Mülheim. . Der Andrang ist noch größer geworden, vor allem in Dümpten und Styrum. Viele unzufriedene Eltern. Saarn richtet vielleicht fünften Zug ein.
Im aktuellen Anmeldeverfahren für 2019/2020 zeigt sich: Der Andrang zu den Gesamtschulen in Mülheim ist noch größer geworden. In der ersten Runde Mitte Februar wurden insgesamt 544 Kinder angemeldet, 46 mehr als im Vorjahr (siehe Grafik). Letztlich werden nur 420, vielleicht auch 440 von ihnen einen Platz in Styrum, Dümpten oder Saarn bekommen. Man kann sich vorstellen, dass das nicht ohne Probleme abläuft. Eltern fragen, nach welchen Kriterien eigentlich entschieden wird.
Unzufrieden ist beispielsweise Ulrike G. (vollständiger Name der Redaktion bekannt), dabei geht es gar nicht um ihr eigenes Kind. Die Heißenerin betreut eine syrische Flüchtlingsfamilie mit fünf Kindern, die in ihrer Nachbarschaft an der Heinrichstraße wohnt. Einer der Jungs besucht bereits die Gustav-Heinemann-Schule (GHS) in Dümpten, der jüngere Bruder, zur Zeit Viertklässler, wurde dort vor rund zwei Wochen ebenfalls angemeldet, aber nicht angenommen. Die GHS hat regelmäßig die größte Nachfrage unter den drei Mülheimer Gesamtschulen, dieses Mal 282 Anmeldungen. Sieben Klassen à 28 Kinder kann sie bilden, also 196 Plätze zur Verfügung stellen.
Klassenräume fehlen
Der Familie, um die Ulrike G. sich kümmert, wurde der Nachmeldetermin am 25. Februar an der Gesamtschule Saarn empfohlen, dort seien Kapazitäten frei. „Einen Tag später kam auch hier eine Absage“, berichtet die Heißenerin. „Angeblich liegt es an fehlenden Klassenräumen.“ Der Junge habe von der Grundschule eine Empfehlung für die Haupt- oder Gesamtschule bekommen. Die Familie sei 2016 nach Mülheim gekommen, „er wurde eingeschult, ohne ein Wort Deutsch zu können.“
Zum Hauptschulbesuch geraten
Nun wurde dem Zehnjährigen zur Hauptschule am Hexbachtal geraten, aber das möchte die Familie nicht. „Ich werde den Eltern jetzt helfen, Widerspruch einzulegen, an beiden Gesamtschulen“, kündigt Ulrike G. an, „und dann sehen wir weiter...“
So weit muss es vielleicht gar nicht kommen. Nach Einschätzung von Dr. Claudia Büllesbach, Leiterin der Gesamtschule Saarn, gibt es Luft nach oben. „Wir sind beim Nachmeldetermin am Montag überrannt worden“, sagt sie.
Mehr als 130 Kinder möchten nun die Schule besuchen, vorgesehen sind zunächst fünf Eingangsklassen. „Angesichts der Unzufriedenheit vieler Eltern sind wir jetzt mit dem Schulträger und der Bezirksregierung im Gespräch, ob wir noch einen fünften Zug aufmachen können.“ Man will den Eltern entgegen kommen, deren Kind unbedingt eine Gesamtschule besuchen soll. Einigen Familien sei diese Möglichkeit auch schon signalisiert worden, so Büllesbach.
Aufnahmekriterien legen Schulen fest
Die Gesamtschule Saarn wird gerade saniert, was Räume gekostet habe: „Wir werden aber eine Lösung finden“, meint die Schulleiterin, „vielleicht nicht die charmanteste und schickste.“
Eine endgültige Entscheidung, übrigens für alle weiterführenden Schulen in Mülheim, fällt aber erst in der nächsten Sitzung des Bildungsausschusses am 25. März. Darauf weist auch Uwe Alex hin, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule. Dass am Ende wohl nicht alle Bewerber angenommen werden können, ist ihm klar. „Ich kann die Klassenkapazität nicht jährlich ändern, aus räumlichen Gründen.“
Gefragt nach den Aufnahmekriterien der drei Mülheimer Gesamtschulen erklärt Alex: „Das entscheiden die Schulen in eigener Verantwortung. Aber alle handhaben es ähnlich. Die größte Rolle spielt der Notendurchschnitt, denn man braucht eine gewisse Heterogenität der Leistungen.“ Wo die Familie wohnt, oder ob schon Geschwisterkinder auf der Schule sind, spiele dagegen keine Rolle.
Zwei „Töpfe“ nach Notenschnitt
Thomas Ratz, Leiter der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, beschreibt das Aufnahmeverfahren so: Alle Noten der Grundschulzeugnisse werden ins System eingegeben, der Durchschnitt ermittelt und zwei „Töpfe“ gebildet, leistungsstarke und -schwächere Kinder. „Wir sind verpflichtet, aus beiden Töpfen gleich viele Kinder zu nehmen“, erläutert Ratz. Außerdem achten alle Gesamtschulen auf einen möglichst ausgewogenen Jungen- und Mädchenanteil.
Für Thomas Ratz, der erst zum Schuljahresbeginn die Leitung der GHS übernommen hat, ist dies die erste Anmelderunde, in der er die Hauptverantwortung trägt. Familien, die Absagen bekommen, stehen nicht selten anderntags in seinem Büro: „Da spielen sich wirklich Dramen ab“, sagt er. „Das ist nicht schön.“