Mülheim. Falls sich die Rhein-Ruhr-Region für die Universiade 2025 bewirbt, wäre Mülheim gern Wettkampfort für Badminton. Es darf aber nichts kosten.
Die Region Rhein-Ruhr möchte ein Spitzensport-Fest ausrichten, zu dem Tausende junger Athleten anreisen: die Sommer-Universiade 2025. Sechs Städte sind dafür ernsthaft im Gespräch, darunter Mülheim. Die Stadt sähe gerne die Badmintonwettkämpfe in der Innogy-Halle. Problem: Das Ganze darf nichts kosten.
Generell stehen hinter dem Vorhaben noch Fragezeichen. Bislang ist nicht sicher, ob es überhaupt eine solche Bewerbung geben wird. Sie würde vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) eingereicht an den Weltverband FISU. Mitte November hat sich die Vollversammlung des adh mit überwältigender Mehrheit für eine Bewerbung um die Sommer-Universiade 2025 in der Region Rhein-Ruhr ausgesprochen, aber noch ist diese nicht formuliert.
Sechs Städte wollen sich beteiligen, darunter Mülheim
Den aktuellen Stand erläuterte adh-Generalsekretär Dr. Christoph Fischer auf Anfrage dieser Redaktion wie folgt: Zwei Gespräche zum Thema Universiade hätten in der NRW-Staatskanzlei stattgefunden, im November und in der vergangenen Woche. Dabei waren Vertreter des adh sowie von sechs Städten: Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Krefeld und Mülheim.
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Darüber hinaus sei aber auch eine Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium erforderlich, so Fischer, „denn die Finanzierung wird aufgeteilt“. Er rechnet damit, „dass bis spätestens Ende Februar die Entscheidung fällt“. Letzter Termin, um beim Welt-Hochschulsportverband ein Bewerbungsdossier einzureichen, wäre dann der 31. Mai 2020.
Sportdezernent ist Universiade-Fan seit Duisburg 1989
In Mülheim hat das große Sportfestival schon einige Fans, darunter Marc Buchholz, Dezernent unter anderem für Jugend, Bildung und Sport. Er hat die Universiade 1989 in Duisburg als Zuschauer miterlebt und noch in begeisterter Erinnerung, ebenso wie 1992 die Olympischen Spiele in Barcelona. „Die Universiade wäre ein absolutes Highlight für die Region“, sagt Buchholz. „Wenn dann noch die IGA 2027 folgt und die Olympia-Bewerbung für 2032, wäre das ein roter Faden für das Ruhrgebiet, um sich international zu positionieren.“
Dabei würde Mülheim nur im bescheidenen Rahmen einsteigen: Die Stadt ist im bisherigen Konzept mit der Innogy-Sporthalle beteiligt und möchte dort die Badminton-Wettkämpfe ausrichten, die zum Basisprogramm jeder Sommer-Universiade gehören. Einschlägige Turniererfahrung bringt man mit, immerhin finden hier alljährlich die offenen Deutschen Meisterschaften Yonex German Open statt.
Fraglich, ob die Innogy-Halle genügend Spielfelder für Badminton hat
Gleichwohl muss noch geprüft werden, ob die Innogy-Halle alle nötigen Voraussetzungen als Spielstätte für die Universiade aufweist. Laut adh-Generalsekretär Christoph Fischer habe man hierzu Rücksprache mit dem Weltverband gehalten: „Wir würden Badminton gerne in Mülheim machen. Die Frage ist noch, ob die Anzahl der Spielfelder in der Innogy-Halle ausreicht, um die Wettkämpfe im gegebenen Zeitrahmen durchzuführen.“
Insgesamt zwölf Tage sind für eine Sommer-Universiade angesetzt, nach den Olympischen Spielen zweitgrößte Multisportveranstaltung der Welt. Erwartet werden rund 10.000 Teilnehmer, darunter 7500 bis 8000 Athletinnen und Athleten. Unterkommen sollen sie, nach bisheriger Planung des adh, nicht in einem Universiade-Dorf, sondern in Hotels, schwerpunktmäßig in Düsseldorf, Duisburg und Essen.
Stadt Mülheim kann keinen Euro zur Finanzierung beitragen
Hauptknackpunkt, insbesondere aus Mülheimer Sicht, ist die Finanzierung. Nach dem jüngsten Treffen in der Staatskanzlei erklärt Sportdezernent Marc Buchholz: Die kommunalen Vertreter, mit Ausnahme der Stadt Düsseldorf, hätten deutlich gemacht, „dass die Beteiligung der jeweiligen Stadt davon abhängen wird, ob z.B. die kostenfreie Bereitstellung der Sportstätten und ggf. des dortigen Personals für die Universiade die rechtlichen und fiskalischen Regelungen des Stärkungspaktgesetzes berühren.“
Duisburg sprang 1989 kurzfristig ein
Die Universiaden - Weltspiele der Studierenden - finden seit 1959 jeweils in den ungeraden Jahren statt, im Winter und im Sommer. Veranstaltet werden sie vom internationalen Hochschulsportverband FISU (Fédération Internationale du Sport Universitaire).
Feste Sportarten bei den Sommerspielen sind: Badminton, Basketball, Bogenschießen, Fechten, Turnen, Judo, Leichtathletik, Rhythmische Sportgymnastik, Schwimmen, Taekwondo, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Wasserball und Wasser-/Turmspringen. Drei weitere Sportarten können gewählt werden.
Vielen ist die Sommer-Universiade 1989 in Duisburg noch in guter Erinnerung, die erste und bislang einzige in Deutschland. Duisburg ist damals kurzfristig für Sao Paulo eingesprungen und hatte nur 153 Tage Zeit zur Vorbereitung.
Zuletzt fand im Juli 2019 die 30. Sommer-Universiade im italienischen Neapel statt. Im Sommer 2021 steigt das studentische Spitzensportfest in der chinesischen 14-Millionen-Stadt Chengdu.
Kurz gesagt: Es darf nichts kosten. „Wir als Stadt Mülheim können keinen einzigen Euro dazu beitragen“, sagt Buchholz, „sonst sind wir schnell raus.“
Es müsse so abgerechnet werden, „dass wir die Kosten erstattet bekommen, aber der adh auch nicht übermäßig belastet wird.“ Damit steht und fällt die Mülheimer Initiative. Der Hochschulsportverband kalkuliert laut Buchholz mit Gesamtkosten für das Event von 140 bis 160 Millionen Euro.
Politischer Beschluss für April angepeilt
Im Sportausschuss am Montag, 3. Februar, will die Verwaltung erstmals über die mögliche Beteiligung Mülheims an der Universiade 2025 berichten. Sofern die Finanzierung zwischen Bund und Land geklärt ist, soll für den Sportausschuss am 2. April und die Ratssitzung am 30. April eine Beschlussvorlage vorbereitet werden.