkung nutzen, um an Wertgegenstände in Taschen und Rucksäcken zu kommen. Deshalb gelte: „Nehmen Sie so wenig mit, wie nötig“, so der Kriminalhauptkommissar und Opferschutzexperte. „Was man nicht dabei hat, kann auch nicht gestohlen werden.“