Mülheim. Am Aschermittwoch hat „Mülheim stellt sich quer“ über Nacht eine Demo gegen die AfD organisiert. Davor war es länger ruhig um das Bündnis.
Das Bündnis „Mülheim stellt sich quer“, gegründet im vergangenen Herbst, hatte einen starken Start mit der großen Anti-AfD-Kundgebung vor der Mülheimer Stadthalle. Bei einer Spontandemo am Mittwoch ist es erstmals wieder öffentlich aufgetreten. Wie geht es jetzt weiter?
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Die Protestkundgebung gegen einen Bürgerdialog der AfD am 29. Oktober 2019 gehörte zu den Ereignissen, die die Mülheimer im Vorjahr am heftigsten bewegt haben. Weil rund 2500 Menschen auf die Straße gegangen sind, und weil die Initiative „Mülheim stellt sich quer“ von so vielen verschiedenen Gruppen getragen wurde. Besonders die offizielle Beteiligung der katholischen und der evangelischen Kirche ist aufmerksam registriert worden.
„Wir haben gezeigt, welche Schlagkraft das Bündnis hat“
Danach war es länger ruhig um das Netzwerk - mehr als vier Monate lang, bis zum 26. Februar. Mit einer eiligst ausgerufenen Aktion stellte man sich dem politischen Aschermittwoch der AfD in der Gaststätte Lierberg entgegen. Knapp 100 Demonstranten säumten den Bürgersteig an der Saarner Straße. Eine überschaubare Gruppe, und doch meint Grünen-Vorstandssprecher Fabian Jaskolla: „Wir haben gezeigt, welche Schlagkraft das Bündnis hat.“
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Jaskolla zählt zu den ursprünglichen Initiatoren von „Mülheim stellt sich quer“, neben Nadia Khalaf (SPD) und Andrea Mobini (Die Linke). Zum Hintergrund der jüngsten Aktion erklärt er, man habe schon zwei Wochen vorher gewusst, dass ein Aschermittwochstreffen der AfD in Mülheim stattfindet, den genauen Veranstaltungsort aber erst am Vorabend herausgefunden.
Aschermittwochs-Demo erst am Vorabend geplant
„Ich habe die Demo morgens bei der Polizei angemeldet, und abends waren mindestens 100 Leute da“, so Jaskolla. Er wertet dies als Erfolg, ebenso sieht es Andrea Mobini. Sie meint: „Für so eine kurze Frist sind wir mit der Teilnehmerzahl zufrieden.“ Personelle und praktische Unterstützung leisteten aus der Nachbarstadt „Essen stellt sich quer“ und die Gruppe „Aufstehen gegen Rassismus“. Sie stellten eine Lautsprecheranlage zur Verfügung.
Facebook als wichtigste Plattform
Offiziell haben sich dem Bündnis „Mülheim stellt sich quer“ rund 30 Organisationen angeschlossen, aus den Bereichen Politik, Gewerkschaften, Kultur, Sport. Auch Wohlfahrtsverbände sind mit im Boot, ebenso die Jüdische Gemeinde, die Fatih Moschee sowie evangelische und katholische Stadtkirche.
Veranstaltungen und Nachrichten werden über die Facebook-Seite des Bündnisses verbreitet.
„Solche kurzfristigen Aktionen sind unheimlich anstrengend,“ sagt Mobini, „wir machen diese Arbeit ja alle nebenbei.“ In Kürze solle es ein erneutes Treffen von „Mülheim stellt sich quer“ geben, um die weitere Strategie zu planen, und dann mindestens im Vier-Wochen-Takt.
Nicht nur von der AfD treiben lassen
Auch Fabian Jaskolla will sich mit Spontanprotesten auf Dauer nicht zufrieden geben: „Unser Plan ist, dass wir uns nicht nur von der AfD treiben lassen, sondern verstärkt selber aktiv werden.“ Problem in Mülheim: „Beim Kreis der Organisatoren gibt es große Überschneidungen mit den politischen Parteien. Und die schauen im Kommunalwahlkampf mehr auf ihre eigenen Interessen, sind auch mit anderen Dingen beschäftigt, etwa der Listenaufstellung.“
„Mülheim stellt sich quer“ sollte mehr in die Hände der Zivilgesellschaft gelegt werden, meint der grüne Nachwuchspolitiker. Freiwillige vor. . .