Mülheim. In der Diskussion um das Forum in Mülheim meldet sich jetzt der Kinobetreiber zu Wort. Er wirft den Eigentümern vor, ihre Mieter zu „vergrätzen“.

Durch den absehbaren Auszug von C&A erhöht sich der Leerstand im Einkaufszentrum Forum - und zugleich der Druck auf die Eigentümer, neue Lösungen zu entwickeln. Harte Kritik kommt jetzt von Meinolf Thies, der mit seiner Frau Anja die Filmpassage im zweiten Obergeschoss des Centers betreibt. Er warnt: „Im Forum steht die Uhr kurz vor zwölf.“

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Zwei Hauptprobleme sind es, die Thies zu dieser Einschätzung bewegen: Zum einen vermisst er ein zukunftsfähiges Konzept, das seit langem auf sich warten lasse – während im Rhein-Ruhr-Zentrum ernsthaft investiert werde. Zum anderen wirft er der Commerz Real AG als Eigentümerin des Forums vor, Bestandsmieter zu „vergrätzen“.

Mietvertrag für die Filmpassage bis Herbst 2023: „Wir würden gerne bleiben“

Tatsächlich kennen Meinolf und Anja Thies, die mittlerweile acht Kinos in verschiedenen Städten betreiben, beide Center. Bevor sie im Oktober 2013 das Lichtspielhaus im Forum übernommen haben, führten sie zehn Jahre lang das Cinemaxx im Rhein-Ruhr-Zentrum. Ihr Mietvertrag im Forum läuft über insgesamt zehn Jahre, bis zum Herbst 2023. „Wir würden auch gerne in Mülheim bleiben“, sagt Thies. „Wir haben hier unser Stammpublikum. Das Kino läuft.“

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Aber bei ihm hat sich Ärger aufgestaut. Ein neues Konzept für das Forum, in dem derzeit 19 Ladenlokale leer stehen, hätten die Eigentümer schon vor mehr als zwei Jahren angekündigt. Immer noch sei es nicht in Sicht.

Im Rhein-Ruhr-Zentrum wird schon Ernst gemacht

Wenige Kilometer entfernt dagegen, so Thies, „machen die Macher des RRZ nun Ernst und investieren bis Ende 2022 gut 200 Millionen Euro! Selbst wenn ein Löwenanteil der Summe in für Besucher nicht sofort sichtbare, aber nötige technische Neuerungen geht, wird es am Ende zu einem Paukenschlag kommen; so sehen die Illustrationen zumindest aus.“ Die Commerz Real AG sollte sich dringend an die Arbeit machen, „nicht immer nur reden“.

Meinolf Thies führt mit seiner Frau Anja seit über sechs Jahren die Filmpassage im Forum. Momentan ist er ziemlich sauer.
Meinolf Thies führt mit seiner Frau Anja seit über sechs Jahren die Filmpassage im Forum. Momentan ist er ziemlich sauer. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Außerdem kritisiert der Kino-Chef den Umgang der Forum-Eigentümer mit den Bestandsmietern. „Sie tun wenig dafür, die Mieter bei Laune zu halten.“ Dahinter steckt offenbar ein persönlicher Streit um einbehaltene Mietzahlungen. Nach Schilderung von Thies litt die Filmpassage ab Ende 2016 jahrelang unter Wasserschäden, verursacht durch den Nassbereich des darüber liegenden Fitnessstudios.

Streit nach Wasserschaden im Kino

Zwei Mal habe des Kinofoyer komplett unter Wasser gestanden, „unser Lager war schimmelig“, auch direkt neben Lampen sei Feuchtigkeit eingedrungen. „Wir hatten eine Menge zusätzliche Arbeit“, berichtet Thies, „unsere Mitarbeiter mussten umräumen, Böden wischen.“ Informationen hätten sie immer nur von der Haustechnik des Forums bekommen. „Auf Arbeitsebene ist das Verhältnis im Center in Ordnung.“ Von Seiten der Eigentümer „tat sich aber überhaupt nichts“, kritisiert Thies.

Daher hätten sie ab Ostern 2017 einen Teil der Miete einbehalten. Erst im Frühjahr 2019 sei der Wasserschaden behoben worden, anschließend hätten die Eigentümer von ihnen verlangt, die gekürzten Beträge nachzuzahlen. Mittlerweile seien Anwälte eingeschaltet. „Die Sache ist noch nicht vor Gericht, aber ich fürchte, wir kommen dahin.“

Unternehmen bezweifelt, dass einseitige Mietkürzung gerechtfertigt war

Commerzbank-Tochter stieg 2017 ein

Die Commerz Real AG, eine Tochterfirma der Commerzbank mit Hauptsitz in Wiesbaden, hat das Forum im April 2017 übernommen. Der Verkauf kam damals überraschend.

Die neuen Eigentümer hatten vor knapp drei Jahren die „optimale Lage“ des Centers hervorgehoben und die hohe Kaufkraft in Mülheim.

Der Mietvertrag mit C&A im Forum wurde zum 30. September 2020 gekündigt.

Ein Sprecher der Commerz Real AG bestätigt auf Anfrage, dass es einen Wasserschaden gab, ausgelöst durch das Fitnessstudio. Betroffen seien die Toiletten des Kinos gewesen, der Vorraum und eine Abstellkammer. „Dieser Schaden hatte aus unserer Sicht nur geringen Einfluss auf den laufenden Kinobetrieb“, so der Unternehmenssprecher, „und wurde im Januar 2019 behoben.“

Dennoch habe der Kinobetreiber einseitig die Miete gekürzt. Strittig sei, ob der Wasserschaden den Betrieb und Umsatz der Filmpassage so beeinträchtigt habe, dass eine Mietreduzierung gerechtfertigt war. „Hierzu sind wir mit Herrn Thies im Gespräch.“

„Neue Konzepte werden mit Hochdruck ausgearbeitet“

Auf eine zeitliche Perspektive für das neue Gesamtkonzept möchten sich die Eigentümer nicht festlegen. Verschiedene Modelle „einer möglichen neuen Ausrichtung werden derzeit mit Hochdruck ausgearbeitet“, heißt es.