Mülheim. Dirk von Eicken führt Gruppen im Mülheimer Rumbachtal zu Bunkern, Grenzsteinen, Skihängen und Zechen. Er bereichert Fakten mit Histörchen.
Fast immer sind es alte Bilder, zu denen unsere Leserinnen und Leser ihr Wissen mitteilen. Manchmal spielt die Mülheimer Geschichte auch bis in die Gegenwart. Einzelpersonen und Geschichtsgesprächskreise in den Stadtteilen beschäftigen sich mit der Vergangenheit. Entweder wecken die Nachbarschaft, eine bestimmte Epoche oder eine Firmenchronik ihren Forscherdrang. Andere Sammeln Postkarten und ermitteln dazu weitere Fakten. Daraus machen einige dann einen Rundgang, um ihr Wissen an Interessierte weiterzugeben und um Ergänzungen zu sammeln. So ist das beispielsweise mit dem Rumbach.
Er beschäftigt seit vielen Generationen die Stadt. Früher hat er mit seinem Hochwasser öfter den heutigen Innenstadt und Talflächen in Holthausen überflutet. Zahlreiche Mühlenbetriebe an den Ufern nutzten seine Wasserkraft.
Unter der City fließt Bach im gemauerten Kanal
Weil die mitgeführten Gerbreste vor allem im Sommer mächtig stanken, wurde der Rumbach ab 1836 im Stadtkern mit einem Ziegeldach abgedeckt. Seit 1956 fließt der Bach durch einen gemauerten Kanal vom Kaiserplatz unter der Leineweber und Ruhrstraße neben dem heutigen Minihafen in die Ruhr.
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An seinem Oberlauf plätschert der Rumbach immer noch durch die Holthauser Wiesen. Dirk von Eicken kennt im Tal jede Ecke. Auf seinen Führungen kann er eine Menge über den Rumbach, seine Mühlen und andere Gebäude berichten. Auch wie die Menschen früher dort lebten, die Gegend als Freizeitparadies nutzten. Vieles ist bis heute aktuell. Geschichte bleibt im Fluss. Histörchen bereichern die Quellenangaben.
An der Grenze von Holthausen und Mülheim
Am Holthauser Grenzsteig – eine Verbindung zwischen Kuhlendahl und Hölterstraße – beginnt der Hobbyhistoriker seine Tour. „An dieser Stellen verläuft die Grenze zwischen Holthausen und der Stadt Mülheim. Grenzsteine in einem Vorgarten zeugen vom Verlauf dieser Trennlinie hier auf der Hügelkuppe.“
Hinter der Kuppe geht’s hinab ins Tal, die saftigen Wiesen begleiten die schmale Straße. Dirk von Eicken weist nach links. Zu erkennen ist das Gebäude der ehemaligen Wetzmühle: „Dort ist der Mühlsteinfriedhof. Dort liegen die abgenutzten Mahlsteine.“ Einige ragen noch aus dem mit Gras bewachsenen Boden.
Am „Sengelchen“ auf Skiern Stadtmeister ermittelt
An einem Anstieg rechter Hand sind die Reste eines Stolleneingangs im Gestrüpp zu erkennen: „Das ist der Eingang eines Bunkers, den viele Menschen während des Zweiten Weltkrieges in den Hang treiben mussten“, weiß von Eicken. „15. März 1944“ ist blass am Eingang zu erkennen. Dreizehneinhalb Monate später beendeten die Amerikaner den Krieg in Mülheim. Der Stollen ist teilweise eingestürzt und vergittert.
Im strömenden Regen zieht die Gruppe vorbei an mehreren historischen Fachwerkhäusern. Ihre Bewohner haben die meisten mühevoll restauriert und erhalten. Es gibt auch verfallene Exemplare. Am so genannten „Sengelchen“ führt der kurvenreiche Waldweg zügig abwärts. „Hier wurden früher die Stadtmeisterschaften im Skifahren ausgetragen. Es muss einst schneereiche Winter in unseren Breiten gegeben haben“, meint der Rumbachtalkenner. Vergilbte Zeitungsartikel dokumentieren die Abfahrten.
Mühle, Restaurant und Zechenstollen
Unter der Rumbachtalbrücke der Bundesstraße 1 läuft die Gruppe weiter. Die Hölterschule auf der Anhöhe, das Feierabendhaus, die Friedenseiche an der Straße Am Rumbachtal und die Walkmühle, heute ein Restaurant, sind weitere Stationen auf der Tour. An einer Hauseinfahrt zeigt sich der vergitterte Stollenmund der Zeche „Vereinigte Hollenberg und Darmstadt“.
Im 18. Jahrhundert, oder früher, begann im Rumbachtal der Kohleabbau. Das genaue Gründungsdatum ist unbekannt. „Der Name der Zeche stammt wahrscheinlich vom nahe gelegenen Hof Hollenberg“, blättert Dirk von Eicken in seinem Ordner.
Im Dauerregen durch den Wald zur Wetzmühle
Die Zeche Darmstadt existierte seit 1839. Um 1845 vereinigten sich beide Zechen. 1846 gruben Bergleute vom Rumbachtal aus einen Stollen nach Norden, der die beiden Flöze entwässern sollte. Nach längerer zwischenzeitlicher Betriebseinstellung wurde die Zeche 1879 endgültig stillgelegt.
Rundgänge, Kurse und Ausstellungen
Wer mehr wissen möchte zu den Rundgängen im Rumbachtal, wendet sich an die Betreiber des Ausstellungsraumes Kunst und Geschichte. Die Öffnungszeiten an der Oberstraße 27 sind: dienstags bis donnerstags, jeweils 16.30 bis 18.30 Uhr oder nach Vereinbarung.
Das Team von Kunst und Geschichte bietet Ausstellungen (die aktuelle zu Speldorf läuft noch bis zum 27. Februar), Mal- und Zeichenkurse, historische Spaziergänge oder Bildvorträge und Einblick in antiquarische Bücher an. Weitere Infos unter: mh-malocher@web.de
Ein Stück die Straße Holthauser Höfe hinauf, biegt die Gruppe nach rechts in einen Feldweg ein. Dirk von Eicken könnte viel über das steinerne Ehrenmal berichten. Aber der Dauerregen treibt die Gruppe weiter. Über Tilsiter und Walkmühlenstraße erreichen alle die Wetzmühle. Knapp zwei Stunden zuvor sahen die das Wirtschaftsgebäude von der Rückseite. Der Teich ist voll.
Ein paar Meter weiter, an der Essener Straße, wo heute Einkaufsmärkte die Szene bestimmen, stand früher die Brotfabrik Oesterwind. Aber das ist eine andere Geschichte.