Mülheim. Trickbetrug kann man nicht allein in Mülheim bekämpfen: Polizei plant Kooperation mit Nachbarbehörden. Ermittlungen mit der türkischen Polizei.

Zwar sind die Mülheimer Fallzahlen mit insgesamt 9647 angezeigten Straftaten auf dem niedrigsten Stand seit 1991. Doch es gibt auch Bereiche, die die Polizei weiterhin mit Sorge betrachtet. Die Straftaten zum Nachteil älterer Menschen, sprich Enkeltrick und falscher Polizeibeamter, die in die Kategorie „Vermögens- und Fälschungsdelikte“ fallen, sind in den vergangenen Jahren in Mülheim und Essen deutlich angestiegen. Die Polizei will gegensteuern.

„Es handelt sich um ältere Menschen, die großes Vertrauen in die Polizei haben, was extrem ausgenutzt wird“, so Polizeipräsident Frank Richter. „Wir glauben an ein sehr großes Dunkelfeld.“ Weil einerseits Opfer, bei denen die Täter Erfolg hatten, sich schämen, oder potenzielle Opfer andererseits gleich auflegen, und den Betrugsversuch gar nicht erst der Polizei melden. „Das ist auch eine Frage der Prävention, bei den Opfern, aber auch bei den Familienangehörigen.“ Richter appelliert erneut: „Rufen Sie die Polizei an! Lieber einmal mehr als einmal zu wenig.“

Die Täter setzen Senioren am Telefon unter Druck, nicht nur in Mülheim

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Der Trick mit dem falschen Polizisten am Telefon sei ein einträgliches Geschäft für die Täter, die Schadenssummen seien immens, so Polizeidirektor Christian Voßkühler. Die Täter seien sehr gut geschult, sprächen einwandfreies Deutsch „und sie setzen ältere Leute am Telefon so unter Druck, dass diese auch sehr hohe Summen zur Verfügung stellen.“ Nicht nur Bargeld, auch Schmuck werde den „falschen Polizisten“ ausgehändigt. „Manches lässt sich gar nicht taxieren“, so Richter. Es gebe Opfer, die danach völlig mittellos seien. Es komme sogar vor, dass die Opfer später noch von den Tätern am Telefon verhöhnt würden.

Die Polizei weiß, dass die Täter aus Callcentern, häufig in der Türkei, anrufen. Sie machen nicht an den Stadtgrenzen halt, und so strebt Polizeipräsident Frank Richter noch in diesem Jahr eine Zusammenarbeit mit den Behörden der Nachbarstädte an, um effektiver zu werden: „Wir wollen unsere Kompetenzen bündeln.“ Die Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden sei gar nicht mal so schlecht, so Polizeidirektor Voßkühler, aber auch die türkische Polizei brauche eben Ansatzpunkte. „Es ist schwierig, von hier aus zu ermitteln.“