Mülheim. Auch wenn die Stadt Mülheim wenig Chancen sieht, 2032 Olympia-Wettkämpfe vor Ort zu haben, so will sie doch eine Rolle spielen bei der Bewerbung.

Dabei sein wäre alles: Sollte es 2032 Olympische Spiele in der Rhein-Ruhr-Region geben, wäre Mülheim doch gerne dabei. Von den Startblöcken kam Mülheims Politik spät, jetzt nimmt sie das Ziel aber noch mal ins Visier.

Zweieinhalb Jahre ist es nun schon her, dass Mülheims Politik sich durch Medienberichte veranlasst sah, mal nachzuhorchen, inwieweit die Stadtverwaltung aktiv geworden sei in Sachen Olympia-Bewerbung der Region Rhein-Ruhr. Immer mal wieder tauchte das Thema am Rande auf, aber Handfestes gab und gibt es nicht zu berichten.

FDP bringt Mülheim als Austragungsort für Hockey und Badminton ins Spiel

Jetzt holte die FDP das Thema auf die Agenda des Sportausschusses. Ihrer Ansicht nach eignet sich Mülheim gar als Austragungsort für bestimmte Sportarten. Genannt werden Hockey und Badminton. In früheren Jahren war für eine Olympia-Bewerbung 2012 auch mal die Rennbahn am Raffelberg für Dressurreiten ins Gespräch gebracht worden. Bringe sich Mülheim hier in Position für eine Bewerbung, so begründete es Fraktionschef Peter Beitz, könne Mülheim „nachhaltig profitieren“. Nicht nur bei der Sportstätten-Infrastruktur: Mit einem nachhaltigen Olympia-Konzept könne es der Stadt auch gelingen, „aktuelle Herausforderungen im öffentlichen Nahverkehr oder bei Fragen zum Wohnbau“ anzugehen.

So weit wie die FDP mag sich Sportdezernent Marc Buchholz derweil nicht aus dem Fenster lehnen. Er dämpft die Erwartungen, weil Mülheims aktuelle Sportstätten für Hockey und Badminton weit entfernt davon sind, ohne mächtige Investitionen tauglich zu sein für Olympia. Er sagt aber doch: „Die Vorgaben für die verschiedenen Sportarten könnten nochmals genau geprüft werden.“

Geschäftsführer der Olympia-Initiative sollen nach Mülheim eingeladen werden

Die Initiative „Rhein Ruhr City 2032“

Sportmanager Michael Mronz und seine Initiative haben die Rückendeckung der NRW-Landesregierung für ihre Idee, die Olympischen und Paralympischen Spiele 2032 in die Region Rhein-Ruhr zu holen. Einige hochkarätige Sponsoren haben sich hinter der Initiative versammelt, so der Spezialchemiekonzern Evonik, die RAG-Stiftung, die Deutsche Post oder der Rheinische Sparkassen- und Giroverband.

Als Austragungsorte für Wettkämpfe sind aktuell Aachen, Bochum, Bonn, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Krefeld. Leverkusen, Mönchengladbach, Oberhausen und Recklinghausen gelistet.

In der privatwirtschaftlichen Olympia-Initiative „Rhein Ruhr City“, die Sportmanager und Veranstaltungsplaner Michael Mronz ergriffen hatte, spielt Mülheim derzeit keine Rolle. 14 Städte zwischen Aachen und Dortmund sind dort als Austragungsorte benannt, Mönchengladbach mit seinem Stadion etwa für Hockey, Düsseldorf mit seiner Messe für Badminton. Lange Zeit hätte Mülheim wohl nicht mehr, sich da noch ins Spiel zu bringen.

Nun will Buchholz einen der Geschäftsführer der Rhein Ruhr City GmbH zu einer der kommenden Sportausschuss-Sitzungen einladen. So soll die Politik mehr über den Sachstand der möglichen Bewerbung erfahren, aber auch nachbohren können, wie sich Mülheim an den Olympischen (und Paralympischen) Spielen beteiligen könnte.

Mülheims Sportverwaltung: Trainingsstätten für Olympia sind denkbar

Beim Olympia-Sporttalk im Februar 2019 hatte sich die Leiterin des Mülheimer Sportservices, Martina Ellerwald, deutlich positioniert. In Mülheim würden keine olympischen Wettkämpfe ausgetragen, dies lasse die Sportstättensituation nicht zu, sagte sie. „Dennoch können wir von Olympia profitieren. So ist es zum Beispiel gut denkbar, dass manche Sportstätten, die wir haben, während der Zeit der Olympischen Spiele zu Trainingszwecken genutzt werden.“ Ähnlich hatte sich der Vorsitzende des Mülheimer Sportbundes, Wilfried Cleven, jüngst noch geäußert.

Andere Ideen gehen über das rein Sportliche hinaus. Hans-Georg Hötger (BAMH) warnte davor, dass Mülheim „ein weißer Fleck“ bleiben könne bei einer Olympia-Bewerbung. Erneut brachte er für seine Fraktion ins Gespräch, am Flughafen ein Medienzentrum einzurichten für die Spiele. „Die WDL-Halle ist ein genialer Standort“, so Hötger. Mülheim müsse sich in eine Bewerbung einbringen, dürfe nicht nur eindimensional daran denken, was sich die Stadt selbst finanziell nicht leisten könne.

WDL-Chef: Wenn Mülheim keine Rolle spielt, wäre das ein Armutszeugnis

Eine andere Idee ist 2019 bei der Jahrestagung des Aero Clubs NRW geboren worden: ein olympisches Dorf rund um die Start- und Landebahn des Flughafens – im Aufbau dergestalt, dass es entsprechend der Nachhaltigkeitsziele nach Ablauf der Spiele als mobile Transporteinheit für andere Zwecke weitergenutzt werden könnte.

Frank Peylo, Geschäftsführer des Luftschiffunternehmens WDL, hat diese Möglichkeit seinerzeit mit dem Präsidenten des Landessportbundes, Stefan Klett, locker diskutiert. Warum nicht zwei, drei olympische Dörfer zwischen Köln und Dortmund, eins davon in Mülheim, nahe der für Essen erhofften Austragungsstätten, sagt er. Und: „Wenn Olympia ins Ruhrgebiet kommt und Mülheim keine Rolle spielt, wäre das ein Armutszeugnis.“