An Rhein und Ruhr. . Ein Junge wird von einer Schule nicht angenommen, die Mutter klagt erfolgreich. Auch dieses Jahr wird es wieder viele Enttäuschungen geben.

Anfang Februar beginnen wieder die Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen in NRW. Wie in jedem Jahr werden viele Eltern enttäuscht werden, weil ihre Kinder nicht an der Wunsch-Schule aufgenommen werden.

Diese Erfahrung musste auch eine Mutter aus Essen machen, die ihren Sohn vor zwei Jahren an einer Gesamtschule im benachbarten Heiligenhaus anmelden musste. Der Junge wurde abgewiesen. Zu Unrecht, wie jetzt das Oberverwaltungsgericht in Münster beschied.

Zu wenig Plätze, zu große Nachfrage

Auch in diesem Jahr werden wieder besonders Eltern betroffen sein, die ihre Kinder an einer Gesamtschule anmelden wollten. Es gibt einfach zu wenig Plätze für die große Nachfrage.

Dabei ist die Gesamtschul-Landschaft in NRW ausgebaut worden: Nach dem Schulkonsens im Jahr 2012 ist die Zahl der einst von Kritikern als sozialistisches Teufelswerk geschmähten Gesamtschulen deutlich gestiegen. Waren es vor dem Schulkonsens etwa 200, sind es jetzt laut der Lehrergewerkschaft GEW landesweit 330.

„Viel Ideologie im Spiel“

Ob sich Kommunen für den Bau oder den Ausbau von Gesamtschulen entscheiden, hängt aber noch immer häufig von der politischen Einfärbung der jeweiligen Stadträte ab, sagt die nordrhein-westfälische GEW-Vorsitzende Dorothea Schäfer. „Da ist nach wie vor viel Ideologie im Spiel. Das ist schade.“ Längeres gemeinsames Lernen sei pädagogisch für alle Schüler wichtig, das gegliederte System nach oben nicht durchlässig, betont Schäfer.

Die nach wie vor zu geringe Zahl der Gesamtschulen in NRW sei auch Resultat einer verfehlten schwarz-gelben Bildungspolitik im Kabinett Rüttgers: „Zwischen 2005 und 2010 wurde die Gründung von Gesamtschulen blockiert.“ Wie sehr mancherorts die Nachfrage das Angebot an Plätzen übersteigt, hat der Verband Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) dokumentiert.

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In Köln mussten demnach im vergangenen Jahr fast 1000 Nachfragen nach einem Platz in einer der städtischen Gesamtschulen abgelehnt werden, in Duisburg rund 500, in Düsseldorf und Mönchengladbach jeweils etwa 300, in Essen waren es rund 100 und in Oberhausen etwa 90.

Die Anmeldenachfragen sind allerdings auch innerhalb von Städten unterschiedlich, berichtet Behrend Heeren, der GGG-Landesvorsitzende. „Eltern achten sehr genau auf die soziale Mischung der Schule.“

Zusammenarbeit zwischen Schulen

Heißt: In einkommensstärkeren Stadtteilen sind die Gesamtschulen häufig gefragter als die in einkommensschwachen. Es gebe aber zwischen den Gesamtschulen sowohl innerstädtisch wie in der Nachbarschaft Ausgleichsverfahren.

„Wir haben früher immer mit Oberhausen zusammen gearbeitet“, sagt Heeren, der selbst lange Zeit Leiter einer Gesamtschule in Mülheim war. Aus Essen berichtet die dortige Pressestelle, dass man bislang immer einen Alternativplatz für Schüler gefunden habe, die an der Wunsch-Gesamtschule abgewiesen worden seien. Die Stadt baut eine neue Gesamtschule, um der Nachfrage Herr zu werden.

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Für die Auswahl bei den Anmeldungen gibt es in NRW klare Regeln, die im Schulgesetz festgehalten sind. So müssen die Schulen auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen, Kindern unterschiedlicher Leistungsstärke und unterschiedlicher Muttersprache achten sowie berücksichtigen, ob die zuletzt besuchte Grundschule in der Nähe der Wunsch-Gesamtschule liegt. Zudem muss das Anmeldeverfahren transparent gestaltet werden.

Das Anmeldeverfahren bei der beklagten Gesamtschule in Heiligenhaus sei eben nicht transparent verlaufen, argumentierten die Richter des Münsteraner Oberverwaltungsgerichts. Dort seien regelmäßig ortsansässige Schüler bevorzugt worden, kritisierte das Gericht.

Rüffel für die Bezirksregierung

Auch die zuständige Bezirksregierung in Düsseldorf bekam in Münster einen Rüffel. Sie habe bisher Schülerdaten unzulässig zurückgehalten und damit die Überprüfung der Einhaltung der vorgegebenen Auswahlkriterien erschwert.

Wie sich die Situation perspektivisch entwickeln wird, weiß die GEW-Landesvorsitzende Schäfer nicht genau einzuschätzen. Einerseits sei die Zeit der sinkenden Schülerzahlen vorbei, auch wegen der hohen Zahl an Zuwanderern, die in den vergangenen Jahren nach NRW kamen. Andererseits werde mit dem Ende des Turbo-Abiturs an den meisten Gymnasien in Nordrhein-Westfalen der Anmeldedruck auf die Gesamtschulen sinken.

Gleichwohl plädiert Schäfer an die Kommunen, nötigenfalls zu investieren: „Wenn schon bei der letzten Anmelderunde viele Plätze gefehlt haben, muss nachgesteuert werden.“

Laut Behrend Heeren hat die Situation sich in den vergangenen Jahren allerdings zum Positiven verändert.