Mülheim. . Nach 1836 bekommt der Abwasserlauf eine Überwölbung aus Pflastersteinen. Die Innenstadtstraße Kohlenkamp entwickelt sich zur Einkaufsmeile.
Zugegeben – es war eine schwierige Aufgabe in der Folge 79 unserer Serie: Das Bild von 1880 zeigt den Kohlenkamp. Von den Gebäuden ist entlang der Straße heute nichts mehr zu sehen. Wer kann heute wissen, wie die Heimatstadt vor 140 Jahren ausgehen hat. Das Bild zeigt ein Stück Stadtgeschichte, das unwiederbringlich vergangen ist. Nur noch wenige haben ganz alte Ansichten der Stadt zu Hause. Der Rest lagert in abgedunkelten Schachteln des Stadtarchivs.
Dazu existieren einige schriftliche Quellen über den Kohlenkamp von damals. Am oberen Teil der Straße – kurz vor Einmündung der heutigen Leineweberstraße – herrschte bereits früh ein reges Geschäftsleben. „Im ersten, teilweise, sichtbaren Haus des Bildes (unten rechts) befand sich das Lebensmittelgeschäft der Gebrüder Egemann (Fisch und Konserven)“, hielt Rudolf op ten Höfel vom Geschichtsverein im Bildband „Uss Mölm“ vor mehr als vier Jahrzehnten fest.
Weiß- und Wollwarengeschäft
„Das Haus mit dem spitzen Giebel (Nummer 23) war Eigentum der Familie Gerbener-de Fries. Sie unterhielt darin ein Weiß- und Wollwarengeschäft. Im nächsten Haus (Nummer 25) verkaufte Hermann Heckmann Tapeten und Farben. Es bildet jetzt die Ecke zur Schloßstraße“, erklärte op ten Höfel. Diese wurde erst in den 1930er Jahren dort durchgebrochen. „Im Haus Nummer 27 befand sich bis in die 1920er Jahre das Schuhgeschäft der Firma Meierling.“
Obwohl der Kohlenkamp zu den ältesten Straßen der Stadt zählt, „hatte er über Jahrzehnte keine Entwicklungschancen – weil der Rumbach offen durch die Straße lief“, heißt es in der Broschüre mit historischen Stadtansichten. „Es blieb dem Bürgermeister Christian Weuste vorbehalten, diesen – oft stinkenden – Nachteil zu beheben. Lange Zeit versuchte er vergeblich, von seinen Stadträten das Geld bewilligt zu bekommen, um eine Überwölbung des Baches bauen zu können. Erst 1836 gelang ihm der Durchbruch für das wichtige Projekt. Nicht ohne Stolz wird er die ,Verdingung’ ausgeschrieben haben“, meinte damals op ten Höfel.
Bepflasterung für den Kohlenkamp
„Die Überwölbung des durch den Kohlenkamp hiesiger Stadt fließenden Rumbaches und die Bepflasterung dieser Straße wird insgesamt mit 4562 Reichstalern und 23 Silbergroschen veranschlagt, worüber Plan und Kostenanschlag bei mir eingesehen werden können, soll am Samstag, den 18. diesen Monats, 3 Uhr, im hiesigen Gemeindehause an den Wenigstfordernden verdungen werden. Lusttragende wollen sich hierzu einfinden.“ So lautete Weustes Ausschreibung am 1. Juni 1836.
So erhielt der Rumbach sein Dach. Die Arbeiten zogen sich über Jahre hin und wurden erst von Weustes Nachfolgern vollendet. Es verbesserte deutlich die Lebensqualität in der Innenstadt.
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