Mülheim. Finanzierung durch Land und Kommune reicht nicht zu 100 Prozent. Die Einrichtung ist daher auf Spenden angewiesen - wie die des Rotary-Clubs.

Sexualisierte, körperliche oder psychische Gewalt: Häusliche Gewalt hat viele Gesichter und zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Für betroffene Frauen ist das Mülheimer Frauenhaus eine wichtige Anlaufstelle. Doch um den Betrieb des Hauses sicherzustellen, ist die Einrichtung auf Spenden angewiesen.

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Ein Ort, an dem sie und oft auch ihre Kinder sich erst einmal sicher fühlen. Ein Ort, an dem sie Hilfe bekommen und ihr Leben in Ruhe ordnen und neu sortieren können. „Das sind Leben, die häufig wie ein Puzzle wieder neu zusammengesetzt werden müssen“, weiß Gülsüm Erden, Leiterin des Mülheimer Frauenhauses. „Für die Frauen ist das ein großer Schritt, insbesondere wenn Kinder mit im Spiel sind.“

Rotary Club Mülheim-Uhlenhorst unterstützt seit zehn Jahren

Um den Müttern und ihren Kindern den Aufenthalt im Frauenhaus so angenehm wie möglich zu gestalten, unterstützt der Rotary Club (RC) Mülheim-Uhlenhorst seit nunmehr zehn Jahren die Einrichtung mit Spendengeldern. Rund 30.000 Euro konnten die Uhlenhorster Rotarier im Rahmen von Spendenaktionen für das Frauenhaus sammeln. „Insbesondere unser Glühweinverkauf zugunsten des Frauenhauses auf dem Saarner Nikolausmarkt hat lange Tradition“, sagt Rainer Minzenbach, Schatzmeister des RC Uhlenhorst.

„Die Leute spenden gerne für lokale Projekte“, ergänzen RC-Präsident Hanns Schuster und RC-Sprecher Andreas Swoboda. 2500 Euro sind beim letzten Nikolausmarkt zusammengekommen. Geld, das dringend benötigt wird. Zwar wird das Frauenhaus durch Landesmittel und die Kommune finanziert. Eine einhundertprozentige Finanzierung ist aber nicht gesichert, da man nicht wisse, was an Spenden im Laufe eines Jahres eingeht, erklärt Annette Lostermann-DeNil, erste Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Frauen“, der neben dem Frauenhaus auch Beratungsstellen für betroffene Frauen betreibt.

Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Motto

Acht Frauen und 14 Kinder können im Mülheimer Frauenhaus Zuflucht finden. Drei Wohnbereiche mit jeweils einer Küche und einem Bad stehen ihnen zur Verfügung. „Sie leben dort zusammen wie in einer Wohngemeinschaft“, sagt Gülsüm Erden. „Im gemeinsamen Wohnzimmer können die Betroffenen miteinander ins Gespräch kommen, reden ist einfach enorm wichtig.“ Hilfe zur Selbsthilfe lautet das Motto im Mülheimer Frauenhaus.

Im Schnitt bleiben die Frauen drei bis sechs Monate im geschützten Raum der Einrichtung, deren Adresse natürlich nicht öffentlich bekannt sein soll. Das aber ist gar nicht so einfach. „Wenn eine Frau mit ihren Kindern ins Frauenhaus kommt, muss das dem Jugendamt gemeldet werden“, weiß Kim Ehring, Rechtsanwältin und 2. Vorsitzende von „Hilfe für Frauen“. Und das Jugendamt sei eigentlich verpflichtet, den Vätern den genauen Aufenthaltsort ihrer Kinder mitzuteilen. „Die Zusammenarbeit mit den Mülheimer Ämtern und auch der Polizei klappt aber wirklich hervorragend.“

Männer können ihre Frauen übers Handy orten

Außerdem bereitet die Digitalisierung den Betreibern von Frauenhäusern zunehmend Probleme. So mussten im letzten Jahr zwei Frauen aufgrund der Gefährdungslage in anderen Frauenhäusern untergebracht werden, weil die Männer ihren Aufenthaltsort über das Handy orten konnten.

Bei allen Problemen, die die Frauen und zwangsläufig ihre Kinder im Gepäck haben, gibt es auch schöne Momente. „Insbesondere wenn ich ehemalige Bewohnerinnen oder ihre Kinder treffe und tolle Rückmeldungen bekomme“, sagt Gülsüm Erden, die seit 24 Jahren im Mülheimer Frauenhaus arbeitet. „Wenn mir ehemalige Kinder dann erzählen, dass es damals für sie ein Start in ein neues Leben war, dass sie studiert haben und heute glücklich sind, dann bin ich es auch.“